Im Gespräch mit JerryOne

MITTWOCH, 15. JUNI 2011



JerryOne ist seit mittlerweile 12 Jahren in der Region am Rappen. Debütiert bei den jetzt wieder aktiven Labajunx hat er inzwischen sogar ordentlich Props von Sido und Savas bekommen. Mit seinem neuen Mixtape “Nix is umsonst“ wird er am 18.6. auf Buckshot zeigen was Rap made in F-Town live so alles kann.

Stell dich doch mal kurz vor.
Ich bin JerryOne, ich hab mit 12 angefangen zu freestylen, das erste mal auf einem Track der hieß „Widerstand“, war ich damals mit fast 18 mit Quero von den Labajunx. So ein Anti-Rassisten-Lied war das. Der hatte mich damals über die Freestyle-Sessions von Nemo Nemesis kennengelernt. Er hat mir damals auch gezeigt wie man Songs schreibt, ich war bis dahin noch nie so richtig im Studio.

Wie kommst du denn aus den Niederlanden nach Fürth und dann nach Hamburg?
Mein Vater ist Deutscher und damals von der Bundeswehr nach Holland geflohen. Und dort hat er meine Mum, eine Halb-Holländerin und Halb-Südamerikanerin aus dem Surinam, kennen gelernt. Mit fünf Jahren kam ich dann nach Deutschland, mein Holländisch ist jetzt auch nicht so gut. Ja und meine Freundin ist vor eineinhalb Jahren nach Hamburg gezogen und da bin ich dann mit und jobbe da ein bisschen. Sie unterstützt mich was die Musik angeht auch sehr, sie hat früher selbst gesungen und ist auch auf dem Mixtape dabei und hat mir auch ein paar Kontakte vermittelt in Berlin.

Wie gehst du ans Musik machen heran?
Ich will auf lange Sicht mein Geld mit Musik verdienen. Aber ich denke sogar Leute wie Sido, Bushido jetzt mal ausgenommen können, von den Verkäufen nicht leben. Deshalb eher Liveshows. Ich will mich als Live-Produkt etablieren, in sämtlichen deutschsprachigen Bereichen. Deshalb versuche ich auch ein bisschen auf mich zu achten – ich merk inzwischen beim Aufnehmen wie sich das Rauchen auf meine Stimme auswirkt, was auch cool sein kann und bestimmte kratzige Effekte bringt. Ist ein dann neuer Charakter.

Wie steht es mit deinen vielen Alter-Egos?
Man muss es so sehen: JerryOne als Künstler, nicht die Privatperson, trägt viele Facetten in sich und ich versuche da auch Lieder in diese Alter Egos zu kategorisieren. Wie den den JerryOnTheCouch, es gibt aber dann auch den abgedrehten der im Studio voll abgeht wie JerryTheMack. YarakObama ist der der am liebsten alles anzündet will und Stress mit den Cops sucht. Es kommt jetzt ein neuer -Jeffrey- der bringt jetzt erst mal alle anderen um und macht Platz. Zur Zeit beschränkt es sich sehr aufs Rappen, ich möchte aber schon stärker in die HipHop-Richtung. Ich will viel mehr mit DJ arbeiten, mit Cuts. Am besten auch ein paar Tänzer auf der Bühne oder dann im Video. Mein Artwork macht ab jetzt Pablo alias Hombre, der ist bei der StickUpKids Crew dabei. Der hat z.B. das Logo mit den Affen auf meiner Free EP gemacht. Davor, auch für das Mixtape hat das Malte Stabenau gemacht.

