THEO FUCHS
ZUKUNFTSMUSEUM. »Am liebsten würde ich dich auf den Mond schießen«, sagte meine Mutter oft zu mir. Ich weiß nicht wie oft, denn sie sagte es bereits, als ich noch nicht zählen konnte. Wahrscheinlich schon während ich im Kinderwagen strampelte und sie im Fernsehen die Mondlandung der Amerikaner verfolgte, auf grieseligen Schwarzweißbildern, die mit etlichen Sekunden Zeitverzögerung die Antenne unseres Hauses in einem kleinen Dorf in den fränkischen Outbacks erreichten. Insgesamt zwölf amerikanische weiße Männer hopsten zwischen Juli 1969 und Dezember 1972 seltsam unbeholfen auf der grauen, staubigen Mondoberfläche herum, die meisten von ihnen hochdekorierte Kampfjetpiloten. Ob schon ihre Mütter sie dorthin schießen wollten, wo sie nun waren, ist unwahrscheinlich. Die Technik dürfte zur Zeit ihrer Geburt bei weitem nicht reif genug gewesen sein. Damals schickte man Kinder noch dorthin, wo der Pfeffer wächst. Und ob sie die gesamte Menschheit repräsentierten, könnte man wohl aus heutiger Sicht anzweifeln – damals erschienen Dinge völlig logisch, wo man sich heute an die Stirn fassen würde. >>
NüRNBERG. Man kann sich nirgendwohin bewegen, muss zu Hause sitzen, sich langweilen. Was bleibt einem anderes übrig, als ordentlich aufzukochen. Man hat rechtzeitig eingekauft, man ist ja nicht blöd. Endlich Zeit, um mit aller Sorgfalt und Ruhe wunderbare Köstlichkeiten zusammenzublubbern. Zum Beispiel einen Teller Stadtwurst mit Musik, schön mit weißem Balsamico, ganzen Zwiebelringen, etwas Pfeffer, ordentlich Britschel und Petersilie – so wie ich es aus dem Elternhause kenne und eben mag. Einen Tag lang durchziehen lassen, kein Minusstückchen Wurst anrühren, den Duft den Raum erfüllen lassen, das ist schon dreiviertel des Vergnügens. Oder noch mehr. >>