Im Gespräch mit: John Calabrese (Danko Jones)

MONTAG, 27. APRIL 2015

#Interview, #Konzert, #Musik

Danko Jones muss, nachdem bereits 2 Gigs ausgefallen waren, seine Stimme schonen und steht nur für ein Fotoshooting zur Verfügung. Zum Interview erscheint deshalb ein gut gelaunter John Calabrese. Erstens ist er ganz gesprächig, was man von Danko Jones eher selten hört, und zweitens kennt der Bassist, nach 19 Jahren gemeinsamer Bandgeschichte, Danko eh wie kein Anderer und kann deshalb gleich für ihn mit antworten.

Erstens ist John ganz gesprächig, was man von Danko Jones eher selten hört, und zweitens kennt er, nach 19 Jahren gemeinsamer Bandgeschichte, Danko eh wie kein Anderer und kann deshalb gleich für ihn mit antworten. Die Frage nach dem neuen Album wird von John Calabrese dann auch gleich mit „it’s just another Danko Jones Record“ abgebügelt. Ein paar Besonderheiten hat er aber dazu doch noch mitzuteilen, bevor wir uns dann den wirklich wichtigen Dingen des Lebens widmen: schönen Frauen und David Hasselhoff.

Also zunächst die üblichen Floskeln zur neuen Platte „Fire Music“:
John ‘JC’ Calabrese: Der Unterschied beim neuen Album ist, dass wir dieses Mal mit Eric Ratz als Produzent gearbeitet haben. Mit ihm haben wir schon einmal vor 15-16 Jahren gearbeitet. Die Gitarren sind diesmal härter und alles war insgesamt tighter. Die Aufnahmen waren wesentlich einfacher. Weil wir genau wussten was wir tun wollten. Mit diesem Ansatz gab es wenig Drama im Studio. Jeder wusste was zu tun ist. Keine Egotrips oder sonst was.


curt: Wie ist die Zusammenarbeit mit dem neuen Drummer? Sind Du und Danko die Band Danko Jones und der Drummer ist Beiwerk?
JC: Nein, wir haben bei dieser Platte die Türe für den Drummer weit aufgelassen. Wenn Danko und ich eine Songidee entwickelt hatten, haben wir die Rich (Rich Knox - Schlagzeuger, seit diesem Album an Bord) gemailt und er konnte dann seinen Style einbringen. Rich lebt, wie wir, in Toronto. Wir konnten uns so auch regelmäßiger treffen.

curt: Denkt Ihr, dass mit Rich nun Euer Drummer für die nächsten Jahre gefunden ist?
JC: Ja. Definitiv. Er passt perfekt zur Band. Kanadier, cooler Typ, guter Style, gutes Spiel. Wir kommen prima mit ihm aus und vor allem ist er ein ausgezeichneter Drummer.

curt: Also kein Schleudersitz mehr auf dieser Position?
JC: Nein, nein.

curt: Heute machst Du das Interview während Danko draußen für den Fotografen post. Wie weit ist Rich in der Band schon angekommen? Wird er nächstes Mal vielleicht schon am Interview teilnehmen?
JC: Ohja, klar. Nächstes Mal könnte dann auch Rich dabei sein.

curt: Kommen wir zum ersten Song der Platte: „Gonna Be a Fight Tonight“.
JC: Ja, der kam zuerst als Teaser raus.

curt: Der Song wurde ja von World Wrestling Entertainment (WWE) als Titelsong für den aktuellen Royal Rumble benutzt.
JC: Man könnte meinen wir hätten den Song speziell für WWE geschrieben. Den hatten wir aber schon fertig als WWE uns danach gefragt hatte.

curt: Seid ihr Wrestling-Fans?
JC: Es macht Spaß das anzusehen, ich bin da aber nicht wirklich im Thema.  

