Erste Nürnberger Weininseln

SAMSTAG, 27. SEPTEMBER 2014, NüRNBERG

#Gastronomie, #Trinken, #Wein

Die Weininseln wollen kleine, inhabergeführte Weinhandlungen und Vinotheken fördern – und damit Weinkultur und Weinerlebnis. Solange die Bierkultur nicht unterwandert wird, ist uns das nur recht. Wir haben mit Initiatorin Nicola Neumann gesprochen.

Viele junge Menschen kaufen ihren Wein unkompliziert online oder im Supermarkt. Sind die Weine dort schlecht?
Auf keinen Fall sind diese Weine alle schlecht. Insbesondere im Internet gibt es ein paar sehr gute Onlineshops mit einem anspruchsvollen Sortiment. Ich denke auch, dass alle stationären Weinläden einen Onlineshop haben sollten, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Im Supermarkt gibt es annehmbare bis gute Weine, jedoch selten etwas wirklich Charakterstarkes, Individuelles. Außerdem gibt es dort niemanden, der mir einen Wein empfehlen kann und die Atmosphäre ist auch nicht wirklich sinnlich.
Und eine Weinhandlung ist ja kein Ort nur für Weinkenner, sondern ein Ort für jeden, der wissen möchte, wo ein Produkt herkommt und wie es produziert wurde. Hier bekomme ich mehr als nur ein Produkt, ich bekomme auch ein Stück Lebensgefühl, eine Auszeit von der effizienten, globalisierten Welt, in der sich die meisten von uns täglich bewegen.
Worum es in erster Linie bei der Initiative Weininseln geht, ist, wieder sinnlicher und bewusster einzukaufen. Es macht Freude, sich Zeit zu nehmen, besondere Produkte auszuwählen, ambitionierte Menschen zu treffen, die diese Produkte ausgewählt haben. Und ich möchte damit auch die Weinkultur fördern, die wir doch alle so lieben, beispielsweise, wenn wir im Urlaub sind: sich mit Freunden treffen und draußen an einem schönen Platz ein Glas Wein trinken. Das alles sollte es viel mehr auch in den deutschen Großstädten geben!

Woher kommt dieses Lebensgefühl?
Fast alle Inhaber von Weinhandlungen sind Enthusiasten, darunter viele Aus- und Quereinsteiger, die nach einer Arbeit gesucht haben, die nicht nur effizient, sondern auch bereichernd und sinnvoll ist. Das spürt man sofort, wenn man diese Orte betritt. Die Produkte, die es dort zu kaufen gibt, sind meist mit viel Herzblut ausgesucht, zu jedem gibt es eine Geschichte zu erzählen. Der Austausch mit den Inhabern inspiriert auch, einmal über das eigene Leben nachzudenken und ob ich das, was ich gerade tue auch wirklich tun möchte. Nicht umsonst ist Wein ein Getränk mit dem man gerne philosophiert. Viele Weinhandlungen bieten Verkostungen an, wo ich andere Genießer kennenlernen kann und mich mit etwas beschäftige, was die Sinne anregt: riechen, schmecken, die verschiedenen Texturen auf der Zunge spüren.
 
Sind Weine im Weinladen nicht sehr teuer?
Das ist auch ein interessanter Irrglaube. Sicher, es gibt dort keine “2,99”-Weine – jeder der weiß, dass alleine die Flasche etwa einen Euro in der Herstellung kostet, der Korken ebenso, ahnt, dass es für diesen Preis kein hochwertiges Produkt geben kann. Aber viele Weinhandlungen halten günstige Alltagsweine bereit, oft schon ab 5 Euro. Und lieber lege ich dann nochmal 1 oder 2 Euro drauf und habe ein handwerklich erzeugtes Produkt. Es macht ja auch beim Trinken mehr Spaß, wenn ich Hintergrundinfos dazu habe. Und man muss in diesen Läden auch nicht gleich drei oder vier Kisten kaufen, auch wenn man sich nur umsehen will, ist das für einen Weinhändler nie ein Problem.

