Be Karl - Das MännleinLaufen heute
#Ausstellung, #Kultur, #Rathaus, #Stadt Nürnberg, #Theater
Nach den mächtigen Stadt(ver)führungen, dem Comic-Theater Karl und iKarl startet das Projektbüro im Kulturreferat der Stadt im Oktober ein weiteres Projekt anlässlich des 700. Geburtsjahres von Karl IV. Diesmal dürfen die Besucher selbst Männlein machen oder machen lassen und am Ende wird Eine/r gewinnen.
Auch das neueste Projekt im Rahmen der Karl-Feierlichkeiten dreht sich um Macht. Mit Nürnberg als wichtigem Stützpfeiler schaffte es Karl IV., sich im territorialen Chaos von Kurfürstentümern, Reichsstädten oder kleinen Ritterschaften als mächtiger Kaiser zu behaupten, dem finsteren Mittelalter Struktur zu geben und etwas heller zu machen. Dass seine Weste dabei so manches Mal nicht blütenweiß blieb oder bleiben konnte, kann man noch bis zum 3. November auf Knopfdruck im neunminütigen Schnelldurchlauf im Theaterstück in der Schaubude neben dem Rathaus sehen.
Dabei hätte alles ganz anders kommen können, denn als der Sohnemann an der Seite seines blinden Vaters König Johann von Böhmen in die Schlacht von Crécy zog, dem Auftakt zu den Scharmützeln des 100-jährigen Krieges, und die Truppen samt Papa auf dem Schlachtfeld niedergestreckt wurden, war Kalle mittendrin „kurz mal weg“. Andere Beobachter behaupteten, der Papa habe Sohnemann nach Hause geschickt, damit dieser die Hausmacht der Luxemburger aufrecht erhalte, was er dann auch eindrucksvoll tat. Für Königs- und Kaiserthron biss er Gegenkandidaten aus dem Weg, verhielt sich beim Pestpogrom mindestens charakterlich zweifelhaft, instrumentalisierte und schmierte für den Machterhalt. Teil dieser politischen Arbeit war die im Jahr 1356 verabschiedete „Goldene Bulle“, die unter anderem die Thronfolge und das Wahlverfahren des Königs durch sieben namentlich bestimmte Kurfürsten festlegte. Wenn beim Nürnberger Männleinlaufen an der Frauenkirche die Figuren kreisen, dann ist das keine Folkloregruppe, sondern es sind ebendiese sieben Kurfürsten, die dem König respektive Kaiser Karl IV. in der Mitte thronend huldigen und uns an die Goldene Bulle erinnern sollen.
Die im Oktober startende interaktive Installation BE KARL bringt das Männleinlaufen vom Michaelschor der Frauenkirche herunter auf den Hauptmarkt und in unsere Zeit. Spielerisch und humorvoll werden für die Besucher die damaligen Machtstrukturen erlebbar. Alle Besucher sind eingeladen, das Männleinlaufen nachzuspielen, weiterzudenken, selbst Kurfürst zu sein und als Männlein zu laufen. Oder vielleicht doch lieber als Kaiser in der Mitte sitzen? Oder sitzt hier heutzutage das Volk? Zahlreiche Informationen über Kaiser Karl IV., seine Beziehung zu Nürnberg, über die Kunstuhr, ihre Entstehung, Personal und Technik, geben zusätzlich Stoff für Fragen um heutige Mitbestimmung und politische Teilhabe, über Demokratie oder die Tatsache, dass die Sehnsucht nach „starken Männern“ und Symbolen monarchischer oder autokratischer Macht tatsächlich nie ganz verwunden war, sondern ganz im Gegenteil aktuell in manchen Teilen der nahen und fernen Welt sogar zu steigen scheint.
Und wer gewinnt am Ende? Die TeilnehmerInnen! Ein begleitender Foto- und Video-Wettbewerb erweitert die Idee ins Netz. Die originellste Idee, das beste Foto oder der beste Videobeitrag gewinnen eine Reise nach Prag, der Geburtsstadt von Karl IV.!
Achtung: Die Eröffnung ist bereits am 9. Oktober 2016, 12:30 Uhr.
BE KARL – Das MännleinLaufen heute
Vom 10. Oktober bis 3. November am Hauptmarkt Nürnberg.
Täglich von 10 bis 18 Uhr.
maennleinlaufen2016.de
#Ausstellung, #Kultur, #Rathaus, #Stadt Nürnberg, #Theater