Bluepingu #2: Das Nürnberger Klimacamp

MONTAG, 12. OKTOBER 2020, NÜ/FÜ/ER

#Bluepingu e.V., #Klimacamp, #Klimaschutz, #Kolumne, #Printmagazin, #Stadtmagazin, #Umwelt

Irgendwie ist es mit unserem Leben schon ziemlich verrückt. Nehmen wir zum Beispiel mal unseren täglichen Einkauf. Wenn wir da etwas in unseren Einkaufswagen legen, dann müssen wir auf Siegel wie das Bio-Siegel oder das Fairtrade-Siegel achten, wollen wir nicht Menschenrechte und/oder Umweltstandards verletzen. Unser „Normal“ im Supermarkt sind also Produkte, die möglicherweise Mensch und Natur schaden. Hmmm? Steht dieses System damit nicht auf dem Kopf? 

Müssten wir nicht vielmehr davon ausgehen können, dass alle Produkte ohne Warnhinweise weder Mensch noch Natur schaden und das dort, wo möglicherweise Menschen- oder Umweltrechte gebrochen werden, entsprechend Hinweise aufgebracht sind, beispielsweise „Dieses Produkt beutet Menschen aus“. Zigaretten und Alkohol zeigen ja, das dies möglich ist. Dieses System suggeriert uns, ausbeuten von Mensch und Natur ist normal, irgendwie akzeptabel und macht es uns leicht, bei unserem Einkauf darüber hinwegzusehen. Dabei gibt es längst in fast allen Branchen Alternativen zu diesen Mogelpackungen. Von Beginn an haben wir bei Bluepingu damit begonnen, diese Pioniere des Wandels sichtbar zu machen, zunächst in unserem Regionallotsen, dem Guide für nachhaltiges Leben in Franken. Seit zwei Jahren haben wir uns nun einem globalen Projekt angeschlossen, über das Menschen überall auf der Welt mit der gleichen Applikation Geschäfte für nachhaltige Produkte aber auch Bildungseinrichtungen und NGO’s in ihrer Stadt finden können. Dieser clevere Lotse für unseren Alltag heißt Karte von Morgen. Unter www.kartevonmorgen.org könnt ihr mittlerweile für viele Regionen in Deutschland und darüber hinaus entdecken, wie vielfältig unsere Alternativen zu diesem falschen „Normal“ sind. Und wie schon beim Regionallotsen könnt auch ihr aktiv werden und selbst dort Einträge anlegen. Den Eintrag könnt ihr dann bewerten, und so euer Feedback geben, ob eurer Meinung nach dieser Ort sich durch Transparenz, Menschlichkeit, Fairness, Erneuerbarkeit, Natürlichkeit und/oder Solidarität auszeichnet. Je mehr von uns mitmachen, desto besser wird das System. Auch wenn ihr seht, dass sich Adresse oder Änderungszeiten geändert haben, könnt ihr diese hier direkt selbst aktualisieren. So können wir gemeinsam vielleicht unser „Normal“ beim Einkauf wieder auf die Füße stellen.

Ähnliches könnte man in Sachen Klimaschutz sagen. Wir haben das Pariser Klimaschutzabkommen mitgezeichnet aber eine Politik, die sich dem 1,5 Grad Ziel verpflichtet, ist von keiner der derzeit im Bundestag oder in den Rathäusern vertretenen Parteien zu sehen. Zu was die Weltgemeinschaft in der Lage ist, wenn sie sich wirklich bedroht fühlt, hat uns die Corona-Pandemie gelehrt. Was sagt uns das in Sachen Klima? Offensichtlich ist in den Köpfen unserer von uns gewählten Vertreter*innen die Klimakrise noch nicht ganz so dringend. Die bislang beschlossenen Maßnahmen suggerieren das jedenfalls. Da kann man schon noch eine Weile auf kleiner Flamme Klimaschutz betreiben, ehe man das Thema ernsthaft angeht, so scheinen unsere politischen Vertreter*innen zu glauben. Auch hier steht unser „Normal“ auf den Kopf! Deshalb haben wir uns in Nürnberg als Bündnis Nürnberg For Future formiert und seit dem 3. September am Sebalder Platz ein Klimacamp mit Blick auf das Rathaus eingerichtet. Ein junger Aktivist von Fridays for Future hat den Zweck des Klimacamps für mich treffend formuliert: „Wenn unsere Politiker*innen in Sachen Klimaschutz schlafen, dann schlafen wir auch, und zwar vor den Rathäusern! So lange, bis unsere gewählten Vertreter*innen endlich ernst machen, mit dem Klimaschutz. Auch ich will eine Zukunft, und die wird mir gerade geraubt.“ Besser hätte ich es nicht formulieren können. Es ist schon traurig, dass junge Menschen weltweit auf die Straße gehen müssen. Wäre es nicht eigentlich Aufgabe der Elterngeneration, für diese Kinder und Jugendlichen vorzusorgen? Unter dem Hashtag #KeinGradweiter gingen am 25. September wieder Hunderttausende zum globalen Klimastreik auf die Straße, um eine Klimapolitik einzufordern, die diesen Namen auch verdient. 
Was ist euer „Normal“? Ich denke, es wird Zeit, dass wir unsere Normalität mal grundlegend hinterfragen und Schritt für Schritt die Dinge wieder auf die Füße stellen.

Wenn ihr mitmachen wollt bei Bluepingu, dann kommt einfach bei einem unserer Treffen vorbei oder schreibt uns an Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, du musst Javascript aktivieren, damit du sie sehen kannst

Text: Frank Braun
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Klimacamp – Fragestunde
Am Freitag, 09.10. von 16 bis 17 Uhr, werden Britta Walthelm, Nürnbergs Referentin für Umwelt und Gesundheit, und Wolfgang Müller, dem Klimamanager der Umweltamtes, zu einer Fragestunde ins Klimacamp am Sebalder Platz kommen. Alle Bürger, aber auch die Presse, sind eingeladen, den Fragen und Antworten beizuwohnen – es geht uns alle an! nuernbergforfuture.de


Bluepingu e.V.
ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Nürnberg, der sich im Jahr 2008 formiert hat, um „(die) Franken zu einem nachhaltigen Lebensmodell zu bewegen“. Bluepingu möchte durch seine Arbeit einen Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensbedingungen leisten. Unter dem Motto »Gemeinsam Zukunft bauen - ökologisch, fair und regional« will Bluepingu damit jede*r Bürger*in die eigenen Möglichkeiten aufzeigen, zu einer gesunden Umwelt und sozialen Gesellschaft beizutragen und sie ermutigen, selbst Teil der Veränderung zu werden. Durch kleine Schritte die notwendigen großen Veränderungen anzustoßen und zu beschleunigen.

Bluepingu e.V. versteht sich als Teil des globalen Transition-Town-Netzwerkes, bei dem es darum geht, eine ökologisch und sozial gerechte Stadtgesellschaft vorzuleben und über Pilotprojekte Lust dazu zu machen, selbst Teil dieser Bewegung zu werden. 

www.bluepingu.de/projekte
www.transitionnetwork.org 




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