Claudias Kinoempfehlungen

FREITAG, 1. JULI 2016

#Babylon, #Casablanca, #Cinecitta, #Claudias Welt, #Filmhaus Kino, #Kino

Tiere in Hauptrollen und doch ein guter Film, das schaffen diesmal gleich zwei Produktionen. Außerdem beissen sich Frauen durch, aber das ist ja nicht nur im Sommer Thema.

LIEBE HALAL
AB 07.07. // FILMHAUS NÜRNBERG & BABYLON FÜRTH
Dies ist nicht die Anrede für einen Liebesbrief. Es geht um ordentliche Liebe im Libanon. Nun war ich erst ein wenig erstaunt, dass die Angst vor diesem Thema offensichtlich so groß ist, dass man sich ihm nur mit Karikaturen in Reinform nähert. Gar liebestoll ist der Ehemann Nummer eins. Der andere furchtbar eifersüchtig, so dass er ständig im Treppenhaus garstige Szenen macht. Ein Dritter ist progressiv genussorientiert, sprich seine Idee vom Wohlgefühl geht in Richtung Zweitfrau. Immerhin ist es diese Episode, die man ernstnehmen kann. Denn Loubna verschiebt die Grenzen des Erlaubten im Islam. Sie hat sich von ihrem Mann getrennt und hofft auf romantische Liebe mit dem Gemüsehändler, den sie schon vor ihrer Ehe mochte. Aus dem anfänglichen Slapstick-Chaos schälen sich Geschichten, die in ihrer Absurdität noch irgendwie Boden unter den Füßen finden.
 




ATOMIC FALAFEL
AB 14.07. // CASABLANCA
Noch eine alleinstehende Frau in männerfreundlicher Umgebung. Mimi ist Witwe und verkauft den Soldaten in der Wüste Israels Falafel mit scharf. Besonders mag ich die 15-jährige Tochter Nofar, die mithilft und genau weiß, welchen Mann sie wie behandelt - im Zweifelsfall nicht nett. Wo man Krieg und Zerstörung peppig aufmacht, will ich mich nicht unbedingt im Kinosessel niederlassen. Hier ist schnell klar, dass militärische Strategien als Lachnummer präsentiert werden. Akzeptiert man das, bekommt man eine gut geschriebene Komödie zur Völkerverständigung mit ironischem Unterton. Eigentlich geht es um die Liebesgeschichte zwischen dem Atominspektor aus Deutschland (Alexander Fehling - nie verkehrt!) und der verdammt schönen Köchin. Da das plutoniumhaltige Verhältnis der Länder zwar schenkelklopferisch, aber nicht zu dumm inszeniert ist, findet die deutsch-israelisch-neuseeländische Produktion hier Platz.
 



UNTERWEGS MIT JACQUELINE
AB 14.07. // BABYLON FÜRTH & CASABLANCA NÜRNBERG
Der Originaltitel ist der bessere: "Die Kuh". Das trifft die Essenz dieses herrlichen Märchens, das Frankreich als Land der netten Leute präsentiert, mehr als es die EM imstande war. Fatah ist Algerier, er lebt in einem kleinen Dorf und liebt seine Kuh Jacqueline sehr, seine Frau und seine beiden Töchter - auch. Er träumt davon mit Jacqueline zur Pariser Landwirtschaftsmesse zu reisen. Als die Messefuzzis ihn dorthin einladen, legt das ganze Dorf für die Überfahrt zusammen. Von Marseille aus muss Fatah allerdings laufen. Wichtig ist natürlich die Kuh, die bei diesem Film wirklich jeden Scheiß mitmacht, ohne dressiert zu wirken. Und manchmal zahlt es sich aus, einen Komiker vorne hin zu stellen. Fatsah Bouyahmed ist ein Typ. Er ist nicht nur der trottelige Familienvater, den alle wegen seiner Kuh verarschen. Die Art und Weise wie er mit den Menschen in der Fremde spricht, ist ziemlich großartig. Lange hält er sein "Ich trinke keinen Alkohol"  natürlich nicht durch. Ein feines Road Movie fast ohne Autos.  
 



FRÜHSTÜCK BEI MONSIEUR HENRI
AB 21.07. //  CINECITTA NÜRNBERG & BABYLON FÜRTH
Ein Zimmer in Paris ist nicht so leicht zu kriegen für 250 Euro. Constance tritt sich die Füße ab und zieht beim pensionierten (und passionierten) Griesgram Henri ein. Ein gebundenes Regelwerk für die Raumnutzung schützt nicht vor Scharmützeln. Die sind aber auf Augenhöhe. Jeder kämpfe mit seinen Waffen. Und freilich haben sich die WG-Genossen irgendwann furchtbar lieb. Davor macht der Opa allerdings einen ebenso seltsamen Plan wie es Maggie von nebenan im August tut. Warum ist es so verlockend seine Mitmenschen zu manipulieren?  
 



WIENER DOG
AB 28.07. // CASABLANCA & CINECITTA
Das Leben aus der Sicht eines Dackels ist Todd Solonz' Film nicht. Der Regisseur für besondere Geschichten stellt den Dachshund zunächst einem kranken Jungen an die Seite, dessen Eltern sich und dem Tier nicht grün sind. (Aber wie alle komischen Leute in Filmen machen sie Yoga. Das musste ich mal bemerken. Nebenbei.) Der stille Vierbeiner wandert von einem zum Nächsten, jedes Bild wie eine Postkarte. Wir hören Monologe auf der Rückbank, erleben dramatische Rettungsaktionen und wenn der Hund Durchfall hat, auch das. Gute Schauspieler führen eine abgezockte Idee aus, der Hund ist Vehikel, nicht Mittelpunkt. Man sollte nicht den Fehler machen, sich auf eine logische Verbindung zwischen den Besitzern zu konzentrieren, sondern sich ganz einlassen auf diese traurigen Gestalten. Nein, es ist kein Zufall, dass Solonz auch "Happiness" drehte, den Film, den man nie vergisst. Aber auch dieser ist intensiv, vielschichtig und hat ein unfassbares Ende.
 



MAGGIES PLAN
AB 04.08. //  CASABLANCA  
Greta Gerwig spielt bei WIENER DOG mit und hat als Maggie die Hauptrolle neben Ethan Hawke und Julianne Moore. Wow: Was für eine Story. Da dauerhafte Liebe nicht funktioniert, will Maggie nur ein Kind. Dann kommt Ethan und quatscht sie voll wie einst in "Before Sunrise" Julie Delpy. Maggie und er werden ein Paar mit Problemen. Der Film hat einen unheimlich schönen Blick auf seine Figuren. Und auch wenn ich Laberfilme mag, hätte Maggie gar nicht so viel erklären müssen von den Dingen, die passieren. Wir sehen sie ja. Über ihren Plan kann man streiten, über die unglaublich gute Leistung von Ethan Hawke nicht.
 


 




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Wiener Dog, © PROKINO Filmverleih GmbH
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Liebe Halal, © Neue Visionen Filmverleih
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Atomic Falafel, © Movienet
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Frühstück bei Monsieur Henri, © Neue Visionen Filmverleih
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Unterwegs_mit_Jaqueline, © Movienet
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Maggies Plan, © Lily Harding Pictures, LLC.
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