OPERNHAUS. So kann man den Begriff „atonal“ also auch deuten! In Georg Schmiedleitners Nürnberger Inszenierung von Alban Bergs immer noch überwältigend moderner Oper „Wozzeck“ hat der Komponist eine komplette Szene lang Berufsverbot, ehe das erste akustische Signal erlaubt wird. Während das Orchester im Dunkel versinkt, öffnet sich die Szene für ein lebendes Alltags-Bild im geblitzten Stillstand, das der Zuschauer bei absoluter, durchaus quälender Ruhe betrachten darf. Was er sieht, ist der Orientierungs-Hinweis auf den Zeitsprung der folgenden Handlung, der hier nicht zurück zu Georg Büchners Original führt, sondern in etwa gleichem Ausmaß in die andere Richtung nach vorne zur Gegenwart des Regietheaters mit Smartphones und Shoppingtüten weist. Erst danach, die stumme Referenz-Fixierung wird mit Blackout ausgeblendet (es gibt ironischen Beifall, aber man hat verstanden), die Musiker kriegen ihr Licht zurück, bekommt das Schicksal freie Bahn für die Konkretisierung des berühmen „Wir arme Leut´“, und zwar von heut´. >>