Claudias Kinoempfehlungen im November
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Dicke Männer, dünne Männer und Frauen, die sich alles gefallen lassen sind unser Kinobrot im November. Nein, sie sind mindestens Keks, toller Keks.
ALKI ALKI
AB 12.11. // CASABLANCA
Ich wollte mit etwas Schönem anfangen, schließlich ist November und ich habe keinen Grund, andere depressiver zu stimmen als nötig. Doch dann musste ich anders entscheiden, denn es geht um Liebe. Und davon muss man erzählen, auch wenn es keinen Sonnenschein gibt bei Familie Zach. Tobias, der Vater, hat keine Lust, sich anzupassen, ist der Revoluzzer im Architekturbüro. Seine Frau ist zwar ganz cool, doch er geht lieber mit seinem besten Freund Flasche abends auf Tour. Dort lernt er eine russische Investorin kennen, dank der es in den nächsten zehn Jahren um Kreativität gehen könnte statt um Einsparungen beim Bau. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ja, denn der Titel deutet an, worum es geht. Axel Ranisch ist kompromisslos wie nie und explizit, was Sexszenen angeht. Doch die sind bald unser geringstes Problem. Wo wir gerade noch lachten, gehen wir jetzt in eine ziemlich düstere Kammer, begleitet von einem Troubadour, der die Ereignisse präzise besingt. Wenn ich „Alki Alki“ sehe, verstehe ich nicht, warum andere Filme so künstlich sind. So abgefahren Ranisch bei der Wahl seiner Mittel ist, so klar ist er in seiner Aussage. Manchmal habe ich Angst, dass der neue Film nicht mehr so gut ist wie die bisherigen, schließlich stellt er immer die gleichen Menschen vor die Kamera, auch seine Oma ist wieder dabei. Er enttäuscht mich nie und ich möchte, dass alle seine Geschichten möglichst in der Reihenfolge ihrer Herstellung ansehen. Dann geht es ihnen wie mir. Ich möchte nicht mehr ohne diese Filme sein. Ich weiß nicht, ob es Liebe ist, aber es ist ein großes Gefühl.
VIRGIN MOUNTAIN
AB 12.11. // CASABLANCA
Auch hier treffen wir einen Mann mit Gitarre, der Weisheiten spricht. Die Verabredungsphase ist die Hölle. Nervenaufreibend. Dauernd muss man sich was Neues einfallen lassen, sagt er. Das Leben von Fusi war so ruhig. Er wurde von den jungen Kollegen am Flughafen regelmäßig gemobbt, hielt still - bis er ein kleines Mädchen aus der Nachbarschaft und eine hübsche Frau kennenlernt. Ja, solche Filme mögen wir. Dicker Mann kriegt doch noch eine Frau, weil er nett ist. Aber so ist „Virgin Mountain“ nicht. Es ist komplizierter. Und ich bin nicht sicher, welcher der beiden ersten Filme hier besser ist. Denn diese isländische Produktion ist groß! Aus sich rausgehen ist so schwer, viel leichter ist es Soldaten anzumalen und mit ihnen Szenen aus dem Zweiten Weltkrieg nachzuspielen. Als Fusi von einer Frau gefragt wird, ob er noch mit hochkommt auf einen Tee, sagt er: Ich trinke keinen Tee. Ja, so ist er. Geht mit diesem stillen Milchtrinker und ihr werdet eine Kinogeschichte erleben, die im Kopf bleibt. Der Trend geht diesen Monat nicht zum Standard- Happy-End.
HALLOHALLO
AB 19.11. // METROPOLIS
Zwei Männer auf der Reise weg von ihrem alten Ich. Neben „Alki Alki“ und „Virgin Mountain“ finden wir in „HalloHallo“ eine schrullige Mama auf einer ähnlichen Reise. Disa kann noch nicht glauben, dass sich ihr Mann getrennt hat. Und kinoerprobt wie wir sind hoffen wir auf einen guten Neustart. Das wird schwieriger, als seine Neue schwanger wird und Mitfreude gewünscht ist. Disa ist nicht halb so schön wie die andere und gewohnt, einzustecken im Job im Krankenhaus und in ihrem nicht vorhandenen Privatleben. Diese schwedische Produktion spielt mit Gewohnheiten. Nichts passiert wie gedacht. „HalloHallo“ zeigt, dass dich das Leben nicht gleich belohnt, nur weil du beschlossen hast, dich zu verändern. Und vor allem hat die reale Welt mehr auf Lager als „… und sie lebten glücklich …“
RIVERBANKS
AB 19.11. // FILMHAUS
Nö, kein solches Drama, dachte ich mir. Nix mit Grenze und Schleppern. Doch kaum hatte ich ins Gesicht von Andreas Konstantinou geblickt, wollte ich nicht mehr weg. Völlig faszinierend spielt er den Soldaten Yannis, der sich freiwillig zum Minen räumen meldet. An der Grenze zwischen Griechenland und der Türkei ist nun sein Arbeitsplatz, dort wo nachts Einwanderer über den Fluss kommen. Einmal steht sie vor ihm. Er fragt nur „Wie heißt du?“. „Esma“, sagt sie und geht weiter. Sie hilft Kindern über die Grenze, ob das ehrenwert oder menschenverachtend ist, sei dahingestellt. Yannis und Esma sehen sich wieder, in einer Zeit an einem Ort, der genauso schlecht für Liebe ist wie ich das schon mal gesehen habe. Im Kosovo hatte der Fluss einen anderen Namen, aber „My Beautiful Country“ war ein ähnlicher Film. Bei „Riverbanks“ starren wir in das Gesicht von Yannis, verstehen nicht, ob er sterben will, bis wir nicht mehr nachdenken können, weil eine Pattsituation entsteht …
UMRIKA
AB 19.11. // METROPOLIS
Wo gibt es das große Glück? Natürlich dort, wo jeder Tellerwäscher zum One Hit Wonder wird. Da ist man sich im indischen Dorf Jitvapur sicher, als der junge Udai dorthin aufbricht. Alle Hoffnungen ruhen auf ihm und - seinen Briefen. Sie werden verlesen am Lagerfeuer, das ganze Dorf lauscht. Dort, in dem fernen Land gibt es die verrücktesten Sitten und so wie darüber gesprochen wird, erinnert das an den Gastarbeiterfilm „Almanya“, der viel Spaß machte. Hier geht der kleine Bruder auch los und die Sache wird nun etwas ernster. Aber auch schön dank zweier guter junger Schauspieler, Tony Revolori kennen wir als Lobby-Boy im Grand Budapest Hotel und Udais kleiner Bruder Ramakant ist Suraj Sharma aus „Life If Pi“. PS: Alleine der Satz über Kalorien ist diesen Film wert!
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