40 Jahre E-Werk: Interview mit Booker Holger Watzka
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In diesem Jahr scheinen besonders viele große Jubiläen anzustehen. Auch unser Kooppartner der allerersten Stunde, das E-Werk in Erlangen, hat was zu feiern. Unser Ansprechpartner in quasi allen Belangen ist Holger, der, seit wir das beobachten, dem Kulturort fundiert und geschmackssicher seinen musikalischen Stempel aufdrückt und so nicht nur unzählige Bands, sondern regelmäßig auch uns nach Erlangen lockt. Glückwunsch, liebes E-Werk, du bist super!
CURT: Uns gibt’s seit 25 Jahren – gefühlt bist du schon immer der Booker des E-Werks, das jetzt selbst seinen 40. Geburtstag feiert. Seit wann bist du dabei?
HOLGER: Mich gibt’s hier im E-Werk jetzt seit etwas über 25 Jahren, angefangen habe ich als Praktikant.
Wir haben gemeinsam angefangen und arbeiten immer noch super zusammen, wie schön. Was ist jetzt anders als damals?
Das wesentliche, was damals anders war, ist die Kommunikation. Der Job eines Bookers besteht ja zu einem sehr, sehr großen Teil aus Kommunikation. Damals hab ich nur telefoniert und ein Fax-Gerät bedient.
Der Belegplan des E-Werks bestand aus einem großen Ordner, so mit Papier drin, wo man mit Bleistift Termine reserviert hat, die dann wieder ausradiert wurden, wenn nix draus wurde. Alles war auch überschaubarer, sag ich mal so. Weniger aufgeregt als heutzutage. Es gab den Beruf Veranstaltungskaufmann/frau noch nicht und auch keine Popakademien. Alle Menschen, die in der Branche arbeiteten, waren Quereinsteiger, Do-It-Yourself-Menschen und Überzeugungstäter*innen. Davon gibt’s heute leider auch immer weniger.
Früher haben die Bands Geld mit Tonträgern verdient, nun überwiegend durch Gigs und Merch. Was macht das mit dem Konzept Band, mit dem System an sich?
Das System ist insgesamt schneller und durchkapitalisierter als früher. Es geht ganz viel um Aufmerksamkeit: Die Bands müssen lernen, sich selbst zu vermarkten, müssen vielleicht sogar manchmal mehr Energie und Kreativität in ihren Social-Media-Kanal legen als in ihre Songs. Es ist einfach verdammt viel Marketing geworden, auch um die Tourneen herum.
Das E-Werk ist viel mehr als eine Konzertlocation. Wie könnte ein vollgepacktes, buntes Wochenende bei euch aussehen?
Der Reiz des Hauses ist ja auf jeden Fall, dass wir so viele verschiedene Räume haben, die wir gleichzeitig bespielen können. Ein perfekter Freitag wäre dann z.B., dass im Kino ein toller Arthouse-Film um 18 Uhr läuft, während die Fahrradwerkstatt noch auf hat und in den Gruppenräumen sich Initiativen wie Greenpeace oder die Spielegruppe des E-Werks treffen. Im weiteren Verlauf des Abends spielt dann eine Punkrockband bei uns im Club, im Saal findet ein Jazzkonzert statt, während in der Kellerbühne Standup-Comediens oder Poetry Slammer*innen auftreten. Und noch mal später findet dann eine Technoparty bei uns in der Etage 1 statt. Diese Diversität ist die Stärke des E-Werks, würde ich sagen.
Ihr bespielt noch andere Venues: Die Kulturinsel Wöhrmühle, die Heinrich-Lades-Halle u.a. Wie kam bzw. kommt es dazu?
Die ersten Konzerte, die wir außer Haus gemacht haben, kamen eigentlich zustande, weil die Künstler*innen, bzw. deren Agenturen, uns gefragt haben. Es gab und gibt Bands, die einfach weitergehen wollen mit uns. Die uns als Veranstalter treu bleiben, wenn sie z.B. mal in einer anderen Location spielen wollen, oder wenn sie zu groß fürs E-Werk geworden sind und in größeren Kapazitäten spielen wollen bzw. müssen. So veranstalten wir dann halt Künstler wie z.B. Beginner und Jan Delay, seit sie Musik machen. Und dann halt immer da, wo es passt. Da gibt es viele Beispiele.
