curts Bücherstapel 02/03: Krömer, Kratzer, Arenz u. co.

SAMSTAG, 1. FEBRUAR 2025, NüRNBERG



Bücher aus Franken und der Welt

Ewald Arenz, Sigrun Arenz, Helwig Arenz: Unsere Kleine Welt
Unter den Nürnberger Künstlerfamilien gehören sie sicherlich zu schillerndsten und sympathischsten. Die Arenz (*ZDF-Zweiteiler - Musik playing in the background). Helwig, Sigrun und Ewald sind Geschwister und alle drei auch Autor:innen. Ewald nur, bei Sigrun kommt noch das Lehramt, bei Helwig die Theaterarbeit hinzu. Man kann sich vielleicht vorstellen, wie es gewesen sein könnte, als drei so kreative Geister noch jung waren und miteinander unter einem Dach aufwuchsen. Aber man muss es sich nicht mehr bloß vorstellen, man kann es nachlesen. Unsere kleine Welt eröffnet in 48 kurzen Geschichten den Blick durchs Schlüsselloch. Die Arenz erzählen mit Lust und feinem Humor von Freud und Leid mit der lieben Verwandtschaft, von boshaften Geschenken, dem Rosenkrawallier und der familieneigenen Kultur der Rache.
 
Ars Vivendi, 176 Seiten, 20 Euro  // www.arsvivendiverlag.de

Annegret Liepold: Unter Grund
Die in Nürnberg geborene Annegret Liepold erhielt bereits während der Produktion ihres Debüts mehrere Auszeichnungen, unter anderem war sie Finalistin beim Open Mike in Berlin. Nun also, im Februar, erscheint dieser Roman, der eines der heißesten deutschsprachigen Bücher der Saison werden könnte. Unter Grund erzählt eine politisch brisante Coming-of-Age--Geschichte: Franka hat sich im Schweigen ihrer Familie nie wohlgefühlt. Jetzt, mit Ende 20, kehrt sie in die fränkische Provinz zurück und findet die Kraft, um genauer auf die Vergangenheit zu schauen. Wie war das, als ihr Vater starb und sie in Patrick und Janna Gleichgesinnte fand, die ihrer Unsicherheit mit Gewalt Ausdruck verliehen. Als auch sie immer tiefer in die rechte Szene abstieg. Eine Jugend auf dem Land, eine radikale Wut.
 
Blessing, 256 Seiten, 24 Euro  // www.penguin.de

Philip Krömer: Kumari
Mit zwischen zwei und vier Jahren wird sie zur Göttin: ein Mädchen in Nepal, in dem die Wiedergeburt der Taleju erkannt wird. Von nun an wird sie in einem Tempel in Kathmandu leben, wo sie Pilger empfängt, während sie nur mit ihrer Familie sprechen darf. Erst mit der ersten Periode verliert die Kumari ihren Status. Der Nürnberger Kulturpreisträger Philip Krömer hat sich für seinen zweiten Roman in eine faszinierende, märchenhafte und auch blutige Welt begeben. 2001: Die Zeit der Kumari läuft ab, im ganzen Land wird ein Opferfest gefeiert, während maostische Rebellen einen Sturz des Königs vorbereiten. Auf dem Höhepunkt des Festes kreuzen sich die Wege der Rebellin Rupa Rana und des Kronprinzen Dipendra. Ein beeindruckender, dunkel schillernder Monolith von einem Roman. Erscheint im März!
 
Septime Verlag, 216 Seiten, 24 Euro  // www.septime-verlag.at

Lena Kratzer: Paula der Jazz und die Nebelkrähe
Der Autorin Lena Kratzer seid ihr vielleicht schon live begegnet, wenn sie mit ihrem Projekt Lyrik2Go Veranstaltungen bereichert und ihrer Schreibmaschine Instant-Lyrik anbietet. Aber Lena beherrscht nicht nur die kurze Form, im Sommer erschien ihr erster Roman Am Pluto vorbei, dann links (curt berichtete an dieser Stelle). Mit kurzem Abstand folgt nun ihr zweiter Roman, der in eine ähnliche Kerbe schlägt: Unterhaltungsliteratur mit Tiefgang fürs Herz. Paula der Jazz und die Nebelkrähe handelt von Paula, einer Künstlerin, die nach dem Tod ihrer Oma und einem schmerzhaften Zwischenfall an der Akademie zu malen aufgehört hat. Doch dann wird ihr Leben unverhofft ganz schön durcheinandergebracht: von einer berlinernden Nebelkrähe und ihrem Jazz-Saxophon spielendem Nachbarn. Mit großer Wärme erzählt Lena Kratzer von einer magischen Welt und einem emotionalen Erwachen.

Books on Demand, 224 Seiten, 13 Euro  // www.lenakratzer.de


Tommie Goerz: Im Schnee
Der Schorsch ist tot. Aha, denken langjährige Tommie-Goerz-Fans, da liegt bestimmt ein Verbrechen vor, da muss ermittelt werden. Kommissar Frido Behütuns, leg los! Aber nein – der Erlanger Krimimeister hat das Genre erstmal hinter sich gelassen und sich der Belletristik zugewandt. Auf seinen ersten Nicht-Genre-Roman Im Tal folgt nun Im Schnee, mit dem dem Autor auch der Sprung zum großen Verlag Piper gelang. Der Schorsch ist tot. „Und plötzlich war die Welt eine andere. Der Schorsch! Der hat seine Äpfel doch noch gar nicht alle gegessen.“ Tommie Goerz erzählt von Max, der das Totenglöckchen hört, das seinem alten Freund schlägt und der sich mit den anderen Alten des Dorfes zur Totenwacht trifft. Eine Nacht lang sitzen sie zusammen, um dem Verstorbenen zu gedenken – und der alten Zeiten, als das Dorf noch einen Metzger und ein Gasthaus hatte. Sie sprechen von der Ernte und vom kleinen Glück, aber auch von der Enge. Ein stilsicher gebauter, schmaler, melancholischer Roman, in dem eine ganze versunkene Welt steckt.

Piper, 176 Seiten, 22 Euro  // www.piper.de

 




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