Claudias Kinoempfehlungen
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Skispringen, Musik machen, Blockwart. Menschen haben unterschiedliche Hobbys und wir eine Menge Spaß, ihnen dabei zuzusehen.
EDDIE THE EAGLE
AB 01.04. // CINECITTA
Ich kenn dieses Gefühl von früher: Man sitzt im Kino und mag denjenigen einfach, der da zwei Stunden über die Leinwand turnt. Eddie mochte ich schon, als er das erste Mal in der Badewanne die Luft anhielt. Was für ein furchtloses Wesen, schwer entschlossen, Sportler zu werden, obwohl sowohl Äußerlichkeiten als auch einige innere Werte dagegen sprechen. Eddie hat sich Skispringen ausgesucht, relativ exotisch für einen Engländer. Will er üben, fährt er dorthin, wo das am besten geht, egal wie weit das von zu Hause weg und wie abgehalftert der Coach (Hugh Jackman) ist. Michael Edwards gibt uns eine Lektion in schöner Scheitern. Er lächelt einer Welt zu, die ihn nicht kennenlernen will. Zusammen mit einem nie nüchternen Ex-Skitalent trainiert Eagle, weiter und weiter für die Winterspiele in Calgary. Von mir aus hätte der Film noch zwei Stunden länger gehen können. Ich hatte so ein Grinsen im Gesicht, dass ich am liebsten mit so Puscheln gewedelt hätte im Kino. Außerdem will ich auch unbeirrbar werden!
PELO MALO
AB 01.04. // MEISENGEIGE
Ein Bad Hair Day ist schwierig. Aber ich wusste nicht, dass er einem schon Kopfzerbrechen bereitet, wenn man noch im Unterhemd rumrennt und keiner weiß, ob man Bub oder Mädchen ist. Junior ist neun und lebt in Venezuela. Caracas bietet der Mama, die sich alleine um zwei Kinder kümmert, keine Momente zum Verschnaufen. Jobs sind Mangelware und dann ist da noch der Junge mit seinen Flausen unter dem krausen Haar. Junior meint, die Locken müssen weg, wenn man Popstar werden will. Und das will er. Heimlich glättet ihm die Oma die Haare. Offensichtlich kämpft der Junge um die Liebe seiner Mutter. Je mehr, desto erfolgloser. Ein toller Schauspieler und ein ganz schön trauriger Film.
EIN MANN NAMENS OVE
AB 07.04. // CASABLANCA + BABYLON
What a man. Einen wie Ove vergisst man nicht, obwohl man es gern täte. Er überwacht die Siedlung, verteidigt sie gegenüber Katzen und Hunden genauso wie vor Zigarettenstummeln. Er weiß genau, der wievielte in der Schlange er ist, worauf er Anspruch hat und was erlaubt ist. Solche Leute kennt man, vielleicht schon beim Blick in den Spiegel. Aber eigentlich wird man nicht als Arschloch geboren. Wann und wie stellt sich der Schalter um? Diese Geschichte wird hier erzählt. Als Ove nach 43 Jahren im Betrieb entlassen wird, heult er nicht rum. Er kauft sich einen Strick. Doch es kommt halt immer was dazwischen, wenn man die Nachbarn reglementieren und auf alles aufpassen muss. Weil Ove keine Ruhe findet, sehen wir einen Rückblick auf sein Leben. Und obwohl er sich vorgenommen hat, seiner Frau auf den Friedhof zu folgen, passiert draußen in der Siedlung dauernd was, das ihn am Leben erhält. Ein wenig vorhersehbar, macht nichts.
FREEHELD
AB 07.04. // CASABLANCA
Müssen wir wirklich noch darüber reden, dass jede Liebe gleich ist? Ist wohl so und im Frühjahr ist das Bedürfnis offenbar besonders groß. Julianne Moore und Ellen Page legen hier eine Performance hin, die bemerkenswert ist, auch weil es so gut wie nie zwei weibliche Hauptdarsteller gibt. Zwei glückliche, lesbische Frauen. Es zählt nicht der Altersunterschied, es geht um Gerechtigkeit. Denn wenn einer stirbt, geht die Pension des Toten auf die Verbliebene über. Ist der eine aber eine Polizistin und lesbisch, dann nicht. Moores Kampf ist ohne Kitsch gedreht, aber das Thema ist so derb, dass es natürlich eine Attacke auf den Taschentuchvorrat sein wird. So sehr jemand über Klischees schimpfen mag, solche Filme müssen sein. Echt. Leider. Weiß jeder, der nicht normal genug für die Welt ist …
CHEVALIER
AB 21.04. // FILMHAUS
Es geht um einen Siegelring und ein Spiel, das sich nur Männer ausdenken können. Sie sind auf einer kleinen Yacht, langweilen sich bei ihrem Ausflug und wollen herausfinden, wer von ihnen der Beste ist. Der längste Schwanz, der dickste Fisch, eine adrette Schlafposition, wie verschwiegen und wie unterhaltsam man ist. Alles zählt. Die Herren um einen ehrenwerten Doktor vergeben ihre Punkte nach genausten Kriterien. Die Story kommt schleppend in Fahrt und mir fiel's schwer, die von einander zu unterscheiden – wohl weil keiner eine richtige Geschichte hat. Dass es Griechen waren, spielt keine Rolle. Wohl aber, dass eine Frau gleich zweien bekannt ist. Absurder Quatsch, für schräge Geschmäcker.
ICH BIN TOT, MACHT WAS DRAUS
AB 28.04. // CASABLANCA
Warum haben Musiker immer Soße im Bart? Und warum fällt ihnen, wenn sie Wurst essen, dieselbe mindestens einmal auf den Boden? Naja, letzte Frage kann ich selbst beantworten: Damit sie sie aufheben und im Bier sauberwaschen können. Das ist bei diesen Belgiern nicht anders. Sie machen schon lange zusammen Musik und doch hat keiner mitgekriegt, dass ihr Sänger seit fünf Jahren mit einem Mann zusammen ist. Jetzt, da die US-Tournee steht, verunglückt der Sänger und alle anderen sind durch den Wind. Aber die Rockband versucht, Situationen zu lösen, bis sie vom Leben jedes Mal in die Knie gezwungen werden und sich zum Horst machen müssen. Wahrscheinlich sogar der schönste Film des Monats.
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