Staatstheater: Ein radikaler Spielzeitstart
#Jan Philipp Gloger, #Spielzeit 24/25, #Staatstheater, #Theater
Der Vorhang einer Spielzeit hebt sich und es bricht an: Die letzte Saison von Jan Philipp Gloger, bevor sich der Schauspieldirektor nach sieben erfolgreichen Nürnberger Jahren gen Theatermekka Wien verabschieden darf. Da wird man sich am Staatstheater nicht lumpen lassen in 24/25!
Und gleich der erste Premierenmonat liefert einen Vorgeschmack auf dieses Jahr, denn der Oktober ist gleich pickepackevoll und zwar mit neuer, aufregender, gegenwärtiger Theaterkunst. Während Maria, Don Quijote und Orbit bereits angelaufen bzw. wieder aufgenommen sind, folgt die erste Premiere am 04.10.: Keine Pinguine nirgends. Es ist das Autoren-Debüt des Regisseurs David Bösch, der von Bochum über DT Berlin bis Burgtheater alle großen Adressen in seiner Vita und etliche Preise im Regal stehen hat. Er führt in Nürnberg selbst Regie, wenn er uns von Oli und Ani erzählt, dem politisch engagierten Bärlauch-Pesto-Paar, in dessen Gemeinschaftlichkeit sich ein Kinderwunsch verkeilt. Und von Svenja, die mit 14 ungewollt schwanger wird und auf keinen Fall Mutter werden will. Wir tauchen ein in die Psyche junger Menschen vor der Schablone der freiwilligen und unfreiwilligen Schwangerschaft.
Das nächste Stück, das dann am 13.10. Premiere feiert, stammt von einem Nobelpreis- und viermaligem Pulitzer-Preisträger, dem Amerikaner Eugene O'Neill. Einen solchen Pulitzer (& einen Tony Award) gab es 1957 für Eines langen Tages Reise in die Nacht, das einen Tag im Leben der Familie Tyrone erzählt. Der Vater ist geizig, die Mutter morphiumabhängig, ein Sohn trinkt, der andere ist krank, sie sind einander in Hassliebe verbunden. In Nürnberg inszeniert von Rieke Süßkow, der mit ihrer Schwab-Inszenierung ÜBERGEWICHT, unwichtig: UNFORM der Erfolg und Aufmerksamkeitserreger der vergangenen Spielzeit gelungen war. Süßkow macht radikal weiter: Wo eine Figur sonst spricht, erklingt jetzt, in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik, das ihr zugeordnete Instrument, so steht es in der Ankündigung. Wir sind gespannt!
Am 17.10. folgen wir Digitalsparten-Chef Nils Corte und Lena Rucker in Der Bau. Mit Hilfe von Augmented Reality wird das unterirdische Labyrinth aus Franz Kafkas posthum veröffentlichter Erzählung ein Ort, den wir erfahren können. Und zuletzt noch der Blick in den November, wenn der Hausautor (wird er es bleiben?) zu seiner Premiere kommt: Der gewitzte Philipp Löhle hat sich Die Legende von Sleepy Hollow vorgenommen, in der ein kopfloser Reiter sein Unwesen treibt und ein vernünftiger Schulmeister den Entschluss fasst, dem Spuk auf den Grund zu gehen. Der Kömodienspezialist Christian Brey führt dem zum Anlass zum bereits siebten Mal Regie in Nürnberg, heißt: Das wird spukig und aber auch sehr lustig. Ab 08.11.
Das ist ein Spielzeitstart, der – auf dem Papier erstmal! – spektakulär vielseitig und unterhaltsam und dabei anspruchsvoll aussieht, radikal mutig und sicherlich weiterhin erfolgreich.
Staatstheater Nürnberg
#Jan Philipp Gloger, #Spielzeit 24/25, #Staatstheater, #Theater