Welche Richtung schlägst du bis jetzt mit deinen Sachen ein?
Ich komme vom Battle-Rap und mache sehr Straßen inspirierte Sachen. Ich hatte jetzt keine schlechte Kindheit im Ghetto aber ich hab lange Zeit immer sehr viel Stress mit der Polizei gehabt und viel Scheiße gebaut. Meine Freunde waren immer meine Familie. Ich war eben nicht reich und auch nicht viel daheim sondern immer unterwegs. Da sind dann auch so Sachen wie Copkiller entstanden. Sowas extremes würde ich heute nicht mehr unbedingt machen. Auf der anderen Seite muss man seine Gedanken auch einfach mal raus lassen. Wenn ich wütend bin sag ich eben Schlampe aber ich meine das nicht frauenfeindlich. Da geht es eher darum die Wut zu vermitteln. Ich glaube so 40 Prozent meiner Sachen entstehen aus wild drauf los rappen. Ich arbeite jetzt auch mehr an Konzepten für mein erstes Album. Ich gehe auch nicht mehr auf Freestyle-Battles weil ich finde dass das Niveau meistens so niedrig ist dass es für das Publikum keinen Mehrwert oder Unterhaltungsfaktor hat und wenn man da gewinnt muss man sich in der Regel nichts drauf einbilden. So Open Mic mäßig nach einer Jam ist es cool. Wobei das Konzept bei Feuer über Deutschland schon geil ist – wenn man weiß wer sein Gegner ist und dann in dieser Halle ohne Beat sein Zeug zu rappen das hat schon was. Da würde ich auch sofort mitmachen. Ich will eben entertainen und nicht einfach meinen Text runterrattern. Unser letzter Auftritt hier in der Kofferfabrik war Bombe. Da hat von der Stimmung über die Beleuchtung alles gestimmt und es war richtig Energie da. Ich will Action, Skills und Comedy bieten. Mein Humor kommt auch viel von meiner Verpeiltheit. Ich will auch meine Alter Egos unterschiedlich in meine Liveshow einbauen ein bisschen comicmäßig wie bei Wu-Tang oder D12 wo jeder noch ein Alter Ego hatte.

Welche Musik spielt dann bei dir sonst noch so?
Slaughterhouse, vor allem auf Joell Ortiz bin ich voll hängen geblieben. Ein Monster ist das. Ich mag auch wie er mit Sängern arbeitet, sehr soullastig. Wiz Khalifa oder Skyzoo. Ich hab mir jetzt erst über Itunes das neue Bushido Album geholt. Ansonsten hör ich mir rund um die Uhr Beats an. Dre ist ein Alltime Favorite, Verbal Kent, Black Milk feier ich auch. Natürlich meine Jungs DJ Smoove oder DJ Rockwell. Ganz neu hab ich Martini aus Hamburg über Freestyle Sessions kennengelernt. Den Beat von MelBeatz konnte ich leider noch nicht bezahlen, aber das kommt hoffentlich später. Genauso Monroe, Beathoavenz, Snowgoonz, DJ Desue oder Phrequincy sind auch Produzenten mit denen ich sehr gerne mal arbeiten würde. Die produzieren in Deutschland inzwischen auf einen extrem hohen Level. Außerdem feier ich fast alles was aus Frankreich kommt. Die haben einfach ein wahnsinniges hohes Niveau. Aber auch gerne Sinatra oder Paul Kalkbrenner, den Soundtrack zu Berlin Calling hab ich etwas spät entdeckt. Ich hatte schon eine Reggae-Phase, Böhse Onkelz, Techno. Alles eigentlich.

Wie kam die Zusammenarbeit mit BitterBassMedia zustande?
Durch so ein jährliches Projekt Shizoe Videoreihe. Das war die erste Aufnahme bzw. der Release ging dann über die Jungs. Die waren fast auf jeder Jam, 2008 kam dann Shizoe IV und dann hab ich dort aufgenommen und der Kontakt wieder da. Vorher war im Gespräch Streetmade und BitterBass zusammen zu machen, kam dann aber anders. Bei Streetmade habe ich drei Jahre gute sowie schlechte erfahrungen gesammelt allerdings waren da letztendlich zuviele Leute auf einem haufen und ich wurde nicht richtig gepusht ! Es war eine interessante, lehrreiche phase und der Labelchef Mario Allen "Dolla" war mir ein guter Freund und hat mich immer unterstützt wo er konnte! Hier bei BitterBass geht es eben nur um mich. Im letzten Sommer war ich dann ganz viel mit KenDooKen im Studio und konnte da ganz viel in Ruhe aufnehmen. Das war erst mal ganz experimentell – er rappt ja auf Englisch und ich auf Deutsch und wir haben geguckt was so geht. Das hat wunderbar funktioniert. Ich bin da auch selbst disziplinierter und zuverlässiger geworden. Das Mixtape jetzt ist im letzten Jahr entstanden. Video ist schon gedreht zu „Bei so nem Wetter“, ist auch sehr Straße geworden. Meine Kumpels sind halt so. Bis dahin bitte aufmerksam die Shoutouts verfolgen! Und jetzt kommt es auf die Bookings an. Bucht mich! Ich rappe auch in Boxershorts in eurem Wohnzimmer.

Der Newcomer Contest 2011 für HipHop Artists von der JUICE, hiphop.de und audiomagnet.com ist a relativ erfolgreich für dich ausgegangen. Wie bist du dazu gekommen?

