Im Gespräch mit: Bülent Ceylan

SAMSTAG, 14. MäRZ 2015, ARENA

#Arena, #Comedy, #Interview

Mit pfälzer Dialekt und langen Haaren beeindruckt der „Mannheeemer Bub“ seit Jahren die Massen und füllt damit ganze Stadien. Trotzdem ist er bescheiden geblieben und nutzt seine Bekanntheit auch für soziales Engagement. Im März ist er in Nürnberg und entlarvt mit seinem Humor Klischees und Vorurteile unterschiedlicher Kulturkreise. curt verrät alles.

curt: Schön, dass Du auch nach Nürnberg kommst. Kannst Du zu unserer tollen Stadt was Euphemistisches sagen?
BC: Ich komme immer gerne nach Franken, weil hier das Publikum frenetisch abgeht. Und ihr habt hier auffallend viel schöne Frauen, wie ich nach der letzten Show im Nürnberger Nachtleben feststellen durfte.

curt: Komisch, das hören wir immer wieder. Du selbst bist Deiner Heimatstadt Mannheim und dem dortigen Dialekt ja äußerst verbunden. Das verbindet Dich irgendwie mit dem stolzen Franken.
BC: Ich habe von Anfang an meine Heimatstadt auf der Bühne immer wieder genannt, jetzt kennt jeder Mannheim. Das ist mir wichtig.

curt: Jeder kennt auch Deine Haare, die ja immer wieder ein zentrales Thema sind - bis hin zum Namen Deiner aktuellen Tour. Ein Haar-Tipp?
BC: Die Haare dürfen nicht zu trocken sein.

curt: Genau wie fränkische Kehlen. Was erwartet uns am 14. März?
BC: Vor allem mal eine tolle Show! Ich arbeite mit großen Projektionen und sogar Feuer auf der Bühne, also fast wie bei einem Rockkonzert. Ich will, dass das Publikum von Anfang bis Ende gut unterhalten wird. Es wird bei meinen Shows viel gelacht, diesmal habe ich aber auch eine Ballade im Programm. Ich habe da auch nichts gegen Tränen, allerdings sind mir Freudentränen doch lieber.

curt: Sicher entlässt Du Dein Publikum mit einem lauten Lacher ...
BC: Natürlich. Am Ende gebe ich erst recht Vollgas, die Leute sollen doch was kriegen für ihr Geld.

curt: Auf welche Charaktere darf man sich freuen?
BC: Ich habe Harald dabei, und auch Hasan. Aber vor allem gibt es ganz viel Bülent. Und das Ganze mit jeder Menge Alltagsthemen, Klischees und auch Ansagen gegen Rassissmus.

curt: Du als Bülent hast ja heute viel mehr Präsenz in Deinem Programm als früher. So geht es also auch bei „Haardrock“ weiter.
BC: Ja. Die Resonanz, das kann man auch auf Facebook sehen, ist darauf enorm. Darüber freue ich mich natürlich, dass ich auch als Person gut ankomme, und nicht nur als einer meiner Kunstcharaktere.

curt: Deine Shows finden immer am Wochenende statt. Das liegt wohl auch daran, dass sich Dein Publikum aus mehren Generationen zusammensetzt?
BC: Das wurde ich noch nie gefragt. Ich habe tatsächlich auch sehr junges Publikum - und ich hole ja immer auch ein Kind aus dem Publikum auf die Bühne zum Headbangen. Altersmäßig gibt es bei meinen Fans nach oben keine Grenze. Das funktioniert so an Wochenendterminen wohl am besten.

curt: Du gibst Deinen Fans ja auch immer jede Menge Autogramme. Wie läuft das in Nürnberg?
BC: Diesmal mache ich das vor der Show, also am besten eine Stunde vor dem Einlass kommen, dann kann das klappen.

curt: Und nach der Show geht es wieder ins Nachtleben?
BC: Kann passieren, hängt aber vom Tourstress ab. Am nächsten Tag geht es ja direkt weiter und ich will für die Show immer fit sein.

curt: Ich würde es nicht anders machen. Du engagierst Dich ja auch sehr stark sozial und unterstützt diverse Projekte.
BC: Das ist mir wichtig. Als Ausländer wird man ja auch immer mit Rassismus konfrontiert, und da fällt es mir sehr leicht, dagegen zu wirken. Für „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ kläre ich gegen rechtes Gedankengut auf und erkläre Integration. Ich arbeite aber auch an einem ganz neuen Projekt mit, das in Krankenhäusern Kinderradio ermöglicht. Gerade Kids, die lange Aufenthalte haben, hilft das unglaublich, weil es sie vom Klinikalltag ablenkt.

curt: Würdest Du Dich für einen guten Zweck von Deinen Haaren trennen?
BC: Gemeine Frage. Grundsätzlich aber eher nicht, da sie ein Teil von mir sind und ich sie auch für meine Fans und auf der Bühne brauche. Aber ich könnte ja für einen guten Zweck Shampoo-Werbung machen.

curt: Unser Kolumnist Matthias Egersdörfer hätte als Shampoo-Testimonial gewisse Probleme. Kennst Du ihn?
BC: Natürlich – und ich mag sehr, was er macht.*

curt: Geht uns ähnlich. Manchmal knuffen wir uns sogar gegenseitig.
BC: Oh.

curt: Wir sollten das Gespräch jetzt beenden. Danke!   [M. Joppke]


BÜLENT CEYLAN, „HAARDROCK“.
14.03., Arena Nürnberger Versicherung, Kurt-Leucht-Weg 11, Nbg.
Einlass ab 18 Uhr, Beginn 20 Uhr.
curt verlost 3x2 Tickets. Einfach bis 10.03.2015 eine E-Mail an Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, du musst Javascript aktivieren, damit du sie sehen kannst , Betreff “Haardrock”.


