Kurbeln unter Strom
#Fahrrad, #Technik
Mit dem E-Bike durch die Stadt. Dem Klima geschuldet eröffnen wir hiermit redaktionell die Radelsaison und starten unsere Bikeserie mit einem wunderbaren Pedelec-Gespann auf den Strassen Nürnbergs. Und beleuchten damit die Frage “Haben Sie noch Sex, oder Fahren Sie schon E-Bike?“. Ein curt-Praxis-check in Punkto Alltagstauglichkeit, Akzeptanz, Coolness, Finanzen und Nachhaltigkeit.
Als curt-Freund und -Helfer Dominik zuletzt mit einem neuen Rad in der Redaktion auftauchte, war die erste Reaktion ziemliches Erstaunen – schließlich wirkt Dominik wie ein junger, sportlicher Mann mit Action im Blut. Das stylische Bike entpuppte sich als eines der gehypten Elektroräder mit Motor. curt-Kollege Frank, Stromlosradler, hob den Spruch vom Golfspieler und dem Sex als Erster vom Boden auf, was Dominik prompt zu Werbung in eigener Sache verleiten ließ: es folgte ein langer Monolog über Pedelecs, die im Unterschied zu E-Bikes nur den Motor einschalten, wenn in die Pedale getreten wird, und ab 25 km/h wieder abschalten müssen, denn sonst wären es Krafträder und man bräuchte Führerschein, Haftpflicht, Kennzeichen und Helm. Gerald hingegen, leidenschaftlicher Rennradfahrer und Mountainbiker, fühlte sich von diesem Stromdoping eher persönlich betrogen, denn am Berg könnte sein jahrelanges Training nun von unambitionierten Freizeitradlern mit einen Stromschlag egalisiert werden. Ein anderes Redaktionsmitglied hatte Erfahrung gemacht mit Radeln unter (einem ganz anderen) Strom, was behördlich keinen Anklang fand und ihn seither von Amts wegen zum Radfahren verdonnerte. E-Bikes exklusive, wegen des Führerscheins, wie wir gelernt haben. Pedelecs hingegen: erlaubt.
Dominik erklärt uns noch vieles über die großen Qualitätsunterschiede von Batterien und Motoren und die Vorteile des Bikes. Wir wollten uns jedoch im Selbsttest überzeugen und so stellte uns Dominik ein Pedelec von e-Flow vor die Tür – inklusive Anhänger. Als Teststrecke wählten wir die täglichen Wege durch die Stadt. Eine Woche ging es auf dem Bike zu Kundenterminen, in die Heftverteilung, in den alltäglichen Pendlerverkehr, bergauf, bergab. Wir transportierten sogar Möbel auf dem Anhänger durch die Stadt. Alles in direkter Konkurrenz zu Auto, öffentlichen Verkehrsmitteln, Klapprad, Normalofahrrad und sportivem Schuhwerk.
Nach sieben Tagen harten Ritts fiel das Resumee positiv aus. In Punkto Style macht man mit unserem Bike auch im Stand an Ampeln und Haltepunkten eine gute Figur. Man fährt entspannt, tritt dabei soviel man kann oder es die Situation erlaubt. Mit entsprechender Stromzuschaltung lassen sich Muskelzittern, Schweiß und Tränen am Burgberg oder Schmausenbuck vermeiden. Und weil man so auch nicht abgehetzt zum Termin oder in der Arbeit erscheint, schwingt man sich auch schneller mal in den Sattel, anstatt zum Autoschlüssel zu greifen. Damit können wir vielleicht auch das Argument standhafter Normalradfahrer entkräften, ein Pedelec mache bequem, denn in der Summe waren wir mit dem Pedelec öfter an der frischen Luft unterwegs als sonst. So amortisieren sich auch die höheren Anschaffungskosten für ein Pedelec. Die Energiekosten liegen im Cent-Bereich pro Kilomenter, damit liegt man im Stadtverkehr in Punkto Geldbeutel unschlagbar vorne.
Ein Zeitnachteil ergab sich auch kaum, aber wir fuhren auch nicht unbedingt schneller als sonst. Hier lag der einzige Nachteil beim Pedelec: trotz des sportlichen Styles war unser Pedelec keine Sportskanone. Das Handling war wegen des Gewichts anfangs ungewohnt und wenn ab 25 km/h der Motor abschaltete und man die Masse des Bikes alleine vorantreiben musste, dann ging jedes km/h mehr ordentlich auf die Oberschenkel.
Also Augen auf bei der E-Bike-Wahl! Die Beratung beim Kauf und die Qualität des Bikes müssen passen, sonst hat der Spaß schnell mal ein Loch. Dennoch: Gerald wird mit dem Pedelec nach Canossa fahren und Abbitte leisten, denn Pedelec-Fahren macht durchaus Sinn, Spaß und ist mit dem richtigen Bike auch ganz schön cool. curt-getestet!
#Fahrrad, #Technik