Stationärer Handel aber ebay: Jojo Music im Interview

FREITAG, 6. AUGUST 2021, JOJO MUSIC

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Seit Jahren steigt der Druck auf den Handel, neben stationären Angeboten auch digitale Lösungen zu finden. Versuche, das im Kollektiv zu lösen, gab es in Nürnberg immer wieder, bisher sind sie gescheitert. eBay hat ein Angebot geschaffen, das regionalen Händlern eine Möglichkeit gibt, sofort  mit einem funktionierenden Online-Shop zu starten. JoJo Music ist ein inhabergeführtes Musikgeschäft in Gostenhof. Wir sprachen mit dem Besitzer Joachim Rulffs über die Geschichte seines Shops, exotische Instrumente, den Wandel des Einzelhandels und die Vorteile bzw. nachvollziehbaren Gründe, neben einem eigenen Online-Shop Produkte auch über die Plattform EBAY DEINE STADT – Nürnberg – anzubieten.

CURT: Jojo Music gibt’s bereits seit 1987. Wie hat es angefangen?
JOACHIM: Ich habe, auch bevor ich den Laden hatte, eigentlich schon immer Instrumente verkauft. Angefangen hat es mit einem Wohnzimmerhandel bzw. in der Waschküche, von wo ich meine ersten Drums verkauft habe. Der Ursprung war in den jüngsten Jahren, als ich als Student Schlagzeugunterricht gegeben habe und für meine damaligen Schüler, die nicht genug Geld für ein eigenes Instrument hatten, gebrauchte Schlagzeugteile gekauft habe. Die waren oft nicht komplett und wir haben dann aus zwei oder drei unvollständigen Drumsets wieder ein neues zusammengebaut. So hat sich das dann entwickelt, bis ich irgendwann in das Geschäft umgezogen bin.

Liegt euer Schwerpunkt trotz der großen Vielfalt an Instrumenten eher auf Schlagwerk?
Nicht unbedingt. Wir haben schon eine gewisse Spezialisierung auf Schlagzeug und Percussion, aber eigentlich haben wir alles, von der Blockflöte bis zum Klavier. Und wenn etwas fehlen sollte, dann können wir es mit Sicherheit besorgen. Wir haben auch eine super Werkstatt angeschlossen, in der wir Elektronikreparaturen machen und auch analoge Synthesizer wieder zum Leben erwecken können. Dazu kommt noch unsere Vintage-Abteilung, da wir auch für gebrauchte Instrumente neue Besitzer*innen finden möchten.

Es geht dabei auch darum, alte Instrumente zu erhalten?
Ja, natürlich, vor allem, weil ich keinen Bock habe, einen Mainstream-Laden zu führen. Ich finde schon, dass ein Musikgeschäft eine alte Stratocaster E-Gitarre und Röhrenverstärker rumstehen haben sollte. Nur dadurch kriegt man ja auch ein tieferes Sortiment.

Welche verrückten Instrumente stehen bei dir mal im Laden?
Ich bin eigentlich durchgehend auf der Suche nach interessanten oder exotischen Instrumenten und möchte immer etwas Besonderes anbieten können. Jetzt gerade haben wir zum Beispiel eine Sitar und eine Kora, eine afrikanische Gitarre, im Schaufenster stehen. Vorne steht noch ein Waterphone, das man erst mit Wasser befüllt und dann mit einem Violinbogen oder Schlegeln anspielen kann, um sehr sphärische Klänge zu erzeugen. Wir haben auch verschiedene Handpans und Zungentrommeln.

Zungentrommeln ... spielt man mit der Zunge?
Ähm. Nein. Du kannst es aber gerne probieren.

Besteht bei dir auch eine gewisse Leidenschaft zum Sammeln von Instrumenten?
Mit Sicherheit! Es gab schon oft die Situation, in der ich ein Instrument verkauft und mir dann im Nachhinein gedacht habe: „Mensch, das hättest du lieber behalten sollen!“ Ich habe aber natürlich trotzdem etliche Instrumente zuhause und im Proberaum. Von der Steirischen Harmonika, die noch darauf wartet, gelernt zu werden, über verschiedenste Gitarren, Piano, Blas-Instrumente und natürlich Schlagzeug und Percussion.

Bist du auch in Bands unterwegs?
Ja, da bin ich sehr aktiv, von Covermusik mit der Band Top-Trio, über eine Rockband bis hin zu verschiedenen, kleineren Besetzungen. Leider ist das Thema Livemusik seit 1,5 Jahren komplett tot. Das geht mir natürlich, wie allen anderen Musiker*innen auch, irgendwann an die Substanz. Das gilt leider genauso für unseren Musikunterricht und Veranstaltungen, Workshops und Trommelkreise, die wir sonst mit dem Laden organisieren würden. Zum Glück läuft das nun bald wieder alles an.

Holzklavier oder Keyboard? Bist du eher Traditionalist?
Das kommt natürlich erstmal auf die Situation an und wie viel Platz man hat. Einen Steinway Flügel finde ich natürlich immer schöner als ein E-Piano, wobei das heutzutage im Studio mit der richtigen Software einen gleichen oder besser gesagt ähnlichen Klang erzeugen kann. Instrumente leben aber natürlich viel mehr, als es Elektronik jemals können wird.

