Staatstheater: Digitaltheater und postmigrantischer Gedankenfluss

1. DEZEMBER 2024 - 31. JANUAR 2025, STAATSTHEATER

#Nürnberg, #Parzival, #Staatstheater, #Theater, #XRT

Auf rein instrumentales Theater und den kopflosen Reiter folgt Digitaltheater mit politischem Aufklärungsanspruch und ein postmigrantischer Gedankenstrom. Bevor die Besinnlichkeit Einzug hält am Nürnberger Staatstheater.

Europa! Das klingt für Menschen, die gern hierher möchten und auch für Menschen, die schon immer hier sind, ja nach wie vor wie eine fast utopistische Heilsversprechung: Menschenrechte, Demokratie, offene Gesellschaft, alles ist besser in Europa. Was dabei notwendigerweise übersehen wird, sind zum Beispiel die Existenz und das Treiben der Agentur Frontex an den Außengrenzen dieses gelobten Kontinents. Frontex steht wegen Intransparenz und menschenrechtsverletzenden Praktiken immer wieder in der Kritik. Im digitalen Utopia der deutschsprachigen Theaterszene, dem XRT in der dritten Staatstheater-Etage, erforscht ab 5. Dezember Luis August Krawen diesen Widerspruch. Sein Stück Frontières Extérieures geht der Frage nach, wie es überhaupt zu entmenschlichenden Praktiken in Grenzregionen kommen kann und versucht sich an einem Psychogramm der politisch verantwortlichen Personen. Krawen selbst ist spezialisiert auf 3D-Animationen, Projektionen und digitale Bildwelten. Für sein Projekt Der Mensch erscheint im Holozän 2020 erhielt er nicht nur eine Einladung zum Berliner Theatertreffen, sondern auch den Nestroy- und den 3sat-Preis.

Juices heißt dann am, neuer Termin!, 21.12. die zweite Premiere im Dezember, ein Text der preisgekrönten Gegenwartsdramatikerin Ewe Benbenek, uraufgeführt 2023 in Mannheim. Dabei handelt es sich weniger um ein dreiaktiges Dialogbuch, als um den mitreißenden Gedankenfluss einer Autorin, die mit dem Gefühl ringt als Einwanderer- und Arbeiterkind in Deutschland nie wirklich zur Mehrheitsgesellschaft zu gehören. Drei Stimmen etabliert Benbenek, die die Zwiespältigkeiten postmigrantischer Lebensrealitäten erarbeiten und einen Ausdruck für Scham und Selbstzweifel suchen. Inszeniert wird Juices in Nürnberg von Branko Janack, der zuletzt u.a. am Wiener Volkstheater inszenierte, aber halt auch in Nürnberg, siehe: Wer allein bleibt, den frisst der Wolf (2022) und Ave Joost in der vergangenen Spielzeit.

Im Übrigen kehren Inszenierungen wie Maria, Wallenstein und auch der Parzival auf den Spielplan zurück, Tim Steinheimer und Greta Calinescu zünden am 13.12. und 10.01. wieder ihren irrsinnigen Shownado und an jedem Adventssamstag lesen Ensemblemitglieder was Besinnliches vor. Apropos Weihnachten: Am 21.12., gerade noch rechtzeitig also, geht es für uns alle in Weihnachtslieder-Sing-Trainingslager im XRT, damit wir dann am Heiligen Abend fit sind und beherzt schmettern können. Schon am 25. werden die Bühnen des Staatstheaters wieder bespielt, als wäre nix und ins neue Jahr starten wir neben dem Neujahrskonzert unter anderem mit der Wiederaufnahme von Jahre mit Martha und einer besonderen Nachtetage am 24.01. mit Roxy Rued: All you need is Liebestankstelle.
                
