Curts Check-up 3: Wie geht's, Isabelle Pyka?

SONNTAG, 22. MäRZ 2020

#GoHo, #Gostenhof, #Gostner Hoftheater, #Interview, #Nürnberg, #Theater

GOSTNER HOFTHEATER. Die Clubs und Konzertlocations sind zu, genauso wie die Theater, Bars und Buchhandlungen. Der Coronavirus trifft alle, die sich selbstständig über Wasser halten, besonders hart. Wir wollen in den kommenden Wochen besonders nah dran bleiben an der Kultur, die curt naturgemäß am Herzen liegt. Wir legen unser Ohr auf eure Brust und fragen nach, wie es Euch geht.

Ausgabe 3 mit Isabelle Pyka, seit vergangenem Herbst die neue Leiterin des Gostner Hoftheaters, Nürnbergs ältestes Privattheater, in dem nun, bis minedstens 19. April keine Aufführungen stattfinden können. Wir wollen wissen, was bedeutet die Situation für eine Einrichtung wüe das Gostner – und wie geht Isabelle selbst mit der Coronakrise um. 


Auch das Gostner ist jetzt erstmal zu und hat alle Aufführungen bis einschließlich 18.04. abgesagt. Wie optmistisch seid ihr, dass es danach weitergeht?
Wir sind sehr optimistisch, dass es weitergeht – versuchen allerdings mit einem gesunden Realismus zu analysieren, wie es weitergeht.
Wir müssen jetzt zunächst abwarten, ab wann wir wieder verantwortungsbewusst veranstalten können und welche Formate dann Sinn machen. Die Lust ist auf jeden Fall da!
 
CURT: Werden Aufführungen dann auch nachgeholt oder haut das nicht hin?
ISABELLE PYKA: Wir versuchen, so viel wie möglich nachzuholen bzw. neue Termine zu finden. Aber je länger der Spielplan gerade gestoppt ist, desto schwieriger wird das natürlich. Eigentlich war die nächste Spielzeit in großen Teilen bereits geplant – jetzt müssen wir sie eben wieder etwas auseinanderpuzzeln, um auf die neue Situation zu reagieren.
 
Wie schwer trifft eine solche Krise eine Einrichtung wie das Gostner Hoftheater?
Ohne Grabesstimmung verbreiten zu wollen: Schwer. Da sind einerseits die finanziellen Einbußen, die wir ohne Hilfe nicht auffangen können, andererseits ist es die Zeit in den Arbeitsprozessen hinter den Kulissen, die uns aktuell verloren geht. Wir sind alle hauptsächlich mit Krisenmanagement beschäftigt, da liegen die üblichen Routine-Aufgaben erstmal brach.
 
Wie lange könnt ihr durchhalten?
Noch sind wir nicht von der Insolvenz bedroht, aber natürlich wirft uns die Pandemie alle Pläne durcheinander. Welche Konsequenzen daher an welchen Stellen auftreten werden, ist aktuell leider noch nicht absehbar.
 
Was wünschst/erhoffst du dir jetzt von der Politik?
Dass die Symptome der Krise ganzheitlich als Systemfehler begriffen werden: „systemrelevante“ Berufen wie Alten-, Kinder- und Krankenpflege und Lebensmitteleinzelhandel müssen wir mit deutlich mehr Wertschätzung begegnen. Ich wünsche mir, dass das zu einem grundlegenden Neudenken unserer Arbeits- und Gehaltsstrukturen führt. Gern auch in Richtung bedingungsloses Grundeinkommen!
Für den Kulturbereich brauchen wir natürlich schnelle finanzielle Unterstützung – nicht nur für die Institutionen, sondern vor allem auch für die freien Künstler*innen, für die ein abgesagter Auftritt schnell die Lebensgrundlage gefährdet!
 
Bekommt ihr bereits Hilfe/Support von Institutionen, Stiftungen, Fonds, oä?
Die großen Interessensverbände wie der deutsche Bühnenverein oder die GDBA haben bereits Prozesse zu Soforthilfen gestartet, und die Kulturszene Nürnbergs ist intern gut vernetzt. Wir versuchen, einen engen Kontakt zueinander zu pflegen und Solidarität zu schaffen, wo immer sie nötig ist. Und einige unserer Besucher*innen verzichten bereits auf Rückzahlung von stornierten Tickets oder spenden – das sind unglaublich wertvolle Gesten!
 
Könnt ihr oder kannst du in der Krise auch eine Chance für was Gutes sehen?
Ist das nicht generell unsere Aufgabe, als Kulturschaffende? Auch im größten Chaos den Fokus auf das Schöne richten?
 
