So ein Theater ... im Oktober
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Premierenparty – Die Kunst hat nie Pause, also nutzten die Theater den Sommer, um fleißig neue Stücke zu kredenzen. Hier nur ein kleiner Auszug aus der wirklich vollen Kulturspeisekarte.
STAATSTHEATER NÜRNBERG
PREMIERE: Shakespeares Tragödie KÖNIG LEAR im modernen curt-Jargon: König Lear will in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Seine Ländereien und seine Macht verteilt er an die Töchter. Schlechte Idee. Diese krallen sich alles unter die Nägel und streichen dem lieben Daddy auch noch seine Pension, sein Personal und die ihm zugestandene Schutzarmee. Der arme Alte irrt nun allein durch England, während eine der Töchter wegen politischen Auseinandersetzungen gefangen genommen wird. Das Staatstheater schreibt: In einem doppelten Showdown führt Shakespeare die unterschiedlichen Handlungsstränge meisterhaft zusammen und lässt fast alle Beteiligten untergehen ...
Premiere: 4. Oktober. Weitere Termine: 10., 11., 17. und 18. Oktober.
PREMIERE: Wow! George Orwells Dystopie 1984 als moderne Bühnenfasssung! Zugegeben, ganz so schlimm wie im Roman beschrieben ist es (noch) nicht. Trotzdem wirken der Slogan „Big Brother is watching You“ oder die im Roman erfundene „Denkpolizei“ in Zeiten von Datensammeln im Internet und Ausspionieren von Angela Merkels Handy erschreckend realitätsnah.
Premiere: 16. Oktober. Weitere Termine: 18., 21., 22. und 25. Oktober.
STAATSTHEATER NÜRNBERG
Richard-Wagner-Platz 2-10, Nbg
staatstheater-nuernberg.de
STADTTHEATER FÜRTH
PREMIERE: Mit dem Auto von Europa in die USA? Der Ingenieur Mac Allen möchte diese Vision im Roman DER TUNNEL mit Hilfe von 180.000 Arbeitern innerhalb von 15 Jahren durch einen 5.000 Kilometer langen Tunnel zwischen Europa und Nordamerika realisieren. Ein Großprojekt beginnt, inklusive Liebesgeschichten und weltweitem Börsenfieber. Im siebten Baujahr ereignet sich nahe dem Tunnelbau eine Explosion, tausende Arbeiter sterben und das Börsensyndikat gerät ins Wanken.
Der hundertausendfach verkaufte Roman wird in Fürth als Musical auf die Bühne gebracht.
Premiere: 16. Oktober. Weitere Termine: 17., 18., 20., 21., 23., 24. und 25. Oktober.
STADTTHEATER FÜRTH
Königstraße 116, Fürth
stadttheater.fuerth.de
THEATER ERLANGEN
PREMIERE: Barbara und Mario bekommen in WIR SIND KEINE BARBAREN neue Nachbarn: ein Pärchen zieht in die Wohnung nebenan. Sie lernen sich kennen und befreunden sich oberflächlich, beide Seiten bemühen sich um gute Nachbarschaft. Doch als Barbara und Mario nachts einen Fremden aufnehmen, der bei ihnen um Aufnahme gebeten hat, zeigen sich die unterschiedlichen Lebenseinstellungen der Paare deutlich. Und auch die Beziehung zwischen Barbara und Mario bekommt Risse. Gutmenschentum oder Abenteuer mit einem Hauch Exotik, Angst vor einer unbekannten Bedrohung, Neugier oder Hilfsbereitschaft – wie geht man mit dem Fremden um, von dem nicht einmal Name oder Herkunft klar sind? Das tragikomische Geschehen kommentiert und verballhornt hintergründig-salopp ein Heimatchor, der als Stimme des Wohlstandsbürgers die Befindlichkeiten der Gesellschaft zerlegt.
Premiere: 17. Oktober. Weitere Termine: 29. und 30. Oktober.
DAS THEATER ERLANGEN
Theaterplatz 2, Erlangen
theater-erlangen.de
GOSTNER HOFTHEATER
Im Gostner Hoftheater ist man zur Zeit besonders Stolz auf die Eigenproduktion Jugend ohne Gott nach dem Buch von Ödön von Horváth. Der Inhalt ist im Moment wieder aktuell wie selten zuvor: ein Lehrer, der an seinen humanistischen Idealen festhalten will, im Kampf gegen Konformität und seine von nationalsozialistischen Gedankengut geprägten Schüler, der den offensichtlichen Fremdenhasses bemängelt und daraufhin gemaßregelt wird. Im folgenden Zeltlager löst dann ein „erbrochenes“ Schloss eine Kette an Reaktionen bis zur Katastrophe aus.
Termine: 1., 2., 3., 7., 8., 9., 10., 14., 15., 16., 17. Oktober.
