Kultur vor dem Fenster: "Das sollte die Krankenkasse übernehmen."

MONTAG, 25. JANUAR 2021, NÜ/FÜ/ER

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Es begann in Fürth. Im April, als das ganze Lockdown-Ding noch neu und frisch für uns war, hörte man auf einmal, in der Kleeblattstadt geschehe Unglaubliches: Konzerte. Vor Publikum. Die Initiative Kultur vor dem Fenster, ins Leben gerufen von Katja Lachmann und Marc Vogel, brachte und bringt seither Menschen in Fenstern und auf Balkonen mit ihren Lieblingskünstler*innen zusammen. Es dauerte nicht lange, bis sich auch Nürnberg dem Kultur-Fensterln anschloss. 

Mit Beginn des neuen Jahres ziehen die Initiator*innen Blianz. Auch wenn nicht jeder Auftritt dokumentiert wurde und die Zahlen daher nicht hundertprozentig präzise sind, spricht KvdF von einem erfolgreichen Jahr: Im ersten Lockdown habe man in Fürth mindestens 50 Konzerte vermittelt. “Wir schätzen, dass hierdurch mindestens 20.000 Euro an Gagen auf dem freien Markt eriwrtschaftet wurden”, schreiben Vogel und Lachmann. Nürnberg toppt diesen Wert noch mit ca. 80 Auftritten und verteilten Gagen zwischen 28.000 und 35.000 Euro. Den Preis für den jeweiligen Auftritt verhandeln die Bewohner*innen der jeweiligen Location direkt mit den Künstler*innen. 

Im zweiten Lockdown, heißt Ende November bis 13. Januar, kamen durch KvdF im Fürther Stadtgebiet ca. 60 Konzerte zustande, in Nürnberg 70. Hinzu kommt noch Erlangen, das aber, unter anderem wegen strengerer Auflagen, deutlich schlechter lief. Im zweiten Lockdown fanden hier ca. 20 Konzerte statt. Alles in allem kann man wohl von mindestens 110.000 Euro ausgehen, die durch das Programm aus den Geldbeuteln der Musikliebhabenden in die Geldbeutel der Musikmachenden geflossen sind. Natürlich reicht das alleine nicht und kommt ja auch gar nicht bei allen an. Dennoch: Ziemlich stark. 

Die Macher betonen in ihrer Pressemeldung, dass sie den Wert nicht primär in dern verteilten Gagen sehen, sondern vielmehr darin, einen Beitrag für ein bisschen sozialer Normalität leisten zu können. “Sätze wie … endlich mal wieder Musik…, … mir ist das Herz aufgegangen…, … endlich mal wieder so was wie Normalität… – Das ist es, worin wir den größten Wert dieses Projektes sehen”, so Lachmann/Vogel. Durch die Auftritte vor sozialen Einrichtungen wie Altenheimen, Behinderteneinrichtungen, Kindergärten habe man den Versuch unternommen, das Leid der besonders betroffenen Gruppen zu lindern. Die Mitarbeiterin eines Seniorensheims habe zu diesem Anlass geäußert: "Solche Auftritte sollte es mindestens zweimal pro Woche gebe, und diese sollten in dieser komischen Zeit am besten von der Krankenkasse bezahlt werden."

Kultur vor dem Fenster gibt es mittlerweile nicht nur in dieser Metropolregion, elf weitere Städe/Regionen haben sich angeschlossen. Auf der gemeinsamen Unterseite Nürnberg/Fürth/Erlangen hat man momentan die Auswahl aus über 200 Künstler*innen und Gruppen, darunter Elena Steri, Guy Palumbo, The Black Elephant Band, das Sunday Morning Orchestra, Hot Klub, Trio Miosko, um nur ein paar wenige und dabei nur Musiker*innen zu nennen. Genauso besteht die Möglichkeit, sich eine Feuershow oder Kabarett zu buchen. Und zwar nach wie vor. 

Also, Gutes tun für sich selbst und für diejenigen, die grade nach wie vor ziemlich angeschmiert sind:
kultur-vor-dem-fenster.de

 




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