Weichst du selbst jetzt auf irgend eine Art kontaktloser Kultur aus (Social Media …)?
Ich konsumiere sowieso immer viel zu viel davon! Und wenn mein Feed mich zu sehr deprimiert, reduziere ich hoffentlich endlich meine Merkliste in der Onleihe-App der Stadtbibliothek.
 
Was sind deine Tipps, um die Zeit jetzt gut zu überstehen?
Den Menschen nahe bleiben, die dich beruhigen & ablenken können. Nachrichten aus seriösen Quellen verfolgen, aber das Handy auch mal weglegen. Vielleicht deine Oma anrufen, wenn du magst. Hände waschen. Menschen unterstützen, indem man CDs, Bücher, Drucke, Filme, Gutscheine (…) kauft. Gute Konter auf rassistische Sprüche lernen. Fände gut, wenn wir das alle könnten!
 
Wie verbringst du deine Zeit in der Quarantäne / während der Ausgangssperre?
In erster Linie: strikt Daheim. Es ist keine große Pyjama-Party, es ist für viele Menschen eine äußerst bedrohliche Situation! Ich werde sicherlich viel online sein, wahrscheinlich auch viel in Telefonaten – um trotzdem mit Menschen in Kontakt zu sein. Und dann finde ich die Idee ganz schön, diese Phase auch zum Atemholen zu nutzen und um Pläne für die Zukunft zu schmieden, um nicht zu sehr auf der Stelle zu treten.




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MAGAZIN  
 
Thomas Köck hat, das hört man eher selten, ein Stück geschrieben, das nicht zum Nachdenken anregen soll. Es zeige einfach nur die Fakten auf. Fast resigniert klingt dementsprechend der Titel: Und alle Tiere rufen: dieser Titel rettet die Welt auch nicht mehr zeigt die Konsequenzen der Existenz und Dominanz des Menschen auf diesem Planeten auf. Regie führt Christoph Dechamps, auf der Bühne steht Thomas Witte. Premiere am 19. April. Das nächste Gostner-Endzeit-szenario folgt dann im Mai: Monte Rosa erzählt von drei Bergsteigern auf den Weg zu den Gipfeln. Für diese drei zählt nichts als der Aufstieg, alle zwischenmenschlichen Beziehungen sind zweckmäßig gedacht. Theresa Dopler hat eine Dystopie geschrieben, in der das Konkurrenzdenken unserer Zeit auf die Spitze getrieben wurde. Premiere: 4. Mai.

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Gostner Hoftheater   
Austraße 70, Nbg.



Salz+Pfeffer
 
Mord im Theater Salz+Pfeffer! Beziehungsweise, schon im Theater Salz+Pfeffer, aber eigentlich in der kleinen Pension Monkswell-Manor in England. Zwei alte Damen hören von dem Fall im Radio und fühlen sich dazu berufen, der Sache nachzugehen und ihn aufzuklären, klar. 
Zum Glück bringen die beiden neben einer Menge englischen Humor auch ausreichend kriminalistisches Gespür mit. Mausefalle ist ein typischer Krimiabend nach Agatha Christie. Paul und Wally Schmidt schlüpfen selbst in die Rollen der ermittelnden Damen. Die verdächtigen Figuren stammen von Ralf Wagner und Uschi Faltenbacher. Termine: 16., 21. und 22. April. 
Und apropos alte Dame: Der Besuch der alten Dame nach Friedrich Dürrenmatt läuft im Salz+Pfeffer in April und Mai ebenfalls weiterhin. Ein Welterfolg des Nachkriegstheaters, in Puppen übersetzt in der Maskenwerkstatt Marianne Meinl.

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Theater Salz+Pfeffer
Frauentorgraben 73, Nbg.

 
 
Ungewöhnliche Produktionen, gerade im Tanzbereich, finden einen Ort in der Tafelhalle. Z.B., wenn man nicht nur mit Menschen performt, sondern auch drei autonom fahrende Soundroboter mit auf die Bühne holt. Mit zwei Tanzenden zusammen bilden die Robos in Alexandra Rauhs Tanz-Performance mit Soundinstallation Glitching Bodies einen Gesamtorganismus, der die Frage aufwirft, wer hier eigentlich von wem beeinflusst wird. Am 21. und 22. April nochmal anschauen. Und dann gleich am 23. April wiederkommen, wenn der liebe Herr Egi Egersdörfer in der Tafelhalle seine Geschichten aus dem Hinterhaus darbietet. Das Ensemble Kontraste ist außerdem gleich zwei Mal zu Gast: Am 29.04. mit Debussy, Bartok und Ravel für vier Hände, an Klavier und Schlagwerk. Am 07.05. dann lädt Schauspielerin Adeline Schebesch ins Dichtercafé, die uns mitnimmt auf Goethes italienische Reise. Dazu hören wir gerne Mozart. 

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Tafelhalle 
Äußere Sulzbacher Str. 62, Nbg.

 
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