MITTWOCH, 23.10.2024 / 19.30 Uhr
Nuejazz Festival

19.30 Uhr Levitation Orchestra

„Levitation“ (von lateinisch „levitas“, Leichtigkeit) ist auch ein Begriff aus der Parapsychologie und beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, ohne Hilfsmittel frei im Raum zu schweben. Ob der Londoner Trompeter Axel Kaner-Lidstrom diese Definition im Kopf hatte, als er vor einigen Jahren das Levitation Orchestra gründete und ihm diesen Namen gab, sei dahingestellt. Jedenfalls ist die Besetzung seines Orchesters mit zwei Violinen und einem Cello, mit Bläsern, Harfe, Rhythmusgruppe plus einer Sängerin und einem Sänger nicht alltäglich und zeugt vom Mut zum Risiko: nämlich die eigene Komfortzone hinter sich zu lassen, um in neue Welten aufzubrechen und unbekannte Klangräume zu entdecken und zu erforschen.

„Illusions & Realities“ heißt das aktuelle Album. Zu hören sind Songs, die weder das musikalische Drama in Cinemascope scheuen noch vor großem Besteck zurückschrecken. Die Musik besitzt einen Pathos, der an den Spiritual Jazz der späten 1960er-Jahre gemahnt, gleichzeitig aber auch Erinnerungen wachruft an den verschrobenen Orchesterjazz vom Sun Ra Arkestra. Die Streicher*innen übernehmen eine wichtige Rolle in der Orchestrierung und die Harfe fährt oftmals unverhofft arpeggierend dazwischen; Bass und Schlagzeug rollen einen rauschhaften Groove-Teppich aus, auf dem sich die Bläser mit eloquent phrasierter Improvisationskunst breit machen.

Haben wir schon gesagt, dass das Levitation Orchestra ein Kollektiv ist? Die Kompositionen entstehen jedenfalls in Gruppendiskussionen und beschäftigen sich mit Kindheit, Stoizismus, astrophysikalischen Theorien und neurologischen Wahnvorstellungen. Auch das Verfahren ist nicht alltäglich.

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21 Uhr Kurt Rosenwinkel „The Next Step“

Seit er Anfang der 1990er-Jahre in der Jazzszene aufgetaucht ist, gehört Kurt Rosenwinkel zu den Erneuerern der Gitarre. Er hat für sein Instrument eine Soundästhetik gefunden, mit der er die Rolle der Gitarre im Jazz grundlegend verändert hat. Rosenwinkel wirft weit in den tonalen Raum flirrende Girlanden aus, in denen die einzelnen Tonhöhen, nahezu ohne Attack gespielt, wie verwischt klingen und man nur noch weich geschwungene Legato-Bögen zu hören glaubt. Wie eine Welle nach der anderen branden diese Bögen über die Akkorde hinweg, umspülen deren Töne so klangintensiv, als ob sie diese schützend umschließen wollten. Die Dynamik dieser Bögen geht fast gegen Null; aus dem Kontrast zwischen einer crispen Süße und einer coolen Lässigkeit der Klänge zieht Rosenwinkel geradezu Energie für seine sich wie aus der Unendlichkeit speisende Improvisationskunst.

Schon vor 30 Jahren war Rosenwinkel angetrieben und fasziniert von der Erfindungskraft und dem Innovationswillen eines zeitgenössischen Jazz. Seine ersten Meriten hatte der Gitarrist 1992 in der Band des Vibraphonisten Gary Burton, im selben Jahr wurde er Mitglied in Paul Motians Electric Bebop Band. Mitte der 1990er formierte Rosenwinkel ein Quartett, das mit dem Album „The Next Step“ im Jahr 2000 einen kreativen Höhepunkt erreichte.

Diesen Herbst kommt die Band nach langer Pause wieder zusammen. Die vier Musiker zeigen auch heute noch ein antizipierendes Zusammenspiel, das sich direkt aus dem Flow der gemeinsamen Improvisation entwickelt und zur Grundierung wird für die individuelle Tonbildung des Saxophonisten Ben Wendel (er steigt beim Konzert in Nürnberg für das Gründungsmitglied Mark Turner ein), die luzide rhythmische Dramaturgie vom Bassisten Ben Street und vom Drummer Jeff Ballard und den dramatischen Melos von Rosenwinkel.
Anmerkung:
Tickets online unter: seetickets bzw unter www. NUEJAZZ.de. Das Konzert ist Bestuhlt. 


KULTURWERKSTATT AUF AEG

Fürther Straße 244d
90429 Nürnberg

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