Ein anderer Grund ist, dass wir natürlich auch gerne ungewöhnliche Orte erschließen und gerne Neues ausprobieren. So veranstalten wir auch Konzerte im Neuen Museum Nürnberg oder in einer Kirche in Erlangen. Wir sehen uns nicht nur als Ermöglichungsraum und Kulturort E-Werk, sondern wollen auch woanders Dinge möglich machen, Musik und Kultur passieren lassen, uns vernetzen und kooperieren.
Und ein Open Air wollten wir in Erlangen schon immer machen. Nach unserem Festival Folk Im Park in Nürnberg ist die Kulturinsel Wöhrmühle jetzt unsere Festival- und Konzertinsel im Sommer. Dieses Open Air jetzt im Juli war der Wahnsinn! Da werden wir weiter machen.
In 40 Jahre ist viel passiert. Die größten Einschnitte waren das Rauchverbot in geschlossenen Räumen ;) und Corona?
Die Digitalisierung und das Internet stellen einen enormen Einschnitt dar – und eine Herausforderung für die Zukunft. Das Internet hat den Konzertmarkt verändert, stellt eine Herausforderung für Kino dar, für Kultur und Kulturkonsum insgesamt. Corona war und ist aber natürlich so ziemlich das Übelste, was wir uns vorstellen können, bzw. nicht vorstellen konnten …
Was sind deine noch anstehenden Highlights im E-Werk in 2022?
Jetzt im August sind noch tolle Konzerte bei uns. Dann kommen vier Festivals bzw. Konzertreihen, die ich maximal empfehlen kann und auf die ich mich sehr freue: Das 40 Jahre E-Werk Festival am 09.09. mit u.a. Thees Uhlmann, Fatoni, Alli Neumann. Dann am 04.11. the future is. Mit Kat Frankie, Paula Hartmann, Novaa, My Ugly Clementine und Girlwoman.
Eine Woche später dann auf zwei Bühnen das Feuer und Flamme Festival mit u.a. Ebow, PöbelMC, Waving The Guns, Smile And Burn.
Und dann hab ich mir noch die Konzertreihe Tastenclub im Redoutensaal mit u.a. Lambert, Martin Kohlstedt, Annie, Büsra Kayiksi ausgedacht. Das sind immer Doppelkonzerte mit Künstler*innen am Klavier. Ich glaube, das wird besonders gut. Ach ja, und dann kommen da auch noch am 27.09. Kokoroko und am 09.11. The Comet Is Coming. Zwei Wahnsinnsdinger, glaube ich! Nicht nur für Menschen, die auf frischen, spannenden Jazz stehen.
Ein ganz besonderes Highlight: Die Geburtstagsfeier. Was ist geplant und warum sollen wir unbedingt kommen?
Wir feiern ein ganzes Wochenende lang von Freitag, 09.09., bis Sonntag 11.09. An dem Freitag präsentieren wir ein Festival, das musikalisch einen weiten Bogen spannt und somit auch die Vielfalt unseres Konzertprogramms widerspiegelt. Thees Uhlmann kommt mit seiner Band als alter Freund des Hauses, zusammen mit Fatoni und Alli Neumann wird er im Saal spielen. Während im Club die Hütte in härterer Gangart mit Dyse und Van Holzen abgerissen wird. Auf der Gartenbühne wird unser Erlanger Kneipenchor auftreten und die Newcomer Power Plush spielen. Ich glaube, das wird ein sehr toller, abwechslungsreicher Konzertabend.
Am Samstag gibt’s dann tagsüber ein wenig „Haus der offenen Tür“-Programm und abends dann die 40 JAHRE E-WERK Show mit Lesen für Bier, Kathi Mock, Matthias Egersdörfer. Ein Mixed Show, die auch ein wenig den offziellen Akt zum Jubiläum darstellen wird, bei freiem Eintritt. Danach 40 Jahre E-Werk-Party im ganzen Haus!
Der Sonntag startet dann mit einem Jazz4Kids und Familienfrühschoppen und einem schönen Konzert- & Kulturprogramm bei uns im Biergarten.
Danke, Holger. Auch für eure Treue zu curt! Wir sehen uns beim gemeinsamen Moonwalk vom Biergarten bis hoch in die Etage 1.
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40 JAHRE E-WERK
Das Geburtstagswochende 09.09. – 11.09.
www.e-werk.de
ACHTUNG: curt vergibt Freitickets!
Infos dazu alsbald in unserem Beitrag zur Geburtstagsfeier und natürlich auf unserer Instagram-Seite!
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