curt: Wann hattest Du zuletzt selbst einen Fight?
JC: Da muss ich überlegen. Das war wohl vor ein paar Jahren in Luxemburg. Irgendein Typ hat ein Glas auf unseren Van geworfen. Dem musste ich dann leider Eine verpassen. Die Jungs haben mich dann aber zurück gehalten. Als dann die Polizei dazu kam, wollte der Typ die Cops verprügeln. Der war total besoffen und aggressiv. Es hatte also nichts mit der Band zu tun. Das war einfach Zufall, dass er an uns geraten ist. Normalerweise kämpfe ich aber nicht. Ich versuche mich da immer rauszuhalten. Früher als ich noch jung war natürlich schon, inzwischen aber nicht mehr.

curt: Danko hat einmal gesagt, 95 Prozent Eurer Musik drehen sich letztendlich um Sex. Siehst du das auch so?
JC: Seinen Prozentsatz? Dann müsste ich erst wissen was die anderen 5% sein sollen.

curt: Genau das habe ich mich auch gefragt.
JC: Naja, dann geht es wohl zu 95% um Sex und zu 5% um Danko.(lacht)

curt: Ich finde Eure Musik passt perfekt um auszugehen, Mädchen zu treffen, sie mit nach Hause zu nehmen und dann geht es mit den gebrochenen Herzen hinterher weiter.
JC: Ja, die meisten unserer Songs erzählen die alte Geschichte von Beziehungen: Ein Mädchen begehren, sich trennen, wütend sein, weil das Mädchen einen anderen Typen hat und so weiter….

curt: Ja genau. Deshalb finde ich die fehlenden 5% sollten die Zeit zwischen Treffen und Trennen sein. Also quasi der Soundtrack fürs Schlafzimmer.
JC: Hm, vielleicht wäre das „Do You Wanna Rock?“?

curt: Der ist aber ziemlich schnell. Der wäre ja dann fürs Finale.
JC: (lacht)  Ach? Du legst nicht direkt so los?

curt: Nein, ich werde ja auch älter. Deshalb würde ich mir ja als Fan einen Danko Jones Schlafzimmersoundtrack wünschen. Für die Meisten würde ja auch eine EP absolut ausreichen...
JC: (offensichtlich wenig angetan) Aha. Ich leg da einfach immer Marvin Gaye auf. Ich will meine Musik nicht hören wenn ich Sex habe. Mit Marvin Gaye kann man aber auch nichts verkehrt machen. Jeder liebt Marvin Gaye. Schau dir Robin Thicke an!

curt: Absolut. Aber der hat für diese Liebe jetzt auch teuer bezahlt. Nächstes Jahr steht das 20 jährige Bandjubiläum an.
JC: (grinst breit): YESS!

curt: Habt Ihr irgendetwas besonders zu diesem Anlass geplant?  
JC: Nein. Das ist natürlich schon ein Meilenstein, geplant ist aber nichts. Wir machen einfach unser Ding weiter.

curt: Ich habe neulich gelesen, Du hättest sehr von der Kreuzfahrt mit Motörhead, dem Motörboat, geschwärmt. Wie wäre es mit einer Danko Jones Kreuzfahrt zur Feier?
JC: Naaaaa, (überlegt kurz) obwohl, eigentlich gar nicht so schlecht die Idee. Danke für den Vorschlag. Ich werde das direkt mal bei Universal abladen. Mit befreundeten Bands unser 20-jähriges zu feiern klingt nach einer coolen Idee. Aber die Motörboat-Kreuzfahrt hat tatsächlich großen Spaß gemacht.

curt: Seid Ihr als Band dann auch auf Urlaub oder kommt ihr nur für Euren Gig auf das Schiff und verschwindet dann wieder?
JC: Nein nein, wir sind die ganze Zeit an Bord. Eine einzigartige Erfahrung. Mit den anderen Bands auf dem Boot abzuhängen und zu feiern. Auch mit den Fans zusammen.