Nach der Jugend ohne Gott, geht es mit vielen Lichtblicken für die Jugend weiter. Zusammen mit dem theater zwo sieben und Unterstützung aus der Tafelhalle veranstaltet das Team des Gostner Hoftheaters das Jugendtheaterfestival licht.blicke.8. Beim 8. Nürnberger Theaterfestival für junges Publikum wird im Gostner Hoftheater, im Hubertussaal, der Tafelhalle, Auf AEG und anderen Spielstätten vom 20. bis 29. Oktober wieder viel Theater, Tanz-, Erzähl- und Figurentheater, Musik und Performances nationaler und internationaler Künstler und Ensembles zu durchaus kritischen Themen und Fragestellungen veranstaltet.
Die meisten Aufführungen haben zwar eine Empfehlung, ab welchen Alters sie geeignet sind, eine Beschränkung nach oben haben sie aber nicht. Die Festivaleröffnung findet am Dienstag, den 20.10., ab 18 Uhr im Hubertussaal statt. Im Anschluss ans Festprogramm kommen ab 19 Uhr De Dansers (Utrecht/NL), Theater Strahl (Berlin) & Szene Bunte Wähne (Horn/AUT) mit dem Stück „Roses“, eine Tanzperformance inspiriert von der NS-Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, auf die Bühne. Mit einem Festival-Finale im Hubertussaal am 29.10. ab 20:30 Uhr findet die junge wilde Theaterwoche ihr Ende.
Mehr dazu und mehr Programm auf lichtblicke-festival.com
GOSTNER HOFTHEATER
Austraße 70, Nbg
gostner.de
TAFELHALLE: THEATER/TANZ IM HERBST
Tafelhalle und Künstlerhaus: Orte, an denen die freie Tanz- und Theaterszene ihre neuesten Experimente entwickelt, haben Produktionen am Start, in denen es ganz oft darum geht: Wie tickt unsere Gesellschaft, wie ticke ich mit, wie grenze ich mich ab?
JAGDSZENEN aus Niederbayern Die neueste Inszenierung von Barish Karademir, bietet subtil und vielschichtig Diskussionsstoff für unsere tolerante Gesellschaft. Das neunköpfige Ensemble, u.a. Helwig Arenz und Jürgen Heimüller, Cellisten, Jungs und Mädchen aus der Jugendcompagnie von TanzPartner, schafft eine spielerische Auseinandersetzung mit dem Anderssein.
Auch der Mann des 21. Jahrhunderts steht unter dem Druck einer ständigen Positionierung und Identitätsfindung. Der belgische Choreograf Ives Thuwis erkundet zusammen mit sieben Männern zwischen 16 und 29 Jahren in dem Stück MÄNNER deren Möglichkeiten und Grenzen.
Die junge Choreografin Eva Borrmann spielt mit Unterstützung der Videodesignerin Larissa Rosa Lackner in SWIPE mit unseren Ängsten, uns einerseits mittels Apps selbst optimieren zu wollen und damit andererseits Opfer der computergesteuerten Überwachungsmethodik zu werden.
Weitere Beispiele, wie Computersoftware das Theater inspieren kann und wie der Zuschauer Theater direkt beinflussen kann, bietet das Festival net:works. Die Tafelhalle öffnet sich für alle, die ihr Handy auch gerne in Theatervorstellungen eingeschaltet lassen. In dem Stück THE SMARTPHONE PROJECT des ehemaligen Pina-Bausch-Tänzers Fabien Prioville lädt sich der Zuschauer eine extra vom Fraunhofer-Institut konzipierte App herunter, mit der er Zusatzinformationen während der Vorstellung erhält und aktiv in das Bühnengeschehen eingreifen kann. In der Inszenierung der Schweizer Performer von Extraleben YET ANOTHER WORLD dient das Computerspiel „Grand Theft Auto 4“ als Vorlage für die Stückentwicklung.
Die mit dem Nürnberger Kulturpreis ausgezeichnete Choreografin Susanna Curtis gibt in GOING SOLO – A QUESTION OF IDENTITY humorvoll weitere Anregungen zur Persönlichkeitsfindung.
Lust auf unkonventionelles Theater, Austausch mit den Künstlern der freien Szene?
Die Produktionen gibt es übrigens auch im Abo …
Info: tafelhalle.de/abonnements,
Kontakt:
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FIGURENTHEATER SALZ+PFEFFER
Moliéres DER EINGEBILDETE KRANKE, umgesetzt mit gruselig-skurrilen, lebensgroßen Puppen – gesichtet und als sehr unterhaltsam gewertet. Nicht nur, weil der Kranke selbst dem grimmigen Schauspieler Klaus Kinski verblüffend ähnlich sieht, sondern auch, weil die Dramaturgie stimmig ist, die Puppen zu leben beginnen und wieder einige kreative Schmankerl eingebaut sind.
