Theobald O.J. Fuchs: Die Kulturpreisträger-Rede

DIENSTAG, 21. JANUAR 2025

##Hinten raus, ##Kulturpreisträger, ##Theo Fuchs, ##Theo hinten raus, ##Theobald O.J. Fuchs

Von der Bühne direkt hinein in den CURT, exklusiv hier: die Kulturpreisträger-Rede vom 18. November in der Tafelhalle
Der OB hörte übrigens sehr genau zu! 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, 
sehr geehrte Mitglieder des Panoptikums, 
verehrte Gäste des Bundesverbandes der Geehrten, 
liebe Kolleginnen und Kollegen, 
kleiner weißer Hund mit Schlappohren, 
by the way: liebes Publikum!

Mir fehlen schier die Worte, um auszudrücken, wie sehr mich diese Auszeichnung freut. Es war ein harter Wettkampf, keine Frage und ich zolle allen meinen Gegnern maximalen Respekt. Insbesondere während der Endausscheidung stieß auch ich oft an meine Leistungsgrenzen. 
Und nun dieser Triumph! Niemals hätte ich mir damals, als ich mit dem Schlafsport begann, einen solchen Erfolg träumen lassen. Ich dachte anfangs, ich sei ein ganz gewöhnlicher Mittagsschläfer, einer wie Millionen andere Amateure… äh, stopp, Moment, das ist der falsche Text. 
Ich glaube ich habe hier das falsche Manuskript, da muss vorhin beim Ausdrucken etwas durcheinandergeraten sein´…  [ blättert ] … hätte ich nur auf ChatGPT gehört, als ich mit ihm nochmal das Konzept für meine Rede besprach! Es hat mir dringend geraten, mich auf keine Menschen zu verlassen, nicht einmal auf mich selbst! [ blättert ] Und jetzt habe ich meinen Salat ... Ach ja, hier! Das ist jetzt die richtige Rede: 

