5 Jahre rote Galerie: sind wir nicht alle ein wenig rot!?
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Alle vier bis fünf Wochen gibt es in der ROTEN GALERIE eine neue Ausstellung, oft auch mit politischen Anliegen. Dazwischen jede Menge weitere Veranstaltungen von Konzerten bis zu Diskussionen. Aber im Mittelpunkt: die Menschen und ihre Kunst. Gegen den Krieg gegen die Ukraine, gegen Russland. Gegen Trump. Und dabei immer: für die Kunst und die Kultur. Die Förderung von regionalen Künstler:innen sind besonders im Fokus für die Galerie, so wie Bogi Nagy, Gymmick, Momoshi, D.A.M.N. und so viele andere. Aber auch internationale Gäste sind willkommen – wie 2021 die russische Künstlerin, Regisseurin und LGBTQIA+-Aktivistin Victoria Naraxsa, die ihre Skizzen und Zeichnung ausstellte, die sie malte, als sie in Moskau im Gefängnis saß. Wir haben mit Michael Ziegler geplaudert, dem Vorsitzenden der Karl-Bröger-Gesellschaft. Zu seinem Verein gehört die ROTE GALERIE.
CURT: Warum wurde die Galerie damals gegründet? Gab es eine Lücke zu schließen?
MICHAEL: Die Rote Galerie haben wir 2019 gegründet. Wir wollten nicht nur über Kultur reden, sondern Sie auch fördern. Gerade junge Künster*innen auf ihren ersten Schritten zu begleiten, ist unser Ziel. Und Menschen Räume zu geben, die sie woanders nicht finden. Die Lücke an Spielräumen ist riesig. Der Impuls ging damals von Thorsten Brehm, dem damaligen SPD-Vorsitzenden, aus. Er brachte mich mit dem Künstler Heijo Schlein zusammen. Dieser wiederum mit der Galerie Pia Rubner. Diese wunderbare Galerie in der Kobergerstraße 57 und 59 stand vor der Schließung, weil die wunderbare Galeristin verstorben war. Mit ihrem Mann Reinhold Rubner konnten wir eine Übergabe vereinbaren und ihm auch zusagen, im Sinne von Pia weiterzumachen. Nämlich einen Ort für Kunst und Kultur weiterzuentwickeln. Auch als Treffpunkt und politischem Ort.
Wer leitet die Galerie, was ist die Struktur dahinter?
Der Träger der Galerie ist der Verein Karl-Bröger-Gesellschaft. Diesen gibt es seit 1982 und hat das Ziel, die Soziokultur und den Austausch zu fördern. Da ich der Vorsitzende bin, leite ich sozusagen die Geschicke des Vereins, der viel mehr macht als nur die Galerie. Umso wichtiger ist unser wunderbarer Galerist Heijo Schlein, der vor Ort die Geschicke lenkt. Und wir haben ein super Team in und um die Galerie, die sich alle ehrenamtlich engagieren. Lukas Hofmann, Arne Engelhardt, Nancy Petke, Sven Heissler,.... Und wir haben die Unterstützung der gesamten Nürnberger SPD. Nasser Ahmed, unser Vorsitzeder, ist regelmäßiger Gast und Förderer.
Nach welchen Kriterien sucht ihr die Künstler aus – und wie politisch seid ihr dabei?
Es muss uns ganz subjektiv einfach gefallen. Aber wenn der Kunstschaffende auch ein politisches Anliegen hat, gefällt uns das sehr. Die meisten von uns sind auch in der SPD aktiv und wir verstehen uns als Antifaschisten. So hat rechtes Gedankengut bei uns keinen Platz. Aber die Auseinandersetzung lieben wir. Jeden Tag aufs Neue. Zur Zeit ist Alex Cio bei uns zu Gast, der seinen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit legt und auf youtube seine Aktionen zeigt. Und Daniela Paulus zeigt ihre wunderschönen Nürnberg-Portraits.
Fünf Jahre Galerie – was waren die Highlights?
Das kann ich ganz klar beantworten. Die Kölner Künstlerin und Aktivistin Veronika Dimke hat alle Opfer des NSU portraitiert. Und wir haben die Angehörigen der Opfer zu uns in die Galerie eingeladen. Fünf Familien waren bei uns und haben die Bilder ihrer Angehörigen überreicht bekommen. Es war eine einmalige Ausstellung mit viel Emotion und Tränen.
Die aus Moskau stammende Regisseurin und Aktivistin Viktoria Naraxsa war bei uns zu Gast und zeigte ihre Zeichnung aus dem Russischen Gefängnis. Das war ein tiefer Einblick in das Unrechtssystem Russlands. Zum Ukrainekrieg verarbeitete Bogi Nagy ihre Eindrücke auf unsere Wände. Eigentlich sollte es eine fröhliche und bunte Ausstellung werden, doch dann begann der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und Bogi setzte dann künstlerisch Putin vor das Menschenrechtsgericht.
Die Nürnberger Initiative „Frauen Leben Freiheit“ der mutigen Iranerinnen war nun schon mehrfach bei uns zu Gast mit Ausstellungen, Performances und Informationsabenden.
Der Künstler Momoshi begeistert uns immer wieder mit seinen bunten Figuren. Der konnte sich auch in der Galerie auf der Wand verewigen. Aber da tat der Wechsel zur nächsten Ausstellung besonders weh, als wie alles wieder weiseln mussten. Eines seiner Bilder durften wir zugunsten des Vereins Mali-Hilfe versteigern und es sind 3.000 Euro für ein Brunnenbau-Projekt zusammengekommen.
Wie hat sich die Galerie im Laufe der Jahre verändert?
Wir sind ja nach einem halben Jahr mit über 50 Veranstaltungen voll ausgebremst worden durch Corona. Wie so viele anderen auch. Aber wir haben dann die „Vernissage for one“ erfunden. Gymmick hat z.B. eine Ausstellung und Konzert nur für meine Kamera gegeben. Dafür haben wir dann extra unseren youtube-Kanal BröBrö-Brögers Kulturbrötchen gegründet. Aber im Grunde sind wir in den fünf Jahren geblieben wie wir sind. Vielfältig, neugierig, politisch, menschenfreundlich.
Wie feiert ihr das Jubiläum?
Wir haben auch immer wieder sehr gut besuchte Fotoausstellungen. Unser Höhepunkt ist nun schon zum dritten Mal die Ausstellung von Daniela, Anna, Marisa und Natascha von „D.A.M.N. vier Frauen - vier Welten“, die selbst leidenschaftlich fotografieren und sich der Förderung von fotografierenden Frauen verschrieben haben. Und inmitten ihrer Ausstellung feierten wir am Samstag, 28. September, unser vierjähriges Bestehen. In und um unsere Rote Galerie.
Glückwunsch nachträglich! Gibt es schon Pläne für 2024 Restjahr und 2025?
Unser Kalender ist für das kommende Jahr voll. Aktuell kommt eine Aktion für die Ukraine noch hinzu, aber wir können über Interesse nicht klagen. Die nächsten Künstler*innen sind u.a. Peter Hauenstein, Simone Kessler, Ruby Thalia und Leomie Pearl.
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5 JAHRE ROTE GALERIE
Kobergerstraße 57, Nbg
Infos + Termine: www.karl-broeger-gesellschaft.de/rote-galerie
Insta @rote.galerie
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