Eigentlich war ich zu anfangs sehr skeptisch weil ich dachte das ist eh ein abgekartetes Spiel, aber dann hab ich mir doch einige Accounts gemacht um meine Sachen unter die Leute zu bringen und eben auch bei diesem Wettbewerb. Irgendwann war ich dann in den TopTen die sich dann Savas angehört hat. Das hat mich sehr gepusht. MelBeatz hat mich dann zwar aus den Top3 raus gewählt aber trotzdem ist das ein großes Lob. Und das SIDO meinen Track so extrem feiert ist überragend. Antigen, der Track mit dem ich angetreten bin ist auch schon fast vier Jahre alt und ich glaube fast er feiert den mehr als ich. Dadurch hab ich jetzt ein paar Kontakte, Sympathie ist da aber ich kann auch nicht sagen was da jetzt daraus wird. Meiner Bekanntheit hat es zumindest nicht geschadet.

Reden wir mal über das Mixtape.
Ja der erste Track ist mit KenDooKen. „Bitte lass das Mic fallen“ ist mit King Z. Er und Muchacho MC sind zwei sehr junge Rapper aus Tuchenbach und ich steig einfach auf die Energie von den beiden ein. Deshalb dieser Track mit King Z hat auch eine sehr markante Stimme und sich sehr viel Mühe gegeben. Mit Defcaze habe ich schon sehr lange einen guten Kontakt. Meiner Meinung nach mit mir einer der besten Battlerapper hier aus der Region, mit Nemo Nemesis den man auf jeden Fall auch erwähnen muss. Ich hab ihn schon immer bewundert und wir haben jetzt endlich einen gemeinsamen Track. Defcaze jedenfalls ist Bosnier und hat sich extrem auf Kriegsfanfaren spezialisiert, er benutzt gerne Kriegsvergleiche. Vielleicht für manche Hörer zu extrem aber ich steig voll ein. Das ist genau die Dosis Verrücktheit die zu mir passt. Cathy die in der Hook von Sinnbild mit drin ist ist wiederum eine Freundin von mir die immer mit im Studio war und hat das damals ganz spontan gemacht. Lance Carvell kennt man in Nürnberg ja auf jeden Fall auch. Ich finde ihn auch extrem gut. Wild Boys yeah! N8 da Gr8, der wechselt ständig seinen Namen. Sau geiler Rapper, aber er muss mehr ins Studio. Shamlic war mit Defcaze früher in einer Clique. Aufgenommen haben wir das ganze bei ComplexxMusic in Ronhof. Es ist quasi eine richtige fränkische Produktion geworden mit Leuten hier aus der Gegend. Es war gut und hat sehr viel Spaß gemacht. Ich würde es jederzeit wieder tun. Wir haben den Sommer zwar sehr geschwitzt in dem Studio aber es war super. Die Releaseparty ist dann am 18.6. bei Buckshot im Stereo. Lance hat schon zugesagt, ich hoffe ich kriege Nemo noch mit dazu. Auflegen wird unter anderem DJ Hanshu. Es wird eine Club Action mit Rapeinlagen. Buckshot meets JerryOne.

Wann können wir mit einem Album rechnen?
Ich denke die Arbeit daran wird mindestens nochmal ein Jahr in Anspruch nehmen. Es soll mich ja als ganze Person repräsentieren und ich will da ein richtiges Konzept haben und ein roter Faden muss sich da durchziehen. Ich nehme sonst einfach drauf los auf aber es gibt Themen die ich behandeln will an die man schon überlegter ran gehen muss. Ideen hab ich genug. Ich bin auch sehr viel am Texte schreiben wenn ich unterwegs bin – ob das jetzt Punchlines sind oder Konzeptideen. Jetzt geht es darum bis Ende des Jahres deutschlandweit Auftritte zu machen. Außerdem möchte ich ein Streetteam aufbauen. Die bekommen dann Shirts, kommen zu den Videodrehs und sollen sich dann um die Promotion bemühen.

Vielen Dank.


(Interview: Carola Hotz)


www.thejerryoneshow.com
www.facebook.com/jerryonepentanglegang

HIER gibts 2x2 GL-Plätze für Buckshot am Samstag im Club Stereo.




Buckshot - HipHop for Grownupz, Samstag, 18.06.2011 - Club Stereo, 23:00 Uhr, Einlass ab 21 Jahren


[curt]




Twitter Facebook Google



20250401_Staatstheater
20250401_Arena
20250310_VAG
20250201_Retterspitz
20250401_ebl_AZUBI
20250311_figurentheaterfestival_3
20250401_schauspiel_erlangen
20250311_Volksfest
20250401_City_of_Literature