So ein Theater im Winter
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Rund um die Feiertage ist an den Bühnen traditionell Hochsaison: einerseits holen die Theater ihre familientauglichsten Produktionen auf den Spielplan, andererseits muss Vorrat für die dunklen Januar-Winterabende danach angeschafft werden. Es gibt also zum Jahreswechsel neben der Sammlung verfügbarer Kassenknüller ein neuestes Sortiment anspruchsvoller Kunststücke. Auch für den zweiten Blick kann man etwas empfehlen. Sekt oder Selters, auf alle Fälle blubbernd.
STAATSTHEATER NÜRNBERG
PREMIERE. Populär geworden ist der aus Spanien stammende Nürnberger Chefchoreograph Goyo Montero vor allem durch gepflegt moderne Handlungsballette, die der eigendynamischen Opernhaus-Sparte neues Publikum bei der jüngeren Generation eroberten. Von Carmen bis Faust hatten wir schon alle Legenden durch. Künstlerisch waren zuletzt die kleineren Tanzstücke, die Montero mit adaptierten Arbeiten namhafter Kollegen zum „Dreiklang“ verband, noch faszinierender. Jetzt versucht er es erstmals abendfüllend mit der reinen Lehre der Bewegung: LATENT ist ein tatsächlich so genanntes „Sinfonisches Ballett“, das aus der Musik (die aus keinem Konzertsaal wegzudenkende Symphonie fantastique von Berlioz und ergänzend oder auch widersprüchlich dazu ein Auftragswerk des Kanadiers Owen Belton) geschaffen und von strangulierenden Handlungsfäden entfesselt ist. Allzweck-Vizemaestro Gábor Káli, eben noch für Puccinis „La Bohéme“ schmachtend im Einsatz, dirigiert die Staatsphilharmonie. In der verjüngten Compagnie nehmen neben den Gruppenstars wie Sayaka Kado und Max Zachrisson viele Neue den Anlauf für den Sprung ins langfristig angelegte Experiment.
Premiere: 12. Dezember.
Weitere Termine: 15., 18., 21., 25., 28. und
30. Dezember; 16., 25. und 28. Januar im Opernhaus.
PREMIERE. Es geht um den Traum vom erfolgreichen Berufsleben, der eben auch ein Albtraum ist, und insofern könnte man die Platzierung von Jonas Hassen Khemiris Szenenfolge = [UNGEFÄHR GLEICH] im Spielplan der BlueBox wie eine Studioergänzung von Christoph Nußbaumeders DAS FLEISCHWERK im großen Haus einordnen. Der schwedische Autor betrachtet in seinem Mosaik von 26 Erzählungs-Miniaturen, wie sich Ideale und Realitäten der Arbeitswelt gegenseitig abstoßen. Eine Balance von Fallstudien, gebündelt im grimmigen Überblick. Für Regisseur Christian Papke wie für Autor Khemiri ist es das Nürnberg-Debüt.
Premiere: 13. Dezember.
Weitere Termine: 15., 19. und 27. Dezember in der BlueBox des Schauspielhauses.
PREMIERE. Es darf, ja es muss gelacht werden! Wer diese wie geschmiert funktionierende Komödie in der Tradition klemmender Türen und scheunentorweiter Grimassen (oder auch umgekehrt) auf den Spielplan setzt, der will den Schauspielern Gelegenheit zu Galoppsprüngen und den Zuschauern Anlass zum Wiehern schaffen. Ob der britische Autor Michael Frayn bei seinen juxenden Drehbühnen-Pointen von DER NACKTE WAHNSINN eher an George Feydeau oder an Louis de Funes erinnert, kommt auf die Inszenierung an. Petra Luisa Meyer, die in Nürnberg mit „39 Stufen“ frei nach Hitchcock einen Dauerbrenner in den Spielplan pflanzte, hat für den wohlgeordneten Probentumult einen besonderen Coup: die schräge Hauptrolle einerTournee-gestressten Schauspielerin namens Dotty Otley mit bedenklichen Orientierungsproblemen im Kampf gegen Requisiten im allgemeinen und Sardinen im besonderen (bei der Nürnberger Erstaufführung vor 30 Jahren durch die legendäre Sofie Keeser geadelt) wird von Pius Maria Cüppers gespielt. Der Zuschauer sieht bei diesem Theater auf dem Theater die Bühne abwechselnd von vorn und von hinten – mit wachsendem Verständnis für Stolperstellen.