Staatstheater Nürnberg   


 




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STAATSTHEATER. Das Staatstheater schüttelt sich immer noch ein bissl, um zurechtzukommen mit dem im nächsten Jahr anstehenden Abschied. Schauspiel-Chef Jan-Philipp Gloger verlässt Nürnberg nach sechs erfolgreichen Jahren und folgt dem Ruf ans Wiener Volkstheater, wer könnte es ihm verübeln. Und auch wenn das schade ist für das Staatstheater, tun Wechsel solchen Häusern ja grundsätzlich mal gut und es wird spannend sein, zu sehen, wer Gloger nachfolgt.  >>
MAGAZIN  
 
Thomas Köck hat, das hört man eher selten, ein Stück geschrieben, das nicht zum Nachdenken anregen soll. Es zeige einfach nur die Fakten auf. Fast resigniert klingt dementsprechend der Titel: Und alle Tiere rufen: dieser Titel rettet die Welt auch nicht mehr zeigt die Konsequenzen der Existenz und Dominanz des Menschen auf diesem Planeten auf. Regie führt Christoph Dechamps, auf der Bühne steht Thomas Witte. Premiere am 19. April. Das nächste Gostner-Endzeit-szenario folgt dann im Mai: Monte Rosa erzählt von drei Bergsteigern auf den Weg zu den Gipfeln. Für diese drei zählt nichts als der Aufstieg, alle zwischenmenschlichen Beziehungen sind zweckmäßig gedacht. Theresa Dopler hat eine Dystopie geschrieben, in der das Konkurrenzdenken unserer Zeit auf die Spitze getrieben wurde. Premiere: 4. Mai.

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Gostner Hoftheater   
Austraße 70, Nbg.



Salz+Pfeffer
 
Mord im Theater Salz+Pfeffer! Beziehungsweise, schon im Theater Salz+Pfeffer, aber eigentlich in der kleinen Pension Monkswell-Manor in England. Zwei alte Damen hören von dem Fall im Radio und fühlen sich dazu berufen, der Sache nachzugehen und ihn aufzuklären, klar. 
Zum Glück bringen die beiden neben einer Menge englischen Humor auch ausreichend kriminalistisches Gespür mit. Mausefalle ist ein typischer Krimiabend nach Agatha Christie. Paul und Wally Schmidt schlüpfen selbst in die Rollen der ermittelnden Damen. Die verdächtigen Figuren stammen von Ralf Wagner und Uschi Faltenbacher. Termine: 16., 21. und 22. April. 
Und apropos alte Dame: Der Besuch der alten Dame nach Friedrich Dürrenmatt läuft im Salz+Pfeffer in April und Mai ebenfalls weiterhin. Ein Welterfolg des Nachkriegstheaters, in Puppen übersetzt in der Maskenwerkstatt Marianne Meinl.

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Theater Salz+Pfeffer
Frauentorgraben 73, Nbg.

 
 
Ungewöhnliche Produktionen, gerade im Tanzbereich, finden einen Ort in der Tafelhalle. Z.B., wenn man nicht nur mit Menschen performt, sondern auch drei autonom fahrende Soundroboter mit auf die Bühne holt. Mit zwei Tanzenden zusammen bilden die Robos in Alexandra Rauhs Tanz-Performance mit Soundinstallation Glitching Bodies einen Gesamtorganismus, der die Frage aufwirft, wer hier eigentlich von wem beeinflusst wird. Am 21. und 22. April nochmal anschauen. Und dann gleich am 23. April wiederkommen, wenn der liebe Herr Egi Egersdörfer in der Tafelhalle seine Geschichten aus dem Hinterhaus darbietet. Das Ensemble Kontraste ist außerdem gleich zwei Mal zu Gast: Am 29.04. mit Debussy, Bartok und Ravel für vier Hände, an Klavier und Schlagwerk. Am 07.05. dann lädt Schauspielerin Adeline Schebesch ins Dichtercafé, die uns mitnimmt auf Goethes italienische Reise. Dazu hören wir gerne Mozart. 

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Tafelhalle 
Äußere Sulzbacher Str. 62, Nbg.

 
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