curt: Wirklich? Dann setze ich so eine Kreuzfahrt auch auf meine todo-Liste.
JC: Solltest Du tun. Ich glaube nächstes Jahr geht es auf die Bahamas.

curt: Denkst Du, Ihr könnt Eure Geschwindigkeit beim Platten aufnehmen beibehalten? Alle 2 bis 3 Jahre ein neues Album rausbringen?
JC: Klar! Unsere Vorbilder sind Motörhead!

curt: Eines Tages werdet Ihr ja auch deren Platz einnehmen. Lemmy wird nicht für immer da sein…
JC: Aber die sind ja nicht zu ersetzen! Wir haben unsere Band nach deren Vorbild aufgebaut. Haben versucht alles wie sie zu machen. Weißt Du, Rock kommt und geht und seine Popularität schwankt, aber man muss sein Ding einfach weiter durch ziehen….

curt: Sieht man ja an Euch. Ihr wart niemals Top 10, aber mit jeder Platte konstant, mindestens Top 50.
JC: Nein, Top 10 haben wir nie geschafft. Aber wir kaspern einfach weiter.

curt: Hast Du den Eindruck Euer Publikum hat sich in den letzten Jahren oder sogar Jahrzehnten verändert?
JC: Ja. Viele Typen kommen zu uns und sagen „das letzte Mal als ich Euch gesehen hab war ich 13…“

curt: Und das nächste Mal haben sie dann ihre eigenen Kinder dabei.
JC: Ja genau. Familienausflüge auf Danko Jones Konzerte!

curt: Welches große Ziel, wollt Ihr als Band noch erreichen?
JC: (ohne lange zu überlegen): Einen Grammy gewinnen und auf 1 gehen. Und in Deutschland wollen wir unbedingt noch David Hasselhoff Status erreichen! Was war sein großer Hit hier? (singt): „I’ve been searching for freedom..“

curt: Es war “Looking for Freedom”. Schade. Momentan gibt es leider keine Mauer zu Fall zu bringen für Euch.
JC: Ja, genau! Und er glaubt wirklich dieser Song hätte die Berliner Mauer zu Fall gebracht! Weißt Du woher ich das weiß? Es gibt eine Geschichte von Dirk Nowitzki: Er wurde mal gefragt woran er denkt, bevor er zum Freiwurf an die Linie tritt. Und Dirk Nowitzki so: „Ach, ich denke da an diesen einen Song aus meiner Kindheit - Looking for Freedom…“ (schmeißt sich weg vor Lachen)

curt: So etwas sollte man niemals in der Öffentlichkeit sagen!
JC: (lacht laut) Ja, dafür wurde er auch echt verarscht. Aber er ist echt cool!

curt: In Deutschland kennt auch wirklich jeder diesen Song, ob man ihn mag oder nicht, aber man kennt ihn. Auch wenn der Einfluss auf die Geschichte natürlich diskutabel ist.
JC: Siehst Du, genau deswegen wollen wir David Hasselhoff-Status erreichen: Wir verändern die Welt und gehen auf 1!

curt: Aber eine Tages findest Du dann Videos von Dir im Internet…
JC: (brüllt) ….auf denen Du besoffen Burger vom Küchenboden isst…Okay. Den Status minus das!

curt: Eure vorherigen Videos waren ja sehr filmisch aufgezogen.
JC: Ja, da haben wir uns mal die Zeit dafür genommen. Aber letztendlich sind Videos nur Videos. Eine aussterbende Kunstform. Es ist alles nicht mehr so wie früher. Wir haben aber auch das Glück, dass in Kanada solche Videos staatliche Förderung erhalten. Es ist wirklich unglaublich teuer. Man bekommt nicht viel, aber immerhin. Ein Video mit Elijah Wood kann man davon natürlich nicht bezahlen.

curt: Es wird aber keine weiteren Spielfilm-Videos von Euch geben?
JC: Nein, das haben wir einmal gemacht. Reicht jetzt auch wieder.