Premiere: 18. Dezember.
Weitere Termine: 19., 22., 27. und 31. Dezember; 9., 13., 16. und 28. Januar im Schauspielhaus.
PREMIERE. Deutschlands meistgespielter, wenn auch immer noch nicht prominenter Gegenwartsdramatiker Roland Schimmelpfennig (seine drastische Chinarestaurant-Komödie „Der Goldene Drache“ ließ vor drei Jahren die Kammerspiele in süßsaurer Heiterkeit erbeben) treibt eine seltsame Typenansammlung zum entgleisenden Familienfest, wo am 23. Dezember, dem prototypischen „Vorabend“, nicht etwa Weihnachten eingeleitet wird, sondern ... siehe Titel. Die neue Tragikomödie WINTERSONNENWENDE erreicht nach Stockholm und Berlin die dritte Station in Nürnberg. Es beginnt als Kabarett und explodiert als Drama. Regisseurin Schirin Khodadadian hat in Nürnberg von „Der Weibsteufel“ über „Don Carlos“ bis „Die schmutzigen Hände“ schon alle Formate mit beachtlichem Erfolg durch. Nach der Deutschland-Premiere des neuen Schimmelpfennig kürzlich an seinem Stammhaus in Berlin gab sich die Kritik reserviert, und der Knüppelbegriff „Thesenstück“ geriet in Umlauf. Es geht also bei der Nürnberger Folgeproduktion um Lockerungsübungen, damit etwas draus werden kann.
Premiere: 19. Dezember.
Weitere Termine: 20. und 27. Dezember; 9., 13., 21. und 27. Januar in den Kammerspielen.
PREMIERE. Diese im 19. Jahrhundert so erfolgreiche Grand opéra gilt heute als Rarität, obwohl sie in Nürnberg schon mal vor 22 Jahren (in Regie des damals besonders angesagten John Dew) wiederentdeckt und zurecht gefeiert wurde. DIE JÜDIN des französischen Komponisten Jacques Francois Frontal Elias Halévy erzählt mit mächtigem Klang von übermächtigen Gefühlen. Liebe und Hass vor der Kulisse der Judenverfolgung durch die herrschenden Christen im Jahr 1415. Regisseurin Gabriele Rech, hier schon bekannt mit ihrer Deutung von Verdis „Otello“, wird wohl nicht beim Blick zurück hängen bleiben. Für die schwierige Tenor-Rolle des Eléazar, in dem Lessings Nathan und Shakespeares Shylock gespiegelt sind (damals teilten sich das Wolfgang Millgramm und Karl-Heinz Thiemann), wurde von den Koproduzenten der Opernhäuser Nizza und Nürnberg gemeinsam ein Gast engagiert: Luca Lombardo aus Marseille mit weltweiten Auftritten zwischen Paris und New Yorker „Met“ ist auch Garant für die Originalsprache (nicht für die deutschen Übertitel). Guido Johannes Rumstadt dirigiert die Staatsphilharmonie in ganz großer Besetzung.
Premiere: 17. Januar.
Weitere Vorstellungen: 27. und 30. Januar im Opernhaus.
CHRISTMAS-SPECIAL. Das ist eine subtile Empfehlung für alle, die unter akutem Bescherungsstress leiden. In LAMETTA versammelt Fitzgerald Kusz fränkisches Familienleben in gnadenlos gnadenbringender Weihnachtszeit samt trainierter Mundart unter dem Christbaum. Eine Höllenfahrt, was sonst! Gut möglich, dass mancher Zuschauer bei der Betrachtung der odu-fröhlichen Schreckenskomik das eigene Verhältnis zum heimischen Festverlauf grade noch rechtzeitig (bzw. am 25.12. zur allerfrischesten Vergangenheitsbewältigung) überdenkt. Ein passgenau gebotener Selbstversuch also, wahlweise als Prophylaxe oder Erste Hilfe; möge die Fügung gelingen.
Termine: 6., 11., 21. und 25. Dezember; 5. und 6. Januar im Schauspielhaus.
