Claudias Kinoempfehlungen im Oktober
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Lachen kann verschiedenste Ursachen haben. Verzweiflung, Abscheu oder Rührung. Manchmal ist es peinlich oder gehört zu einer Lüge. All diese Gründe findet ihr im Herbstkino.
DER SCHATZ
AB 06.10. // FILMHAUS
Komisch ist das schon. Da klopft der Nachbar an die Tür mit einer seltsamen Idee und Familienvater Costi steigt voll ein. Adrian, der Typ von nebenan, braucht Geld und da Costi nix übrig hat, rückt der Abgewiesene mit einer Idee raus, die Teamarbeit erfordert: Seine Verwandtschaft hat einen Schatz vergraben. Nur: Genaues weiß man nicht. In welcher Tiefe oder wo genau auf dem Grundstück, das bleibt offen. Dennoch besorgt Costi den Metalldetektor.
Wir sind bei jedem Schritt, jeder Preisverhandlung dabei. Regeln lässt sich ja alles in Rumänien. Auch wenn es dann nicht mehr so ganz professionell läuft. Es ist ganz witzig, wie die Schatzsucher so herumdilettieren - und dass die Zeit eigentlich drängt, ist in diesem minimalistischen Werk kaum zu spüren. Eher entdeckt man hier die Langsamkeit und übt sich in Geduld bei der Schatzsuche. Aber es wird noch was passieren.
WELCOME TO NORWAY
AB 13.10. // FILMHAUS & BABYLON FÜRTH
Die ersten Minuten überlegst du immer wieder: Darfst Du lachen? Wir haben doch diese todernste Flüchtlingsproblematik und es geht darum, ob wir das schaffen, nicht, was daran lustig ist oder sein könnte. Irgendwann ergibst Du Dich. Gerne! Das ist nämlich großartig, wie dieser Norweger das Thema angeht. Voller schräger, doofer Menschlichkeiten hüben wie drüben. So versucht der wenig erfolgsverwöhnte Primus aus einem heruntergekommenen Hotel (Bruchbude trifft es besser) ein von der Regierung anerkanntes Flüchtlingsheim zu basteln, damit er Unmengen Geld dafür absahnt. Seine Frau Hanni ist skeptisch, Tochter Oda findet immerhin eine Freundin in der zermürbenden skandinavischen Einsamkeit. Und da ist auch schon der Bus! Zimmer verteilen, Toast in den Toaster, wird schon. Diese Komödie ist so großartig, weil sie überraschend rund ist und sich nicht tot läuft. Wirklich gut gemacht. Schöne Sache. Tipp!
AFFENKÖNIG
AB 13.10. // CINECITTA
Das Wort exaltiert kenn ich von dem alten Falco-Hit, selber brauchen tut man es nicht, es sei denn, man möchte den Wolfi beschreiben, der zum Geburtstag aufs Anwesen in der Provence einlädt. Der etwas unterdrückte Samuel Finzi, der noch mehr unter dem Schlappen wimmernde Oliver Korittke und der notorisch lügende Marc Hosemann sind seine Gäste. Früher war man doch mal cool zusammen. Oder? Drogen- und Geldprobleme lassen sich durch gezieltes Schwelgen in der Vergangenheit verdrängen. Vielleicht sogar beheben? Einer trägt Pelz, der andere muss sich Bärchen nennen lassen. Das Leben hat nicht wirklich gehalten, was es zu versprechen schien dereinst in Berlin. Und doch geht es auch heute nur darum, wer mit wem schläft. AFFENKÖNIG ist ganz schön aufgedreht, und Tischtennis auf Koks ist auch recht heiter, aber der Film verkrampft ein wenig beim Exaltiertsein. Wahrhaftiges gibt es hier nicht, nur Champagner und Nutten. Richtig gut gefiel mir die Schlusspointe. Noch besser aber der andere Film des Regisseurs: „Schwarze Schafe“.
SWISS ARMY MAN
AB 13.10. // CINECITTA & CASABLANCA
Ich trau Daniel Radcliffe nicht viel zu, obwohl ich „The F Word“ vor drei Jahren so gut fand, dass ich ihn neulich noch mal angeschaut hab. Man darf ihm den Harry Potter nicht nachtragen, nicht nach seinem Auftritt als Cop unter Nazis („Imperium“) und seit er die Leiche in dieser skurrilen Geschichte ist. Die Ernsthaftigkeit, mit der der gestrandete Paul Dano den angeschwemmten Ex-Zauberlehrling unterhält, ist beeindruckend. Dialoge über Sex und Verdauung waren nie so poetisch. Die Leiche wird immer lebendiger und die Illustrationen immer toller. Ich würde nicht mehr gerettet werden wollen. Bis zu einem Plädoyer wider die Einsamkeit dreht sich bei SWISS ARMY MAN so vieles. Das ist verrückt, unfassbar und nicht mal dessen oberste Priorität.
HUMAN
AB 20.10. // CINECITTA
Kommen wir zu etwas ganz Anderem, sehr Schönen. Menschen, wie sie Yann Arthus-Bertrand sieht. Der französische Fotograf und Umweltschützer hat hier ein Mammutwerk geschaffen, das Dich ein paar Mal mit offenem Mund sitzen lässt, weil Du solche Bilder noch nie gesehen hast, weil Du begreifst, was Anmut ist. Und dann weinst Du eine kleine Träne, weil Dich eine Geschichte berührt, vielleicht die über Liebe, die wehtun muss oder weil Du von der Frau, der vorne ein Zahn fehlt, gerade lernst, was Dankbarkeit ist. Es geht um kurze Geschichten über Liebe und Tod, Hass und Rache. Israelis, Nazis, Kinder in Not. In einer Wahnsinnsbalance vereint sich hier Inhalt und Ästhetik zu einem Film übers Menschsein, den jeder sehen sollte. Hab ihn sofort nach Sichtung quer durch die Altersklassen allen empfohlen. Nun auch Dir, geschätzter Leser.
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