Claudias Kinoempfehlungen für November 2014
#Admiral, #Casablanca, #Cinecitta, #Claudias Welt, #Kino, #Meisengeige
Es menschelt, es menschelt nicht: zu viel Gefühl wechselt diesen Monat erstaunlich gleichmäßig mit zu wenig Gefühl. Immer beteiligt: Männer. Und Eckhard Preuss ist das stoischste Exemplar. Oder doch Benno?
DAS GENZT AN LIEBE
ab 06.11. // Cinecitta
PLÖTZLICH GIGOLO
ab 06.11. // Metropolis, Cincecitta
Die Spielarten der Liebe haben Woody Allen und Michael Douglas durch. Ohne Zweifel haben sie genug Geschichten über Männer und Frauen, über Samenstränge und Seitensprünge erzählt. Um Ikonen wie sie zu locken, muss man schon jenseits der breiten Straßen fahren. Und so sind sie diesen Monat aktiv, verschwenden Zynismus und scharfzüngige Dialoge, um etwas zu erzählen, von dem man sagen kann: Das grenzt an Liebe. Michael Douglas braucht dazu Diane Keaton, zu deren Stärken es gehört, oscarreif angeekelt zu schauen. Dazu hat sie allen Grund, denn Douglas ist ein emotional verkrüppelter Immobilienmakler, der keine Lust hat, seinen Mitmenschen etwas Gutes zu tun. In solchen Fällen helfen uneheliche Kinder, um den ausgelaugten wieder in die Spur zu bekommen. In Douglas Fall ist das dem Alter entsprechend eine Enkelin plus viele boshafte Sprüche. Für schlagfertige Antworten ist der acht Jahre ältere New York-Experte Woody Allen seit den Siebzigern bekannt. Ironie alleine genügt dem alten Meister nicht mehr. Er will es, so gar nicht dem Alter entsprechend, schön schlüpfrig. Zusammen mit und unter der Regie von John Turturro werden die beiden Plötzlich Gigolo ( Metropolis, Cincecitta. Allen vermittelt seinen Kumpel an eine lesbische Schönheit, die einen Mann buchen möchte für einen aufregenden Dreier. Turturro findet Gefallen an dem Nebenverdienst und das geschäft floriert in jedem Fall mehr als der Blumen- und der Buchladen, in dem die Herren sonst zu Gange sind. Beide Filme sind sehr schön, aber keineswegs nur einer mehr in einer langen Reihe. Was ich sagen will, ist, dass mich ein Gefühl des Abschieds beschlich. Es könnten die letzten Filme dieser Männer sein, die einen so lang begleiteten. Time to say tschüß, mein Freund.
PIONEER
ab 01.11. // Meisengeige
Manche Filme sind nicht grandios, liest man aber, dass sie nach einer wahren Begebenheit gedreht wurden, ändert sich das Bild. So ist das bei dem norwegischen Taucher, der zusammen mit seinem Bruder in immer tiefere Tiefen taucht, um der Regierung zu helfen, an Öl zu kommen. Als der Bruder umkommt, machen alle dicht. Der schnauzbärtige Haarkranzträger ist mir zwar ein bisschen zu arg Theo gegen den Rest der Welt und die Story Goliath gegen Gerbil, aber wenn es im Kern wahr ist, erklärt das, warum George Clooney gerade um die Rechte für ein Remake verhandelt. Die Musik hier ist übrigens von Air.
DIE EINSAMKEIT DES KILLERS VOR DEM SCHUSS
ab 13.11. // Casablanca
Ich finde Benno Fürmann ja meist albern, deswegen ist er wahrscheinlich als alberner Killer ganz gut. Mit seiner sonoren Stimme erzählt er uns, dass er zu en besten Auftragsmördern Europas zählt - nur wartet er abgeschirmt von der Welt seit acht Jahren auf einen Auftrag. Leicht paranoid dümpelt er so vor sich hin, bis eine Frau - Mavie Hörbiger mit Gretelzopf - ihm hintendrauf fährt. Just beim Date kommt dann der ersehnte Anruf. So ist das: Da machst du alles immer vorbildlich und im Moment des Versagens kucken alle hin. Dumme Zufälle verketten die Ereignisse zu einem Wust aus Ärgerlichkeiten, das geht so weit, dass der Elitemann sogar einen Zeh verliert. Dieser als kleines Fernsehspiel produzierte Film hat ein paar komische Momente, aber darum geht es gar nicht so. Es menschelt unter dem überzogenen Gepose und so schlecht ist die Nachricht zwischen den Zeilen nicht.
TRAUMLAND
ab 20.11. // Casablanca
Durch einen Verschreiber eben in der Überschrift fiel mir auf, dass der Film auch Alptraumland heißen könnte. Denn so richtig viel Gutes passiert gar nicht in diesem Züricher Episodenfilm. Episodenfilme sind ja passé, wurden wohl genug durchgenudelt vor einigen Jahren. Dieser hier, von der Regisseurin Petra Volpe ist aber schon bemerkenswert, obwohl Weihnachtsfilme oft nicht fnktionieren, wenn man sie im Oktober sieht. Es herrscht nüchterne Kälte in der Stadt, eine Frau findet im Auto etwas, das ihre Ehe zerstört, eine schöne alte Dame kauft Unterwäsche ein und ein älterer Mann macht seiner Prostituierten ein Schinkenbrot mir Gurke. Die Fäden laufen bei Mia zusammen, einer bulgarischen Nutte, die Geld verdient, um Wichtiges tun zu können. Petra Volpe spannt unmerklich den Bogen, spricht mit großer Selbstverständlichkeit viel über Sex und hat eine großartige Bildsprache. Das stimmige Konstrukt hat nur ein kleines Manko: einen furchtbar nervigen Soundtrack.
BOCKSPRÜNGE
ab 20.11. // Cinecitta
So viel gutes Personal, so viele nette Leute. Da muss man hin, zugucken. Zuletzt bot das Hin und weg mit Jürgen Vogel und Florian David Fitz. Mit dabei: Julia Koschitz, die wir auch in Bocksprünge wiederfinden, als eine Freundin, die man nicht unbedingt haben möchte, weil sie mit deinem Mann schläft und es ihr nicht mal leid tut. Leid tut sie sich nur selbst. Ähnlich dem Schweighöfer macht auch Eckhard Preuß alles selbst. Muss er auch, denn diese Rolle hätte er niemandem erklären können. Viel stoischer als dieser Typ kann man sich nicht durch eine Geschichte schlafen. Im Mittelpunkt: das Lauschen. Zu hören, was andere über einen sagen, wenn man nicht dabei ist, ist uff. Diese Idee ist gut, die erste Sexszene des Films sensationell. Und auch wenn das Konzept mit dem Lauschangriff aufgeht, wird‘s dann doch ein wenig viel Ringelpiez mit beischlafen.
#Admiral, #Casablanca, #Cinecitta, #Claudias Welt, #Kino, #Meisengeige