WAGNER KOMPAKT. Nur noch vier Vorstellungen, ehe dann erst 2017 die GÖTTERDÄMMERUNG als Teil im kompletten „Ring des Nibelungen“ wieder auftaucht. Wagners finales Weltuntergangs-Szenario - kompakt mit Chor, Orchester und Stimmgewalt - kann über fünfeinhalb Stunden in Georg Schmiedleitners aufregender Inszenierung auch allein bestehen. Da klettern Sängerinnen über den Köpfen der Zuschauer im Parkett, brechen Flüchtlingsgruppen in die Gibichungen-Party ein und landet eine enterbte Göttertochter, die sonst laut Textbuch mit steiler Stimme Scheiterhaufen anfeuert, staunend im Internet. Vor allem aber: mit Vincent Wolfsteiner spielt und singt ein mit unerschöpflichen Stimmband- und Humorreserven auftrumpfender Siegfried, wie es ihn so noch nirgends gab.
Termine: 13., 20. und 27. Dezember; 24. Januar im Opernhaus.
STAATSTHEATER NÜRNBERG
Richard-Wagner-Platz 2-10, Nbg
staatstheater-nuernberg.de
STADTTHEATER FÜRTH
PREMIERE. Das 1938 veröffentlichte Drama des späteren Nobelpreisträgers Albert Camus ist fast ein Klassiker, aber ein nicht allzu sehr gepflegter. Der Mann, um den es geht, sowieso: CALIGULA, der junge römische Kaiser und Tyrann, hat alle Künste von der Literatur bis ins Kino, von der Philosophie bis zum Porno inspiriert. Im jugendlich-feurigen Stück des französischen Philosophen, das mit seinem Denkprozess über sinnlose Herrschaft im weiten Raum zwischen 37 n.Chr. und dem 20. Jahrhundert pendelt, sucht Regisseurin Petra Wüllenweber mit dem extra engagierten 9-Personen-Ensemble eindeutig den Einstieg in die aktuelle Wertediskussion, schiebt das einst so spannende und dann an den Rand des Repertoires geratene Schauspiel wieder zurück ins Zentrum. Von Diktatoren und ihrem Umgang mit menschlichen Werten künden aktuell weltweite Krisen. Wofür ein Caligula heute steht, das sollte die Neuinszenierung erkunden.
Premiere: 14. Januar.
Weitere Termine: 15., 16., 19., 20., 21., 22. und 23. Januar im Stadttheater.
GASTSPIEL. Man könnte natürlich bis Februar warten, wenn Cole Porters boshaft funkelndes Evergreen-Musical am Nürnberger Opernhaus die größere Showbühne entehrt. Aber die handliche Tourneeproduktion von KISS ME, KATE müsste als abgerüstetes Sing- und Songspiel eigentlich auch gut funktionieren. Zum „Schlag nach bei Shakespeare“ rufen Hardy Rudolz (Regie) und Heiko Lippmann (musikalische Leitung), zwei Haudegen des deutschen Entertainment-Theaters und beide in Fürth schon durchs Webber-Musical „Sunset Boulevard“ bekannt. Die Story vom streitsüchtigen Bühnenpaar, das den Liebeskonflikt handfest bei laufender Vorstellung von Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ austrägt, wird von Broadway-Melodien getragen, entstanden, als dort noch Swing und Jazz wuchernd in die Ohrwurmparade hineinblühten.
Termine: 25., 26. und 27. Dezember im Stadttheater.
GASTSPIEL. Als das fabelhafte NEDERLANDS DANS THEATER, das Jirì Kylián und Hans van Manen vor 40 Jahren zu Weltruhm führten, den nachrückenden Tänzern eine eigene Plattform schuf, liefen deren Auftritte unter „Junior-Group“. Inzwischen heißt die Compagnie mit ihren 17- bis 22-jährigen Solisten einfach NDT 2, denn Jugendbonus braucht da längst keiner mehr. Drei Tanzstücke - zwischen 1998 und 2013 entstanden - bringen bei der ersten 2016er-Tour viel Witz und etwas Melancholie. Choreograph Johan Inger etwa lässt neun Personen zur Musik von Van Morrison ausflippen. Vom Mambo-Spektakel „Sad Case“, seit es 1998 Sol León und Paul Lightfoot als überwältigenden Ran- und Rausschmeißer schufen, kann man sowieso nie genug kriegen.
