Klassik Open Air im Luitpoldhain

SAMSTAG, 8. AUGUST 2015, LUITPOLDHAIN

#Konzert, #Luitpoldhain

Seit nunmehr 15 Jahren treffen sich an zwei Abenden im Sommer bis zu 100.000 Musikfreunde und Picknickliebhaber im Nürnberger Luitpoldhain, hören dabei klassische Musik und machen so das Klassik Open Air zu Europas grösster Veranstaltung seiner Art.

Von den Sound-Klassikern des 20. Jahrhunderts zu den Freiheitsrufen der Musikgeschichte, von „Tiger and Dragon“ zu „Ludwig van“: Nürnbergs große Orchester spannen dieses Jahr bei den Klassik Open Airs in Europas größtem und grünstem Konzertsaal, dem Luitpoldhain, am 26. Juli und 8. August, einen programmatisch weiten Bogen, der auf konzeptionellen Kontrastpfeilern ruht. Dem Publikum – sollte es Sommer sein, ist wieder von insgesamt 160.000 Fans auszugehen – dürfte das weit aufgeblätterte Repertoire gefallen, die musikalischen Gäste sowieso.

Generalmusikdirektor Marcus Bosch, der gerade am Opernhaus mit der Vorbereitung von Richard Wagners „Götterdämmerung“ beschäftigt ist, hat sich mit Martin Grubinger einen Superstar der Klassik-Szene als Gast in die Staatsphilharmonie Nürnberg eingeladen. Für Bosch ist Grubinger „einer der ganz modernen Handreicher“, also ein Musiker, der auch die Jungen für E-Musik entflammen kann. Das hat der Schlagzeuger, der mit den größten Orchestern und in den renommiertesten Konzertsälen der Welt aufgetreten ist, längst bewiesen. Vor einem so großen Publikum wie beim Nürnberger Klassik Open Air hat aber auch er noch nie gespielt. „20th Century Classics“ hat Bosch dafür als Motto ausgegeben. Und Klassiker des 20. Jahrhunderts sind für Bosch vor allem rhythmus- und körperbetont, also gibt es neben Ravels „Bolero“ und Bernsteins „Candide“-Ouvertüre auch ein Stück von Tan Dun. Der chinesische Komponist erhielt unter anderem für seinen Soundtrack zu „Tiger and Dragon“ einen Oscar.

Trommelwirbelnd soll es auch beim morgendlichen Familienkonzert zugehen, das schon in der dritten Runde als jüngster Erfolgsspross der Klassik Open Airs gewertet werden kann. Am 26. Juli also serviert die Staatsphilharmonie Nürnberg einen Shortcut aus dem abendlichen Konzert.
Das musikalische Massen-Picknick (mit Feuerwerk-Finale – zumindest beim ersten Termin) besitzt längst generationsübergreifend Charme: Kuttenträger neben Silberleuchterpolierer, Streetworker mit ihren Gruppen neben russischen, türkischen und Latino-Communities, vereint im Essenstausch auf der grünen Wiese. Vielleicht oder gerade deshalb ist dieses Bürgerfest der tiefenentspannten Art auch im 16. Jahr des Bestehens noch ein Ausdruck von Frieden und Freiheit.

Den passenden „schönen Götterfunken“ liefern am 8. August die Nürnberger Symphoniker unter ihrem smarten Chefdirigenten Alexander Shelley  (Interview in dieser Ausgabe ab Seite 16). Shelley greift mit dem Abendmotto „Freiheit“ die Erinnerung an 25 Jahre Deutsche Einheit auf. Der Finalsatz von Beethovens „Neunter“, zur Europa-Hymne erhobenes Symbolstück der „Freude, schöner Götterfunken“, stand programmatisch am Ausgangspunkt der Überlegungen.
Zwei Chöre – der Philharmonische Chor Nürnberg und KölnChor – sowie vier Solisten (darunter zum Beispiel Jochen Kupfer) ermöglichen das Spiel mit dem Kolossalen und mit diversen Helden der Musikgeschichte. Der Gefangenenchor aus Verdis „Nabucco“ ist ebenso dabei wie Sibelius‘ „Finlandia“, Robin Hood taucht neben Wilhelm Tell im Freiheitsareal auf. Der Besucher macht also reichlich Bekanntschaft mit Rächern der Witwen und Enterbten. Das Mitbringen von Pfeil und Bogen ist aber auch dieses Jahr – Freiheit hin oder her - verboten.

KLASSIK OPEN AIR
Am 26. Juli und 8. August im Luitpoldhain, Nürnberg.
Der Eintritt ist frei, Spenden durch Kauf eines Vogelpins vor Ort erwünscht!
klassikopenair.de




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#Konzert, #Luitpoldhain

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KOFFERFABRIK. Neun Jahre lang stand Tobias Hacker aka. Gymmick zusammen mit Ton Steine Scherben auf der Bühne und ersetzte dabei, wenn man das so sagen darf, den 1996 verstorbenen Rio Reiser. Warum? Weil die Songs von Reiser und den Scherben in über 50 Jahren Bandgeschichte nichts an Kraft eingebüßt haben, weil sie inhaltlich aktuell bleiben und weil es ein Geschenk ist, sie weiterhin live erleben zu dürfen. In diesem Jahr verstarb auch der zweite Songwriter von Ton Steine Scherben; Lanrue. Die Musik aber, so kitschig das auch klingt, lebt weiter. Nicht mehr unter dem Bandnamen Ton Steine Scherben, stattdessen hat Gymmick nun die Erben um sich geschart: Simon Froschauer (The Rockin Lafayettes, Theater Mummpitz) am Schlagzeug, Flo Kenner (The Green Apple Sea und auch zwei Jahr mit den TSS) an der Gitarre und am Bass unser Timmy Steinheimer (Averaga Pizza, Disco Dolphins). Zu wütenden Gröl-Nummern der Scherben und den tiefen Balladen von Rio kommen in dieser Besetzung noch Gymmicks eigene Songs hinzu, mit denen er musikalisch an die Tradition dieser Helden anknüpft. Gymmick und die Erben wollen auf jeden Fall mehr sein, als eine Cover-Band. Es geht immer um die Energie der Songs von Rio Reiser, aber auch darum, als Nachfolger eine eigene Identität zu entwickeln und natürlich um die ganz großen Themen, die diesen Liedern innewohnen: Freiheit, Liebe, der Kampf für eine gerechtere Welt. Heute, jaja, ist leider so, wichtiger denn je. 

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