Werden eigentlich noch neue Instrumente entwickelt und gebaut?
Jein. Es kommt eigentlich immer etwas Neues, auch wenn es eher Variationen bestehender Instrumente sind. Es wird heutzutage niemand mehr ein Instrument wie das Klavier neu erfinden. Vieles, auch im Percussion-Bereich, wird dann eher elektronisch umgesetzt. Ich kann mich aber noch erinnern, als wir in den 80er-Jahren das vermeintlich erste Didgeridoo in unseren Laden nach Franken gebracht haben. Ich habe kurz danach einen Anruf einer Kundin aus Hannover bekommen, die wissen wollte, ob wir Didgeridoos führen, nachdem sie zuvor bereits hunderte Läden abgeklappert hat. Ich hab gesagt „Na klar“ – die ist aus allen Wolken gefallen.

Was hältst du von Discounter-Gitarren?
Die halte ich eigentlich für Quatsch. Wobei ich mich noch sehr gut an die Zeit vor Discountern und großen Onlinehändlern erinnern kann, in der Tschibo plötzlich Akkustikgitarren mit ins Boot genommen hat. Dadurch wurden Leute angesprochen, die eine gewisse Schwellenangst davor hatten, in ein Musikgeschäft zu gehen. Die haben sich dann so eine Gitarre geholt und einige von ihnen haben mit Sicherheit nach kurzer Zeit festgestellt, dass sie mit diesem Instrument nicht weit kommen, wenn sie es wirklich lernen wollen. Und dann haben sie oftmals solche Läden wie unseren besucht. Daher finde ich das nicht unbedingt verkehrt, doch es gibt leider auch sehr viel Schrott. Deshalb als Tipp, immer eine*n erfahrene*n Musiker*in mitzunehmen, selbst, wenn man sich solche günstigen Instrumente kaufen möchte.

Musik wandelt sich genauso stetig wie der Einzelhandel. Wie hat sich dein Laden in den letzten Jahren verändert?
Wir brauchen keine Angst vor den großen der Branche zu haben. die kochen auch nur mit Wasser. Wir haben bisher auch alles zu den gleichen Preisen anbieten können. Der Laden ist aber nicht nur gewachsen, sondern hat sich durch neue Konkurrenz auch entwickelt. Doch auch bei Instrumenten ist eine Tendenz zum Onlineshoppen spürbar. Für den Einzelhandel bedeutet das, dass man sich andere Vertriebswege suchen muss und durch Zusatzangebote wie Workshops auf sein Geschäft aufmerksam macht. Ein Laden wie JoJo muss sein Instrumentarium aber mittlerweile auch online präsentieren können.

Euch findet man seit kurzem auch bei EBAY – DEINE STADT. Was war hierbei deine Intention, diesen Schritt zu gehen?
Wir haben bereits vor Jahren angefangen, auf unterschiedlichen Plattformen wie eBay zu inserieren. Bei EBAY – DEINE STADT wird jetzt speziell für die regionalen Einzelhändler*innen Aufmerksamkeit geschaffen. Es geht ja auch darum, diejenigen Kund*innen zu erreichen, die in einem größeren Umkreis von Nürnberg wohnen und solche Geschäfte wie uns gar nicht erst finden würden.

Hattest du bei dir im Laden schon mal höheren Besuch?
Wir haben immer wieder mal bekannte Gesichter im Laden. Avril Lavigne war schon da, The Boss Hoss haben sich für eine Show ein paar afrikanische Djembés ausgeliehen und die Fantastischen 4 stehen auch im Kundenregister. Und natürlich regionale Künstler*innen. Ich war lange Zeit in der Musikzentrale aktiv und bin fest mit der Musikszene verwurzelt.

Ich werde mir vor meinem nächsten Besuch bei dir ein fiktives Instrument ausdenken und ihm einen lustigen Namen geben ...
Das treibe ich bestimmt auf, überhaupt kein Problem.

Ich checke das dann besser vorab online auf eBay. Mir schmerzt übrigens immer noch der Mund von der Zungentrommel.
Interview: Matze Gründl / Zwei Flaschen Wein
 
NÜRNBERG BEI eBAY – eine Initiative für den lokalen Handel
Nutzer*innen, die Geschäfte aus Nürnberg online unterstützen möchten, finden auf der lokalen Plattform “Nürnberg bei eBay” eine breite Auswahl an Produkten – Angebote von mehr als 1.100 gewerblichen Händlerinnen und Händlern aus Nürnberg, viele von ihnen mit stationärem Geschäft. So kann man den lokalen Einzelhandel online gezielt unterstützen – auch dann, wenn man gerade selbst nicht im jeweiligen Ladengeschäft einkaufen kann.
auch: www.shopping-nuernberg.de


Mehr zu JoJo Music im Podcast ZWEI FLASCHEN WEIN,
siehe auch www.instagram.com/zweiflaschenwein

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JOJO Music
Kernstr. 24-30, Nürnberg.




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