Termine: 27. bis 31. Januar im Stadttheater.
WIEDERKEHR. Eine Reise zu den inneren Stimmen der Frauen, zu den Einflüsterungen in weibliche Gedankenwelten und dabei energischen Widerspruch gegen den Wahn von Makellosigkeit wagte die multitalentierte Jutta Czurda im November 2014 als Choreographie-Comeback. VOICES ist ein ganz und gar ungewöhnliches Tanzstück für sechs Frauen zwischen 50 und 60, die hier ihre Bühnen- und Lebenserfahrung einbringen, indem sie das Frauenbild aus der Poesie-Fixierung ebenso erlösen wie aus dem Muttikomplex und das mit der Summe lebenslanger Lust am Tanz multiplizieren. Das ist herzergreifend und oft komisch, auch aufklärerisch und zunehmend kampflustig – aber vor allem ist es wahre Kunst der Bewegung. Wie die Tänzerinnen dieses Frauenprojekts das so sehr auf die Lüge von ewiger Jugend kaprizierte Ballett in ihrer anderen Welt nochmal neu erfinden, das muss man gesehen haben.
Termine: 7. bis 9. und 21. bis 23. Januar im Kulturforum Fürth.
STADTTHEATER FÜRTH
Königstr. 116, Fürth
stadttheater.fuerth.de
COMÖDIE FÜRTH
WIEDERKEHR. Als das Travestie-Musical EIN KÄFIG VOLLER NARREN vor exakt drei Jahrzehnten, immerhin volle sieben Jahre nach dem Erfolg des gleichnamigen Films, im Berliner Theater des Westens triumphierte, zuckten die Amüsierbeauftragten am Nürnberger Opernhaus, wo von Komponist Jerry Herman doch zuvor „Hallo, Dolly“ und „Mame“ gewagt wurden, furchtsam zurück. Der Titel (Hauptrollen zu schwierig oder zu schwul?) verschwand für immer aus der Planung.
Für Volker Heißmann und Martin Rassau, die in Franken weltberühmtesten Witwen, ist das heutzutage kein Problem, sondern ein willkommener Anlass zum Garderobenwechsel. In Regie von Operetten-Routinier Thomas Enzinger und der musikalischen Leitung von Bayerns Swing-King Thilo Wolf lassen sie mit großem Ensemble die Glamourroben rauschen, die Minis blitzen und die Pointen knallen. Dafür verzichteten sie sogar auf ihre Doppelrolle des kalauernden Gefängniswärters in der Nürnberger Staatstheater-„Fledermaus“.
Termine: Bis 24. Januar. Ticket-Hotline 0911-749340.
COMÖDIE FÜRTH
Theresienstraße 1, Fürth
comoedie.de
THEATER ERLANGEN
PREMIERE. Nein, das ist kein Auftragswerk nach aktueller Frühstückslektüre: Der in England, Spanien und Deutschland lebende Autor David Carnevali schrieb seine gleichnishaften Szenen aus dem Mittelmeerraum, den er als „Brennglas einer globalisierten Welt“ bezeichnet, schon vor mehr als drei Jahren. Er muss besser aufgepasst haben als die Politiker, denn in SWEET HOME EUROPA (Uraufführung: 2012) entbrennt ein mit Wortmunition geführter Kampf an der Festung Europa, wird über die Währung von Kultur und Ökonomie im Rechthabermodus gestritten, liegen am Ende die Mechanismen der Migration blank vor aller Augen. In Wechseldialogen ringen Einheimische und Zugereiste um ihren Anteil an der Wahrheit. Paul-Georg Dittrich inszeniert die scharfen Dialoge im Drei-Personen-Gefecht und der womöglich schwierigste Teil seiner Arbeit (und auch der von Anika Herbst, Hermann Große-Berg und Benjamin Schroeder auf der Bühne) wird es wohl sein, am Abend nicht von der Tagesschau überrollt zu werden.
Premiere: 4. Dezember.
Weitere Termine: 6. und 17. bis 19. Dezember; 15. bis 17. Januar in der Garage.