curt: Ich hätte sonst gerne gewusst wer Deine Traumbesetzung für die weibliche Hauptrolle in eurem nächsten Video sein würde.
JC: Das ist einfach: Für mich wäre es definitiv Carey Mulligan. Sie ist unglaublich hübsch und ich bin auf Mumford & Sons echt neidisch. Ich kenn mich zwar mit seiner Musik nicht aus, aber ich weiß, dass er Carey Mulligan datet.

curt: Also Deine heimliche Liebe?
JC: Ja kann man so sagen. Ich bin heimlich in Carey Mulligan verliebt. Und Marisa Tomei. Wenn Marisa Tomei in einem unserer Videos spielen würde, das wäre meine Traumbesetzung! Aber keine der Beiden käme ernsthaft in Frage – ich glaube die haben beide schon Oscars gewonnen.

curt: Von Euren Videos zum Fernsehen. Kennst Du die Serie Californication?
JC (strahlend): Natürlich! Die Produzenten und Autoren sind große Danko Jones Fans!

curt: Das habe ich mir auch schon gedacht.
JC: Die haben sogar eine Rolle Danko Jones genannt!

curt: Wurde da Euer Einverständnis eingeholt?  
JC: Nein, die haben das einfach gemacht, aber als wir das mitbekamen fanden wir das cool! Es ist echt lustig Michael Imperioli „Danko Jones“ sagen zu hören. Und Heather Graham spielt mit! Oh warte! Heather Graham gehört auch noch auf unsere Liste! Ach nein, lieber doch nicht. Carey Mulligan und Marisa Tomei reichen für mich. Aber Danko würde Heather nehmen. Das wäre wohl sicher seine Wahl.

curt: Nach 20 Jahren weißt du wohl ziemlich genau auf wen Danko stehen würde?
JC: Definitiv.

curt: Danko hat ja offensichtlich auch schauspielerisches Talent. Wurde er gefragt ob er eine Rolle in Californication spielen wollte?
JC: Nein, da kam niemand auf uns zu. Er hätte es aber sicher gemacht. Aber es war trotzdem grossartig, dass die Rolle nach ihm benannt wurde. Das ist schon cool. Und besonders cool, dass Du danach gefragt hast.

curt: Wie geht es für Euch weiter? Ich habe auf die Schnelle nur ein bestätigtes Booking für Wacken gefunden.
JC: Wir spielen aber noch einige andere Festivals diesen Sommer. Ruhrpott Rodeo, Highfield und noch ein paar Andere.

curt: Und Konzerte in München und Nürnberg - was sagt Ihr zu Bayern?
JC: Wir waren ja schon einige Male hier und finden es super. Martin, unser Tourmanager ist ja von hier und wir haben schon einige coole Orte besucht. Und ich liebe das Bier. Helles ist wahrscheinlich das beste Bier der Welt.

curt: Würde Danko das bestätigen?
JC: Er würde sagen:  „Frag JC!“. Deshalb sind wir so lange befreundet!


Nach gut 20 Minuten Interview Zeit wird JC dann auch etwas unruhig, setzt sicherheitshalber schon mal seine Mütze auf und rutscht auf dem Ledersofa hin und her.  Zum Abschluss überreiche ich ihm noch eine Packung Emser-Pastillen, mit dem Hinweis, dass jeder deutsche Sänger dieses Zeug kennt, auch wenn es furchtbar schmeckt. Zum Soundcheck in München hatten die Danko wohl noch nicht erreicht. Er war mit seiner Stimme extrem unzufrieden. Aber am Tag darauf in Nürnberg hat Danko Jones den Hirsch gerockt als wäre nie etwas gewesen. Danke Emser! Danke CURT! Wieder einmal den Rock’n’Roll gerettet.  

dankojones.com

[Das Interview führte Johannes Modi.]   

 




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