* MANNHEIM und NÜRNBERG: Es gibt Anknüpfungspunkte – aber Nürnberg ist schon viel weiter! Denn während sich Bülents Nachbarn und Mitbewohner ganz aktuell darum bemühen, aus ihrer Stadt einen „Tatort“-Schauplatz zu machen, warten wir auf den 12. April 2015, den Tag der Ausstrahlung des ersten Franken-Tatorts. In dem dann wiederum unser Matthias Egersdörfer die Rolle des Forensikers spielt.


BÜLENT CEYLAN: BIOGRAPHIE / INFOS / STECKBRIEF

Jahrgang ´76, aus Mannheim. Spricht derben Mannheimer Dialekt, dafür  kaum türkisch, versteht auch kaum türkisch. Verheiratet, kleine Tochter. Lebt gesund, trinkt wenig Alkohol, nimmt sich Zeit für Fans.

Nach dem Abi (Sport-LK), ein Praktikum bei VIVA. 1998 Beginn des Studiums der Philosophie und der Politik. 1998 erste Auftritte als Comedian.
Dann Entscheidung für die Bühne, anstatt Studium.
2000 der erste Kontakt mit Olaf Herrmanns und Auftritt im Quatsch Comedy Club. Der Duchbruch, um als Comedian leben zu können, kam wahrscheinlich vor neun Jahren (als das ZDF aufmerksam wurde und „halb getürkt“ aufzeichnete). Plan B, falls Plan A scheitert: Irgendwas mit Sozialpädagogik.

Frisur / Mukke:
Lange Haare seit er 16 ist. Hörte erst Nirvana usw., später auch Korn und auch mal Sepultura. 2010 als erster Komiker auf dem Metal-Festival Summer Breez. 2011 war er der erste Comedian auf der Hauptbühne des Metal-Festivals in Wacken. 2014 noch mal.

Programme:
Döner for one (2002); Halb getürkt; Kebabbel net; Ganz schön turbülent; Wilde Kreatürken. Aktuell: Haardrock, seit Januar 2014.

Preise:
Deutscher Comedypreis: 2009 Bester Newcomer, 2011 Bester Komiker, 2012 Bester Liveact. 2010 Civis – Europas Medienpreis für
Integration, 2014 1LIVE Comedy Krone u.v.m.

Auszeichnung:
Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg „für seine Verdienste um die Integration und das interkulturelle Verständnis,
für seinen Einsatz gegen Rassismus und für Toleranz“.

Soziales Engagement:
Botschafter der Initiative „Respekt. Kein Platz für Rassismus“. Engagiert für das Projekt „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“. Aktiv bei der Mannheimer Aids-Hilfe und beim Integrations-Wettbewerb „Alle Kinder sind VIPs“.




 




Twitter Facebook Google

#Arena, #Comedy, #Interview

Vielleicht auch interessant...

REICHSPARTEITAGSGELäNDE. Im letzten Review ging es um die Frage, inwieweit eine innere Erinnerungsarbeit mit physisch erfahrbaren Elementen aufklärerisch und ästhetisch funktionieren kann, am Beispiel der Holzschuharbeit von Harald Kienle für Hersbruck. Über diese Beobachtung und den größeren Kontext einer kreativen Erinnerungsarbeit spreche ich im folgenden Interview mit Hajo Wagner. Alle gestellten Fragen wurden unverändert schriftlich beantwortet, die Antworten wurden inhaltlich nicht verändert.  >>
Kultur  19.10.-15.11.2024
NÜ/FÜ/ER.
Text: Tommy Wurm
Oktober und November sind die perfekten Kabarett- und Comedy-Monate. Draußen ist es dunkel und die Seele braucht Wärme, Freude und Humor. 
Hier eine subjektive Auswahl, die euch den Herbst versüßen soll. Witzig, oder?

Fee Bremberck  –  Erklär’s mir, als wäre ich eine Frau 
19.10., Burgtheater Nürnberg
Die 30-Jährige Münchnerin Felicia “Fee“ Brembeck ist eine vielseitige Künstlerin. Sie schreibt Bücher, gewinnt Preise beim Poetry-Slam und hat einen Masteranschuss in Operngesang. Ihr aktuelles Programm “Erklär’s mir, als wäre ich eine Frau“ dreht sich um das leidige Thema Mansplaining. Gutgebildete Männer in den besten Jahren erklären jüngeren Frauen die Welt. Klar, sie meinen es doch nur gut, oder? Viele wahrscheinlich schon, aber das ändert ja nichts an der Tatsache, dass diese verbale Übergriffigkeiten schon immer ein No-Go sind. Fee erörtert dieses Thema mit viel Witz und Charme, nicht ohne die Torstens dieser Welt (die meisten Mansplainer dieser Welt heißen ihrer Meinung nach Torsten) klar zu benennen und in die Schranken zu weisen. Macht Spaß.   >>
20241001_pfuetze
20241001_Einblick
20241001_Staatstheater
20241001_Salz_Pfeffer
20241001_Retterspitz
20241001_Staatstheater_Erlangen
20240601_ebl
20241001_Kaweco
20240801_mfk_PotzBlitz
20241118_Ruetter
20230703_lighttone
20241104_curt_XMAS
20241001_VAG_Nightliner
20241001_GNM_hallo_nature