WIEDERKEHR. Am Gostner Hoftheater und im Hubertussaal spielte der in Wien und Hamburg gefeierte Philipp Hochmair über zehn Jahre immer wieder Goethes klassisch verzweifelnden Träumer und stattete ihn mit Videokamera aus. Ein Ereignis, jetzt mit Alternative. In Erlangen steht Mario Neumann für DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER. Mit Eike Hannemann fand er den Regisseur der leichten Hand, der in Nürnberg von „Winnetou“ bis „Lächerliche Finsternis“ große Erfolge im Staatstheater-Spielplan hat.
Termine: 8. und 9. Dezember; 9., 11. und 12. Januar in der Garage.
THEATER ERLANGEN
Theaterplatz 2, Erlangen
theater-erlangen.de
GOSTNER HOFTHEATER
PREMIERE. Mit 17 hat man noch Träume? Der Junge, um den es in Christian Frascellas MEINE SCHWESTER IST EINE MÖNCHSROBBE geht, kann das durchaus bestätigen. Daheim (Mutter durchgebrannt, Vater in der Hängematte, Schwester schwer religiös) sind die Rahmenbedingungen allerdings ungünstig, also sucht er mit großer Klappe das kleine Glück, tappt auf eigene Faust durchs irrlichternde Leben. Ein Jugendbuch, das auch Erwachsenen Spaß macht, nun in Regie von Silke Würzberger als Hausproduktion des Gostner Hoftheaters. Seit „Tschick“ zweifelt niemand mehr daran, dass man sich dort in diesem Genre auskennt.
Premiere: 20. Januar.
Weitere Termine: 21. bis 23. und 27. bis 30. Januar; 3. bis 6. Februar im Gostner Hoftheater.
GASTSPIEL. Eigentlich ist der Schöpfer von „Schloss Gripsholm“ und „Rheinsberg“ ein Autor zum Lesen und immer wieder Lesen, was nicht zuletzt durch die erst lange nach seinem Tod veröffentlichten „Briefe aus dem Schweigen“ manifestiert ist. Aber Kurt Tucholsky hatte von der ätzenden „Simplicissimus“-Glosse bis zur lockeren Lovestory viele Seiten. Der scheinbare Bruch zwischen dem politischen Satiregroßmeister und dem privaten Charmeur in Serie interessiert Heike Fest und Stefan Plepp bei ihrem Kleinkunst-Tableau WEIBERHELD – MIT TUCHOLSKY IM BETT. Die sechs wichtigsten Frauen im Leben des Theobald Tiger & Peter Panther werden auf die Bühne zitiert – und bringen Zeitgeschichte quasi im Handtäschchen mit.
Termine: 18. und 19. Dezember im Gostner Hoftheater
GOSTNER HOFTHEATER
Austraße 70, Nbg
gostner.de
TAFELHALLE
PERFORMANCE-CAMP. Von 16:17 Uhr (Samstag) bis 08:08 Uhr (Sonntag) dauert die grob gerechnet 16-stündige Theateraktion TROUBLE IN PARADISE, bei der leidvoll erfahrenen Theaterbesuchern ein bislang unterdrückter Wunsch genehmigt wird: „Bitte Isomatte und Schlafsack mitbringen“. Zusammen mit Peter Wendls Kunstakademie-Klasse für visuelle Kommunikation organisieren Beate Höhn und Arne Forke vom experimentierfreudigen Colabs-Tanz/Theater das auf drei Jahre angelegte Rechercheprojekt, zu dem die „interkulturelle und interdisziplinäre“ Übernachtvorstellung mit Workshops, Spielen, Musik, Gesprächen und Mahlzeiten den Anstoß gibt.
Wohin das alles führt, kann jetzt noch keiner sagen. Ganz sicher führt es jedoch in einen Trend, denn u.a. in Berlin, München und Hamburg gab es das an der Wirklichkeit entlang schrammende Theater im Wohncontainer oder im Realitätsnachbau auch schon. Ob die Nürnberger Variante bei Sonnenaufgang bereits neue Erkenntnisse oder vorerst nur verhangene Blicke in Koffein-Erwartung bieten kann, wird sich denen, die es wissen möchten, zeigen.
