Claudias Kinoempfehlungen

MITTWOCH, 1. JUNI 2016

#Babylon, #Casablanca, #Cinecitta, #Claudias Welt, #Filmhaus Kino, #Kino, #Meisengeige

Warum sitzen Arschlöcher an Stellen, wo sie Multiplikator sind, anderen das Leben schwer zu machen? Warum hat keiner mehr Schamgefühl oder ist fähig, Verantwortung zu tragen, sind meine Fragen im Juni.

DIRTY GAMES
AB 02.06. // CASABLANCA
Mir sagt jemand von Zeit zu Zeit, dass ich aufhören soll, diese Filme zu schauen, die mich so runterziehen. Blöderweise denk ich ja, die wären gut. Bei diesem Titel allerdings wusste auch ich, was mich erwartet. Und es wurde schlimmer. Kennt Ihr diese Dokus, die einen fertigmachen? Nach denen man denkt, was ist das für eine Scheißwelt, in der wir leben? Warum schämt sich Katar nicht? Oder Boxmanager? Benjamin Bests Film gibt Rätsel auf, darüber, wie er es geschafft hat, Leute so zum Reden zu bringen. Geht am 4. Juni ins Casablanca und drückt Eure Verehrung aus. Da ist der Mann da, live und in Farbe!
 



VOR IHREN AUGEN
AB 09.06. // CINECITTA
Julia Roberts ist ein Schatten ihrer selbst. Reicht das für einen guten Film? Meistens reicht das für einen Oscar, wenn eine Frau wie sie die Schminke weglässt. Satire beiseite, dies ist kein Meisterwerk, sondern ein solider Thriller. John Schlesinger hat einen ähnlichen Film mit Sally Field gedreht. Er war gut genug, um mich sofort daran zu erinnern. Eine Polizistin findet ihre Tochter im Müll. Tot. Ein sinnloser, zufälliger Mord. Ein Film, der Rachegelüste schürt und zeigt, wie alle gegeneinander arbeiten, um ihre Interessen durchzukriegen. 
 


DAS TALENT DES GENESIS POTINI
AB 16.06. // BABYLON & FILMHAUS
Wer möchte dem Schachspiel eine philosophische Komponente absprechen? Der Bauer ist der schwächste Typ auf dem ganzen Brett. Und der König, der ist so langsam, weil er die Verantwortung trägt. Der beste neuseeländische Film 2014 zeigt sich jetzt auch in unseren Kinos. Und natürlich ist es toll, in Cliff Curtis' Gesicht zu schauen. Hammer, der Typ. Aber der richtig beste Film ist das nicht. Vielleicht trägt einen Teil der Enttäuschung die so unglaublich liebe deutsche Stimme des Mannes, der groß ist wie ein Berg. Entlassen aus der Nervenklinik, sucht er Halt bei seinem Bruder, der ihn sofort wieder loswerden und von seinem Sohn fernhalten will. Der Sohn soll zu seinem 15. Geburtstag ein Krieger werden, Mitglied der harten Gang. Doch der sensible Mana sucht die Nähe seines Onkels und dessen Schachclub. Genesis Potini war ein Genie des königlichen Spiels, ein Champion, doch seine Depressionen haben ihn isoliert. Jetzt will er Kids das Spielen beibringen und mit ihnen zu einem Wettbewerb fahren. Das mag ja alles wahr sein, aber warum muss das so nach "Club der toten Dichter" und allen anderen "Glaub an dich, Unterprivilegierter"-Filmen aussehen? Leider so gar nichts Neues.
 


MISS HOKUSAI
AB 16.06. // CINECITTA
Sie ist eines dieser stillen Mädchen, kümmert sich rührend um ihre kranke kleine Schwester, erträgt den saufenden Vater und ist zu schüchtern für eine Romanze. Doch darum geht es in "Miss Hokusai" nicht. Kunstfreunde kennen den japanischen Maler, der diese freundliche Tochter hat, die ihm oft assistierte beim Arbeiten. Anfang des 19. Jahrhunderts spielt dieser Anime in einem damals schon lauten Tokio. Hier und da gibt es tolle Bilder, die erklären, wie man einen Drachen malt und ich hätte mir noch viel mehr davon gewünscht. Denn die Macher können wild. Warum aber erzählen sie so konventionell statt ihrer Phantasie Auslauf zu geben? Und, entschuldigung, ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich das sage: Dieser Hund hat genervt.  
 


BASTILLE DAY
AB 23.06. // CINECITTA
Komisch, dass ich diesem Film etwas Romantisches abgewinnen konnte. Das ist ein Actionblockbuster, der Terror zum Thema hat. Eigentlich wird mir bei dieser Kombi im Hier und Heute per se schlecht. Paris sieht von oben cool aus. Spielt das echt in Paris? Ja, manchmal überholt das Leben den Drehbuchautor. Und man darf sich dem Inhalt zuwenden: Ein exzellenter Taschendieb ist an einen Bullen gekettet, dazu kommt eine rebellische Frau, die sich scheut zu töten. Ein gutes Team in einer brutalen Einzelkämpferstory. Klingt wie ein Widerspruch, ist aber keiner. Genauso wenig wie die Schlusswendung, die tatsächlich ein Gefühl von Wir! auslöst. Ein Gefühl, das der Ohnmacht entgegenwirkt. Ich fand das wirklich fast romantisch.
 

 
CAFE BELGICA
AB 23.06. // MEISENGEIGE
So gut wie die Musik ist, könnte der Film richtig schlecht sein und wäre immer noch super. Doch der belgische Regisseur Felix van Groeningen hat aus "Café Belgica" was zum Schauen mit viel Alkohol gemacht. Die Brüder Jo und Frank bringen eine Bar nach vorne. Jo ist Barkeeper, ein herzensguter Mensch, der seinem One Night Stand sogar sein altes Müsli anbietet. Frank ist Familienvater und will raus aus dem Landleben. Klar, Kneipe macht Spaß. Und der Laden läuft gut. Man ist indie, doch irgendwann muss man drüber nachdenken, ob man am Eingang aussortiert. Will man Türsteher? Genehmigungen und Frauen gehören zu den Stolpersteinen auf dem Weg zu Reichtum und Partyglück. Nichts ist hier albern, alles so rau wie echt.
 


VÄTER UND TÖCHTER
AB 30.06. // CINECITTA
Ein gebrochener Mann kämpft gegen seine Krankheit und für seine Tochter. Wer würde in dieser Rolle Russell Crowe erwarten? Er spielt wie auch schon zu Beginn seiner Karrire in "A Beautiful Mind" leidenschaftlich. Der Papa versucht nicht nur das Geld für die Schule der Kleinen aufzutreiben, er muss es auch mit der tochtergeilen Tante aufnehmen (eine ganz, ganz böse Diane Kruger). Er hat ihre Schwester totgefahren und dafür will die reiche Frau hassen - und die Tochter. Immerhin ist Papa Jake Bestsellerautor. So er seine Schreibschwierigkeiten überwindet, könnte er also den Kampf gewinnen, so er lange genug lebt. Daneben erfahren wir noch, wie die kleine Katie 25 Jahre später die Leere im Herzen überwindet. Weil der Typ ganz nett ist und es realistische Momente gibt, kann man das ertragen.
 
 




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