Vera Lenhard: Ohne Orte wie die Luise hätten Nachwuchsbands keine Chance
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Angesichts der alarmierenden Pressemeldung aus dem Erlanger E-Werk (hier zu finden), und aber auch sonst, hält der curt es für angesagt, immer wieder hinzuschauen, unter welchen Bedingungen die Kultur produziert wird, die wir alle so gerne konsumieren. Denn auch wenn der Stadtrat dankenswerter Weise beschlossen hat, die Kulturföredrung mit dem nächsten Haushalt nicht zu kürzen, sondern stagnieren zu lassen und punktuell zu erhöhen, bleibt Lohnarbeit in dieser Branche für viele Menschen prekäre Selbstausbeutung aus idealistischen Motiven, die stets in Gefahr schwebt, der nächsten Sparrunde zum Opfer zu fallen. Wir haken deshalb nach, bei den wichtigen Institutionen der Stadt: Wie ist die Lage? Los geht es mit Vera Lenhard vom Jugendkulturort Luise.
CURT: Wie steht ihr da und wie gut könnt ihr momentan das kommende Jahr planen?
VERA LENHARD: Wir haben das Glück nicht kommerziell arbeiten zu müssen, da wir eine pädagogische Einrichtung sind und unser Träger eine dauerhafte Finanzierung der Stadt erhält. Dennoch müssen wir einen Teil unseres Haushaltsbudgets selbst erwirtschaften.
Von welchen Stellen werdet ihr gefördert?
Unser Träger ist der Kreisjugendring Nürnberg-Stadt (KJR). Der KJR hat mit dem Jugendamt der Stadt Nürnberg einen festen Grundlagenvertrag, der dem KJR städtische Aufgaben überträgt. Über diesen Vertrag sind neben unseren Aufgaben u.a. unsere Stellen aktuell gesichert. Ansonsten versuchen wir jedes Jahr mit Projektfeldern zu arbeiten, die Förderung kam dann z.B. vom Bezirksjugendring Mittelfranken oder dem Projekt Demokratie leben, das es ab 2025 in Nürnberg leider jedoch nicht mehr gibt.
Wie sehr seid ihr auf diese Fördermittel angewiesen?
Sehr! Ohne den Grundlagenvertrag könnten wir keine gute Jugendkulturarbeit im Haus machen. Wir müssten auch kommerzieller arbeiten und das würde bedeuten, dass wir z.B. Nachwuchs nicht mehr gut fördern könnten. Bands, die zum ersten Mal auf der Bühne stehen, haben dann keine Chance mehr, weil sie noch keine Fanbase haben und so schwerer einen Saal voll machen können. Wir könnten auch keine verbilligten Proberäume mehr anbieten, das jugendliche und junge Publikum müsste mehr für Eintritt zahlen (und es ist aktuell schon schwer für uns, dass wir die Preise bei Getränken und Eintritt erhöhen mussten). Momentan versuchen wir pro Konzert 6 bis 12 Euro zu nehmen.
Haben sich die Kosten für euch eklatant erhöht?
Teurer geworden sind: Gas, Wasser, Strom, Reparaturen im Haus, IT, Lebensmittel, Getränke, Personalkosten (was gut ist, aber auch dieses Geld muss man halt irgendwo herbekommen), Lebensmittel, Getränke. Die Proberaummieten müssten wir eigentlich teurer machen, aber wir wollen und müssen niedrigschwellig für unsere Zielgruppe bleiben.
Das E-Werk beschreibt in seiner PM, dass (sozio-)kulturelle Arbeit ohnehin nur mit Gehaltsverzicht möglich ist. Ist das bei euch ähnlich?
Unser Stammteam besteht aus drei Pädagog*innen und einer technischen Leitung, wir werden nach Tarif bezahlt. Für unsere freiberuflichen Techniker*innen stimmt das aber. Auch hier müssen wir im nächsten Jahr anziehen und werden trotzdem leider immer unter einem adäquaten Gehalt liegen.
Werdet ihr euer Angebot absehbar reduzieren müssen?
Ich vermute, dass wir in den nächsten Jahren mehr und mehr über Projektförderungen finanzieren müssen, um das Angebot zu halten. Das ist immer schwierig, weil es sehr viel Arbeitszeit frisst. Man muss Projekt für Projekt bangen, ob man die Förderung erhält oder nicht – schlechte langfristige Planbarkeit ist die Folge. Ausserdem ist das natürlich immer mit Förderrichtlinien verknüpft. Bei der einen Förderung keine Werbemittel, bei der anderen keine Honorarkosten usw. Mit Grundförderungen kann man effizienter und langfristiger arbeiten.
Aktuell versuchen wir nicht unser Angebot zu reduzieren. Für nächstes Jahr gelingt das. Es bleibt aber fraglich, wer in Zukunft Geld erhält und wer nicht. Das wird den Kulturbereich wie immer treffen, den Sozialen leider auch. Das z.B. Fördergelder wie „ Demokratie leben“ wegfallen ist ein schlechtes Zeichen für unsere Demokratie. Je nach Regierung bleibt es spannend, was da noch auf uns alle zukommt.
Unterstützt die Luise und andere Kulturorte, indem ihr hingeht, z.B. zum Acoustic Glühweining am 14.12.:
www.luise-nbg.de
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