Hallo alle auch von meiner Seite! 
Einen Preis zu kriegen ist total anders geil und dufte. Wie am selben Tag Seepferdchen, Abitur und beim Prostata-Check alles o.k. Am besten direkt im gleichen Schwimmbad. 
Einen Preis zu kriegen ist dabei alles andere als einfach. Das kann echt dauern und man muss ständig Dinge tun. Und gut aussehen dabei! Ich habe diesen Preis natürlich auch nicht im Alleingang gewonnen. Wäre ich nicht gleich am Anfang geboren worden, wäre es schon mal nichts geworden mit der Auszeichnung. Daher ist als erstes meine Mutter zu nennen, die mich auf die Welt gebracht hat. Danach waren es ebenfalls vor allem Menschen, die mir halfen. Diesen würde ich gerne ausführlich danken. 
Jedoch muss ich hier leider ein Stück überspringen wegen der Panne vorhin, mir reicht sonst die Zeit nicht ... Moment. So, hier geht’s weiter: 
... jedenfalls besprach ich kürzlich die Sache mit Bob Dylan. Er hatte mich angerufen. Fast hätte ich den Anruf weggedrückt, da seine Nummer nicht angezeigt wurde. 
Er kann ja bekanntlich Handys nicht leiden, aber als ich seine Stimme hörte, erkannte ich Dülli sofort. Seine Freunde nennen ihn Dülli, nicht Bob, aber sagen Sie das bitte nicht weiter. 
Wir hatten uns länger nicht mehr gesehen, also erst das Übliche: 
Wie geht’s? Gut, und dir? Auch gut. Prima, das freut misch. Und sonst so? 
Ich habe ihm dann erzählt, dass ich gerade an meinem zweiten Wild-West-Groschenroman arbeite, aber leider nicht recht vorankomme. 
Klaro, isch kenne das, hat der Dülli gesagt. 
Er spricht ja ziemlich gut Deutsch. 
Isch hab auch ganze zwei Jahre lang an „Blowing In The Wind“ geschrieben, es war die Hölle. Vor allem im Sommer, wenn es heiß und windstill war, da ging gar nischts mehr. Tausendmal blieb isch bei der Zeile hängen: „How many times… how many times…?“ Ja, und dann what? Mir fiel ums Verrenken nischts mehr ein! 
Irgendwann platzte ihm aber der Knoten und der Rest ist Weltgeschichte. Diese persönliche Anekdote hat mich sehr getröstet. So eine Schreib-
blockade ist nämlich echt grausam, das ist wie Verstopfung beim Denken. 
Und ständig fragen einen die Leute, was man gerade schreibt und wann es wieder ein neues Buch gibt und ob ich nicht Lust hätte, mir dieses Manuskript vom eigenen Roman durchzulesen, meine Meinung dazu wäre wahnsinnig wertvoll. Vielleicht kennen Sie das. 
Isch kenne das, hat auch der Dülli am Telefon gesagt, schrecklisch! Damals, dieser Literatur-Nobelpreis. Ständig haben sie misch angesprochen, hier in New York, beim Joggen, beim Kiffen, sogar mein Autoschrauber. Der gratuliert mir, freut sich für misch – Yes, of course! Und dann ist die Rechnung drei mal so hoch. 
Ein bisschen neidisch war ich da schon, weil: mich hat bisher noch niemand richtig abkassiert. Meine persönliche Kulturpreis-Inflation bewegt sich verblüffend nahe an der Idealvorstellung von Christian Lindner. Es ist alles so billig, als hätte ich gar nicht gewonnen. 
Doch zurück zu Bob Dylan: Er bekommt viel Spam seit dem Nobelpreis. Werbung für grönländische Solaranlagen und japanische Wundermesser, aber vor allem für Entgiftungs-Fußpflaster. Fast unmöglich, den SPAM wieder loszuwerden, schlimmer als Fußpilz und Silberfischchen im Badezimmer zusammen. So etwas habe ich selbst auch noch nicht beobachtet, aber vielleicht liest die Spam-Mafia nicht die Nürnberger Zeitungen, so dass sie mich nicht auf dem Schirm haben. Ich werde genau aufpassen, ob sich in nächster Zeit da etwas tut. 
Es kommt natürlich darauf an, ob überhaupt eine Zeitung über den heutigen Abend berichtet. Man weiß das ja nie in dieser Stadt. Vielleicht ist etwas Wichtigeres passiert! Ein neuer Burger-Laden eröffnet oder am Plärrer fährt gerade jemand eine Ampel um, das hat dann natürlich schon Vorrang bei der Presse. Für mich ist das völlig okay. Erspart mir ja den ganzen SPAM im Postfach. 
Wir sind dann in die Frankenhalle gegangen und haben uns Düllis Auftritt angesehen. Freikarten gab es allerdings keine, Gästeliste: Fehlanzeige, heutzutage müssen sie halt alle sparen, sogar der Dülli, trotz Nobelpreis-Milliarden. Aber das machte nichts. Ich bekomme ja das Preisgeld von der Stadt Nürnberg und kann mir jetzt so etwas leisten. Alles cool. 
Ich habe ihn dann noch auf meine nächste Lesung eingeladen, er meinte, sehr gerne, aber er muss noch seinen Terminplan checken. Der Dülli hat halt viel um die Ohren. 
Apropos viel: Ich war 125 Tage lang nominiert – vom 17. Juli bis heute. 125 Tage lang habe ich Glückwünsche entgegengenommen! 125 Tage lang gefeiert, gezweifelt, ob das Preisgeld wirklich überwiesen wird, und – gehofft. Gehofft, dass es eine friedliche Amtsübergabe wird. Erfreulicher Weise habe ich heute noch keine Proteste bemerkt. Bis zu meiner Rede jedenfalls. Kein Mob im Büffelkostüm, der vor der Tafelhalle demonstriert und das Ergebnis der Wahl anzweifelt. Die Kulturpreisträger des letzten Jahres scheinen ihre Niederlage akzeptiert zu haben. Danke dafür! 

Meine Frau und ich sind dann noch nach Italien gefahren, dort haben wir ein Eis gegessen, das habe ich spendiert, und wir haben uns in Venedig die Kunst angesehen und wir waren Essen, es gab Perlhuhn, Risotto und Pferdesalami, lecker war das, und ich hoffe, dass das Preisgeld bald auf mein Konto kommt, damit ich die Rechnungen bezahlen kann. 
Wir hatten gutes Wetter und wir sind dann wieder mit dem Zug nach Hause gefahren, quer über die Alpen und der Zug war sogar pünktlich. Muss ich extra erwähnen, weil man kann heutzutage keinen Text mehr schreiben, ohne dass die Bahn drin vorkommt. Absolute Autoren-Pflicht! 

Ich möchte an dieser Stelle meinen Bericht abschließen. Wenn nicht alle Stricke reißen, können Sie diesen Text in der nächsten Ausgabe des Stadtmagazin CURT in Ruhe nachlesen. Und wie immer noch viele andere, ganz wunderbar großartige Texte von meinen lieben Kollegen und Kolleginnen. 
Schöne Grüße soll ich übrigens noch ausrichten, an die ganze Runde, hätte ich jetzt fast vergessen. Vom Dülli, meine ich. Weiter so, hat er gesagt, keep the rock rolling. 
Ein Preis, sagte der Dülli, ist immer nur so gut wie seine Preisträger:innen. 
Deswegen soll ich der Stadt Nürnberg ganz herzlich gratulieren. Eine gute Wahl, findet er. Und damit hat er wohl recht. 

Herzlichen Glückwunsch! 

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Und was treibt uns Theo so im winter?
... das findet man auf www.theobald-fuchs.de

Herzlichen Glückwunsch auch von uns, auch an die anderen wunderbaren Preisträger:innen!




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