SONNTAG, 22.03.2015 / 19.00 Uhr
Filmvorführung mit Diskussion.

Am Ortsrand von Hersbruck, 35 km östlich von Nürnberg, existierte von Sommer 1944 bis April 1945 ein Konzentrationslager. Offiziell ein Außenlager von Flossenbürg, war es doch das drittgrößte KZ in Süddeutschland. Die Gefangenen mussten oberhalb des Dorfes Happurg den Berg Houbirg für eine unterirdische Flugzeugmotorenfabrik der Firma BMW aushöhlen. Das geheime Rüstungsprojekt mit der Tarnbezeichnung ‚Doggerwerk‘ wurde von der SS geleitet.  Aus ganz Deutschland zog die Bauleitung zivile Bergbaufachkräfte zusammen. Im Mai 1944 begannen die Arbeiten am Doggerwerk. Die KZ-Häftlinge mussten den Abraum aus dem Berg schaffen und eine Eisenbahnlinie bauen. Der lange Marsch zur Baustelle, die harten Arbeitsbedingungen und unzureichende Ernährung ließen die Gefangenen abmagern. Die enge Unterbringung im Lager Hersbruck begünstigte den Ausbruch von Epidemien, der viele Häftlinge zum Opfer fielen. 
Die Monate in Hersbruck haben sich tief ins Gedächtnis von Alfred Nerlich eingebrannt:
„Die Häftlinge mussten den Abraum mit Loren aus dem Berg schaffen - alles im Laufschritt. Es kam öfters vor, dass eine Lore mit den Häftlingen den Berg hinunter kippte. Die Toten wurden mit zurück ins Lager getragen, denn beim Appell musste die Zahl der Gefangenen stimmen.“ Der harte Winter 1944/45 setzte den Häftlingen zu. Der Franzose Roger Caille war verzweifelt:
„Ich war so entkräftet, dass ich es nicht mehr den Berg hoch schaffte. Da habe ich einen Finger auf das Gleis gelegt und ihn mir von der Lore zerquetschen lassen. So kam ich in das Krankenrevier.“
Der Schriftsteller Bernt Engelmann - Häftling Nr. 28738 - erinnerte sich an die Verpflegung:
„Im Esskübel setzte sich die Nahrung unten ab. Schöpfte der Kapo nur von oben, so erhielt der Häftlinge nur warmes Wasser. Der Kapo entschied über Leben und Tod.“
Bernt Engelmann verstarb 1994.
Als sich Anfang April 1945 amerikanische Truppen Hersbruck näherten, wurden 1.600 kranke, gehunfähige Häftlinge mit Güterwaggons ins KZ Dachau transportiert. Über 3000 Häftlinge mussten jedoch den Fußmarsch antreten. Der italienische Antifaschist und KZ-Häftling Vittore Bocchetta machte den Todesmarsch mit. Vor Hunger aß er Gras. Schließlich gelang ihm in einem Waldstück die Flucht.
Insgesamt 9.500 KZ-Häftlingen kamen nach Hersbruck. Rund viertausend von Ihnen starben. Von den vier Kilometer langen Stollen und Hallen waren bei Kriegsende etwa ein Drittel ausbetoniert.

Dauer: 30 Minuten.


KULTURBüHNE ARTISCHOCKEN

Veillodterstr. 8
90409 Nürnberg






KARTE

20250606_Gitarre_18UhrKonzerte