Claudias Kinoempfehlungen für die Sommerzeit

MITTWOCH, 1. JULI 2015

#Babylon, #Casablanca, #Cinecitta, #Filmhaus Kino, #Kino

Viele Länder, viele Strände in diesen Kinowochen – da muss man nicht unbedingt raus und Lilien anschauen.

LIEBE AUF DEN ERSTEN SCHLAG
AB 02.07. // CINECITTA
Was im eigenen Leben eher blöd ist, ist im Kino ziemlich cool: zwei Menschen, die umständlich zueinander finden. Aber schließlich beißt Arnaud Madeleine bei ihrer ersten Begegnung ins Handgelenk. Sie schwimmt mit Ziegeln im Rucksack durch den Pool, sie steht auf Überlebenstraining, während er nach dem Tod seines Vaters zusammen mit seinem Bruder den Familienbetrieb zu retten versucht. Wenn die beiden zum ersten Mal gemeinsam auf dem Moped sitzen, ahnt man schon: Das wird eine schöne, schwierige Geschichte. Und die ist ganz exzellent erzählt. Ein gemeinsamer Blick in die Mikrowelle kann ungemein romantisch sein, während ein Survival-Marsch durchaus mehr über Charaktere zeigt als über den Armeedienst. Ich mag die zwei! Adèle Haenel ist super im böse kucken.  
 



ESCOBAR
AB 09.07. // CASABLANCA & CINECITTA
Ja, der Benicio, der geht immer als Drogenkönig und Patron. Im Gegensatz zu den beiden oben finden Surfer Nick und die Maria schnell zusammen. Doch hier ist die kolumbianische Verwandtschaft das Problem. Vereinnahmt zu werden von mächtigen Männern ist ein gern genommenes Thema und deshalb leidet der Film trotz fiebriger Atmosphäre unter seiner Vorhersehbarkeit. Mag Benicio del Toro als Pablo Escobar seinen Job wie schon oft gut machen, die ewige Gegenüberstellung von nettem Familienmensch (vor rosa Hintergrund oder in unschuldiges Weiß gekleidet!) und skrupellosem Mörder ist etwas dröge. Also Jungs, Finger weg von Kolumbianerinnen.
 


DEN MENSCHEN SO FERN
AB 09.07. // CASABLANCA
Über welches Thema könnte man problemlos einen Stummfilm drehen? Männerfreundschaften. Genau. Viel geredet wird bei diesem Film mit Viggo Mortensen demnach nicht. Im kargen Algerien begleitet der Dorflehrer einen Gefangenen in die Stadt. Geschichten über das Zusammenfinden derer, die sich hassen müssten, gibt es immer wieder und sie sind immer schön. Denn es ist toll, die guten Herzen durch die geschundenen Körper hindurch zu erkennen. Wer die Musik von Nick Cave mag und schweigsame Männer, die sich schweigsam über Gesellschaft freuen, ist hier richtig. Doch: Es wird ein harter Weg!
 


SENOR KAPLAN
AB 16.07. // FILMHAUS (N) & BABYLON (FÜ) & LAMM (ER)
Senor Kaplan stellt sich selbst vor, während er barfuß auf einem Sprungbrett nach vorne tappt. Ein skurriler Mann aus Uruguay, der sich gerne aufregt und merkt, dass er mit Mitte 70 noch nichts Großes gemacht hat. Da entdeckt er am Strand einen Nazi, zumindest ist der Typ so verdächtig wie der Tiefkühlfisch, den er verkauft. Zusammen mit einer unfähigen Plaudertasche jagt Kaplan den Deutschen."Touché!" ist das Motto der Dialoge. Auch die Monologe sind wohlgefeiltes Material. Das ist supercharming, dann weicht der Spaß der Realität, der Spaß kehrt zurück und zum Ende schließt Regisseur Alvaro Brechner elegant.
 


UM JEDEN PREIS
AB 23.07. // CINECITTA
Die schöne Frau Basinger hat mich mal furchtbar aufgeregt, als sie für "L.A. Confidential" einen Oscar bekam. Ein Wahnsinnsfilm, in dem sie verschiedene Kleider vorführte. Offenbar reicht es, beim Laufen nicht zu stolpern. Um es Leuten wie mir zu beweisen, will Kim B. nicht nur schmuckes Beiwerk sein. Und das kriegt sie in diesem Film verdammt gut hin. Um jeden Preis will sie ein Kind, trotz Gefährdung ihres eigenen Lebens und neun Fehlgeburten. Eine krasse Rolle, gut gespielt. Bei der Gelegenheit habe ich mal ihr Alter nachgeschaut: 61. Aber ich will ja nicht schon wieder meckern.
 


STILL THE WATER
AB 30.07. // FILMHAUS
Es beginnt natürlich mit Wasser. Kaito hat Angst vor dem Meer, Kyoko fühlt sich darin zuhause. Wieder nähern sich zwei junge Menschen an, ganz selbstverständlich bringt der Junge das Mädchen nach Hause. Dort schwindet das Lachen aus Kyokos Gesicht. Ihre Mutter ist schwerkrank. Es geht um Tradition und Moderne in Japan, aber auch um die ganz großen Dinge des Lebens, vor allem den Tod. Wir Menschen sind nicht der Nabel der Welt, sagt die Regisseurin, davon möchte sie, mit einer Portion Melancholie, erzählen. Denn ohne Ziel landet das Leben in einem Knoten. Schöne Wasseraufnahmen, und: Filmemacherinnen sind in Asien noch seltener als anderswo.
 


ABOUT A GIRL
AB 06.08. // CINECITTA
Gleich zwei Selbstmordversuche und beide recht lustig: Der erste wird von Jasna Fritzi Bauer in der Wanne probiert und endet mit gestaucht statt gestorben. Mama Heike Makatsch (hysterisch) findet es nicht so witzig und so landet die knapp 16-Jährige beim Psycho-Onkel. Eigentlich ist ihr Leben ganz cool. Sieht man manchmal nur nicht so genau. Was man aber genau sieht, ist wie klasse dieser Film ist. Das Alter spielt keine große Rolle, um das unglaublich lustig zu finden. Und da ABOUT A GIRL auch kleine ernste Momente findet, ist das rundum schön. Für Freunde von "Juno" und so.
 


COCONUT HERO
AB 13.08. // CINECITTA
Selbstmordversuch Nr. 2 und Mike kann man ein bisschen besser verstehen, wenn man seine Mutter Cynthia kennt. Auch ist Faintville in Kanada nicht der Ort deiner Träume. Doch vor allem ist es blöd, wenn man eine Todesanzeige aufgegeben hat und dann in die Schule muss. Ach so, und dann hat Mike, der mit Nachnamen Tyson heißt, einen Tumor. Der tauchte ganz unerwartet auf, kommt ihm aber zupass. Ja, das hier ist eine schwarze Komödie, wunderbar schwarz. Aber auch dieser tolle Nerd wird nicht drum rum kommen, dass seine Gefühlswelt aufgeschüttelt wird. Die Liebe knackt die Kokosnuss.



 




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