Termine: 2., 3. und 10. Oktober
Nicht verpassen! GASTSPIEL: TRIAL AND ERROR von Handmaids aus Berlin. Wieviele Versuche braucht man, um beim Irrtum zu landen? Durch einen Fehler im System verheddert sich ein Mann im Berliner U-Bahn-Netz und daraus strickt sich eine verhinderte Liebesgeschichte. Die Inszenierung gefiel nicht nur Paul und Wally Schmidt vom Theater Salz+Pfeffer, sie gewann 2011 auch den Jurypreis des Theater Festivals in Tallin.
Termine: 16., 17., 23. und 24. Oktober
THEATER SALZ+PFEFFER
Frauentorgraben 73, Nbg
salzundpfeffer-theater.de
BABYLON KELLERBÜHNE
Jetzt kommt der Ernst in die GUSTAVSTRASSE – und der ist lustig. Genauer gesagt kommt das Impro-Theater Ensemble Ernst von Leben ab dem 21. Oktober wöchentlich ins Babylon Kino und stellt das Leben in der Gustavstraße auf der Kellerbühne nach. Genug Stoff für tagesfüllende Sendungen im RTL2 Format hätte sie zuletzt ja geliefert, die Fürther Feiermeile und ihr Possenstück um Ruhestörung und Sperrzeiten. Aber inwieweit das zum Thema wird, entscheidet das Publikum nach dessen Wünschen und Vorgaben das Ensemble auf der Bühne spielen wird.
Klar ist aber schon jetzt, dass das besser als bei den Laiendarstellern von RTL2 wird, denn Ernst von Leben ist ein Zusammenschluss der freiberuflichen Schauspieler, Musiker und Performance-Künstler Olga Seehafer, Johanna Waldhoff, Thomas Paulmann, Felix Forsbach und Jakob Fischer ... und die können Schauspielern!
Termine: 21.10., 28.10., 4.11, 18.11.
BABYLON KINO
Nürnberger Str. 3, Fürth
babylon-kino-fuerth.de
25 JAHRE 6AUFKRAUT
Ein Vierteljahrhundert serviert das Improtheater 6aufKraut dem Publikum spontane Theaterhäppchen. Was als höchst anarchisches, stundenlanges Theaterhappening im Kunstverein oder der Desi begann, hat im Laufe der Zeit geregelte Bahnen gefunden ist, aber immer Improtheater geblieben. Fürs Jubiläum geht es zurück zu den Wurzeln. Die RENEGADE-SHOW soll anarchisch und wider des guten Geschmacks sein, gewaltig. SchauspielerInnen mit Hundenamen eingesperrt in Käfigen, die unerfüllbaren Aufgaben in schrägen Szenen lösen müssen, um dann von einem ungerechtem Schiedgericht rausgewählt zu werden – oder auch nicht. Ein Theatergericht für Genießer. Wer in Fankleidung kommt oder am 17. Oktober ebenfalls 25 Jahre alt wird, erhält freien Eintritt. Die Anarchie beginnt um 20 Uhr. 6aufkraut.de
KOFFERFABRIK
Lange Str. 81, Fürth.
THEATER ZWO SIEBEN
Ein korrupter Staat. Ein Ehrenmord. Eine Frau will sich vor Ihrer Verführbarkeit schützen lassen. Eine andere Frau ist bewaffnet. Religiöser Fanatismus. Blutrünstige Rachefantasien. Entführung in fremdes Hoheitsgebiet. Ein Mordkomplott und die Sehnsucht, Murmeltiere jagen zu gehen in den Alpen. Kurz und knapp: EMILIA GALOTTI - German Leitkultur pur.
Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler des theater zwo sieben schieben jeglichen moralischen Aufklärungsgestus beiseite und holen Emilia direkt in ihre Lebenswelt. Wofür lohnt es sich zu sterben? Regisseur Veit Güssow kürzt den Lessing-Stoff auf 80 Minuten Actiontheater. Provozierend, zum Nachdenken anregend und keine Minute langweilig. Aufführungsort ist die neue Kulturhochburg „Auf AEG“. Die Zuschauer sitzen auf Bänken und Kissen direkt auf der Bühne, Schauspiel hautnah also. Gerade noch bei Mama Galotti im Wohnzimmer („Hömma Emmi, wenn dat dein Vatta wüsste!“), befindet man sich in der nächsten Szene mitten im Lustschlosse des Prinzen. Hui …
Premiere: 4. Oktober. Termine: 6., 7., 9., 21. und 22. Oktober
THEATER ZWO SIEBEN
Auf AEG - Werkstatt 141
Muggenhoferstraße 141, Nbg
theater-zwosieben.de
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