Bei 10 Euro Pauschale ist die Verpflegung inbegriffen – das klingt nach Abenteuer und Erbsensuppe.
Termin: 19. Dezember ab Sonnenuntergang in der Tafelhalle.
PREMIERE. Schon 2012 wurde Wolfram Lotz für DER GROSSE MARSCH mit dem angesehenen Kleist-Förderpreis belohnt, 2015 ist er vielfach ausgezeichneter Dramatiker des Jahres mit „Die lächerliche Finsternis“, was gerade auch am Staatstheater in der BlueBox zu sehen ist. Regisseurin Katja Kendler inszeniert den weniger bekannten frühen Text, der süffisant in der Form einer „großen Samstagabend-TV-Talkshow“ daherkommt und sich als leicht bekloppte Hommage an die Mattscheiben-Ereignisse der 80er-Jahre versteht. Der Marsch ist ein Durchmarsch und trampelt grimmig über blühende Behauptungen und welkende Erinnerungen.
Helwig Arenz und Lisa Sophie Kusz, die Schauspieler-Entdeckungen des Theater Pfütze, spielen mit.
Premiere: 28. Januar
Weitere Termine: 29. + 30. Januar; 10. bis 12. Februar.
EVERGREEN. Was soll man zu dieser Aufführung noch sagen – außer: Nichts wie hin! Wer ZAUBERFLÖTE - EINE PRÜFUNG, die Mozart-Oper in der unvergleichlichen Spezialfassung für Puppenspieler, Handkamera und Countertenor, bisher nicht gesehen hat, leidet an unterbewusster Kombination von Spaß- und Bildungslücke. Wer schon dort war, kommt sowieso wieder. Der weltweit tourende, auch in den Amadé-Hochburgen Salzburg und Wien längst gefeierte Erfolg von Thalias Kompagnons Joachim Torbahn/Tristan Vogt mit dem Ensemble Kontraste und Counter Daniel Gloger macht am Dreikönigstag sein traditionelles Heimspiel.
Termin: 6. Januar in der Tafelhalle.
TAFELHALLE
Äußere Sulzbacher Str. 62, Nbg
tafelhalle.de
THEATER SALZ & PFEFFER
WIEDERKEHR. Amerikanische Familie trifft britisches Schlossgespenst, und das in Nürnberg am Plärrer. Frei nach Oscar Wildes Spötter-Poesie leiten Wally und Paul Schmidt alias Salz & Pfeffer in DIE UNSCHULD VON CANTERVILLE als ordnende Wächter über Gut und Böse alle Figuren zur Puppenfantasy mit Gruselgarnierung.
Termine: 5., 6., 12., 13., 26. bis 31. Dezember.
GASTSPIEL. Das klassische Liebespaar sank dahin, aber die eingeleitete Versöhnung der hinterbliebenen Streitfamilien ist gar nicht so einfach, wie sich Shakespeare das gedacht hat. In ROMEO UND JULIA – LIEBE UND TOD IN DER KÜCHE werden Bratpfannen und Töpfe zur Kulisse im Stellvertreterkrieg des Personals, aus dem Gewürzregal kommt feurige Unterstützung. Die Puppenspieler von Kaufmann & Co. aus Berlin haben aus der berühmtesten Liebesgeschichte aller Zeiten ein Kochduell mit Requisitenroulette gemacht. Da bleibt kein Auge trocken.
Termine: 28. und 30. Januar
THEATER SALZ+PFEFFER
Frauentorgraben 73, Nbg.
salzundpfeffer-theater.de
FÜR CURT:
Dieter Stoll,
Theaterkritiker und langjähriger Ressortleiter „Kultur“ bei der AZ.
Als Dieter Stoll nach 35 Jahren als Kultur-Ressortleiter der Abendzeitung und Theaterkritiker für alle Sparten in den Ruhestand ging, gab es die AZ noch. Seither schreibt er weiterhin, zum Beispiel überregional für Die Deutsche Bühne und ddb-online (Sitz Köln) sowie für nachtkritik.de (Sitz Berlin). Außerdem veröffentlicht er monatlich im Straßenkreuzer seinen Theatertipp.
Und nun dürfen auch wir uns über ihn freuen. DANKE!
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