Wie zeitgemäß sind Weinhandlungen?
Es wird zunehmend schwieriger, weil im Weinhandel die Margen sehr klein sind, wenn dann noch eine zentrale Innenstadtlage dazukommt, mit hoher Miete, bleibt am Ende des Monats nicht mehr viel übrig. Deswegen mussten leider schon sehr viele ambitionierte Projekte wieder schließen.
Dennoch glaube ich auch , dass gerade wieder ein neuer Zeitgeist erwacht und die Menschen wieder Interesse an handwerklich erzeugten Produkten haben und sich Zeit dafür nehmen. Ich erkenne da eine zunehmende Sehnsucht nach guten, authentischen Dingen und das freut mich.
Beim Thema Kaffee oder Craft Beer kann man das ja bereits feststellen. Und es braucht diese kleinen, individuellen Läden in unseren Städten, weil sie das Leben interessant, lebendig und bunt machen.



ERSTE NÜRNBERGER WEININSELN.
Am Samstag, 27.09., 12 bis 20 Uhr, in ausgesuchten Weinhandlungen, Weinbars & Vinotheken Nürnbergs.
Für 5,- je Lokation mindestens 3 handwerklich produzierte Weine verkosten.
Weininsel-Karte (Google Maps)

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Mehr Infos zum Thema (vom Veranstalter):

Was sind die Nürnberger Weininseln?
Initiative zur Förderung kleiner, inhabergeführter Weinhandlungen, Weinbars & Vinotheken, sowie der Weinkultur in Nürnberg. Kern der Initiative ist ein Tag der Offenen Vinotheken mit einem besonderen Weinerlebnis-Programm am 27.09.2014
Weitere Aktionen: Das Magazin „Weinerlebnis Nürnberg“, mit Portraits der Teilnehmer. Außerdem dauerhaft Weininsel-Führungen durch verschiedene Weinfachhandlungen und Vinotheken das ganze Jahr über (Start ebenfalls im September 2014).
Schirmherr der Ersten Nürnberger Weininseln: Martin Kössler, Geschäftsführer der K&U Weinhalle in Nürnberg.
Ausrichterin: Nicola Neumann, Champagnerimporteurin und Dozentin für Social Media & eCommerce an der IHK Akademie München. „Weininseln“ ist eine ihrer privaten Initiativen.

Warum diese Initiative?
Die Initiative „Weininseln“ wurde im Oktober 2013 in München gestartet und konnte sich aus dem Stand heraus zu ener beliebten und hochfrequentierten Einrichtung etablieren. Im Herbst 2014 findet der Tag der Offenen Vinotheken in München bereits zum dritten Mal statt. Rund 1.000 Besucher zählen die Münchner Weininseln pro Aktionsreihe (je drei Samstage in drei verschiedenen Vierteln). Wobei es nicht auf die Masse der Besucher ankommt, sondern darauf die richtigen Menschen anzusprechen, die Genuss-orientiert sind und auch nach dem Event die Läden und Vinotheken besuchen.
Die Weininseln wollen kleine, inhabergeführte Weinhandlungen und Vinotheken fördern, weil sie von dem Grundsatz ausgehen: Weinkultur und Weinerlebnis bekommt man weder online noch im Supermarkt. Aber gerade dort kaufen immer mehr Menschen, weil es scheinbar schneller und preiswerter ist. In den Weininseln bekommt man jedoch mehr, als nur ein Produkt: Man bekommt Weine, die nicht in so großer Stückzahl produziert werden, dass man sie in unzähligen Filialen verkaufen könnte. Weine, die jedes Jahr ein bisschen anders schmecken, je nach klimatischen Bedingungen. Weine, die nicht manipuliert werden, bei denen der Winzer so wenig wie möglich eingreift, weil er möchte, dass sich die jeweilige Herkunft und der Boden im Produkt widerspiegeln (Terroir). Man bekommt eine Geschichte (wie wurde der Wein produziert, wer hat ihn gemacht, was ist dessen Philosophie?). Und man bekommt Weinkultur vermittelt (Gespräch, Verkostung, Ambiente).
 

www.nuernberger-weininseln.de


1. NüRNBERGER WEININSELN
Samstag, 27.09.2014 // 12:00-20:00h

NüRNBERG




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#Gastronomie, #Trinken, #Wein

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