Aus dem Ukrainischen von Sabine Stöhr
Sie hören RADIO NACHT, am Mikrofon ist Josip Rotsky, alias Jos. Hier hat es eben zwölf geschlagen, und ich bleibe bis zum Morgen auf Sendung. Heute ist Freitag, der 13. Dezember – alles ideal, wie Sie sehen: der schlimmste Tag des schlimmsten Monats am schlimmsten Wochentag. Ein guter Anlass, Zeit miteinander zu verbringen.
Juri Andruchowytsch, Radio Nacht, © Suhrkamp Verlag 2022
Josip Rotsky hat als »Barrikadenpianist« die Revolution zu Hause unterstützt. In der Emigration verdient er sein Geld als Salonmusiker. Als er in einem Schweizer Hotel für den Diktator seines Landes spielt, wird er zum Attentäter. Geheimdienstler trachten ihm nach dem Leben, seine Flucht endet auf einer Gefängnisinsel. Von dort sendet er rund um die Uhr Musik, Poesie und Geschichten in die sich verfinsternde Welt. "Radio Nacht", das 2020 in der Ukraine erschien, ist nicht nur ein sprachliches Feuerwerk, sondern ein Gegenwartsroman von eminenter Aktualität. Klimaproteste, Pandemie, die Bedrohung durch Russland – er handelt von einer Zeit, in der die Hoffnungen auf radikale Veränderungen begraben werden.
Juri Andruchowytsch, geboren 1960 in Iwano-Frankiwsk/Westukraine, studierte Journalistik und gründete eine literarisch-satirische Performancegruppe. Seine Romane sind Klassiker der ukrainischen Gegenwartsliteratur und erscheinen in 20 Sprachen. Er wurde mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf. Er ist einer der wichtigsten Intellektuellen der Ukraine.
Die Lesung wird moderiert von Dirk Kruse, Redakteur beim Bayerischen Rundfunk.
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