A Female Gaze – Die feministische Film-Pionierin Dorothy Arzner

FREITAG, 6. SEPTEMBER 2024, FILMHAUS

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Dorothy Arzner (1897–1979) war eine absolut bemerkenswerte und in der US-amerikanischen Filmgeschichte einmalige Persönlichkeit – die einzige Frau, die im klassischen Hollywoodkino als Regisseurin gearbeitet hat und das erste weibliche Mitglied der Directors Guild of America. 

Zwischen 1927 und 1943 drehte Arzner 16 Spielfilme, von denen etwa „Working Girls”, „Merrily We Go To Hell”, „Christopher Strong”, „Craig’s Wife” und „Dance, Girl, Dance” als Meilensteine des feministischen Kinos gelten. Zu dieser Zeit war sie auch die einzige lesbische Filmemacherin in Hollywood. Viele Jahre teilte Arzner Tisch und Bett mit der Choreografin und Tänzerin Marion Morgan, die auch an einigen ihrer Filme beteiligt war. Sie ging offen mit ihrer sexuellen Orientierung um. Öffentlich wurde zwar nicht darüber gesprochen, doch in Hollywood wusste man Bescheid. Auf PR-Fotos zeigte sie eine beeindruckende Selbstsicherheit und Stärke, gepaart mit einer gewissen androgynen Ausstrahlung. 

Dorothy Arzner war eine herausragende Erzählerin mit einem besonderen Gespür für die Perspektiven und Erfahrungen von Frauen. Als echte Pionierin des Feminismus, die dieses Etikett nie für sich in Anspruch genommen hat, schuf sie dennoch essenzielle weibliche Charaktere, atypische und moderne Heldinnen, die oft zu allem bereit waren, um sich ihrer Vorbestimmung zu entziehen. Ihre Filme sind oft Manifeste gegen die Ehe, gegen die Heterosexualität, gegen die sexuelle Dominanz des Mannes über die Frau, gegen den „männlichen Blick“, bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Sie selbst sagte, dass nur eine Frau in der Lage sei, eine derartige Autorität und Authentizität zu verkörpern. Ihre subversiven Filme hinterfragen damalige Geschlechtervorstellungen, stellen besonders häufig Beziehungen von Frauen untereinander in den Mittelpunkt und verdrängten die heterosexuelle Romanze aus dem Zentrum des Geschehens – und das zu einer Zeit, als das Kino unerbittlich das heterosexuelle Paar propagierte. 

Mit ihren ungewöhnlichen, widersprüchlichen und nicht auf Süßlichkeit getrimmten Frauenfiguren schuf Arzner – fast immer im Team mit Drehbuchautorinnen – auch Traumrollen für einige Hollywood-Diven: Katharine Hepburn in „Christopher Strong”, Rosalind Russell in „Craig’s Wife”, Joan Crawford in „The Bride Wore Red” oder Maureen O’Hara in „Dance, Girl, Dance”. 1943, nach den Dreharbeiten zu „First Comes Courage“, zog sich Arzner aus Hollywood zurück und realisierte während des Zweiten Weltkriegs Ausbildungsfilme für das Women's Army Corps. 1961 bis 1965 lehrte sie an der renommierten University of California (UCLA) und unterrichtete die erste „Film School Generation“, zu der auch Francis Ford Coppola gehörte. Auf dem Galaabend der Directors Guild 1975 wurde Arzner gebührend gefeiert und ihr Schaffen auf den Punkt gebracht: „The world does take on a rather startling and surprising look when observed through the eyes of a skilled, talented, hard-working, learned and thoroughly unintimidated female.“

In einer Zeit, in der die Marginalisierung von Regisseurinnen im Filmgeschäft immer noch diskutiert wird, setzt das Filmhaus Nürnberg ein deutliches Zeichen: Mit einer zehnteiligen Werkschau und einem Dokumentarfilm würdigt es vom 6. September bis 2. Oktober die lesbische Regisseurin, die sich mehr als andere im patriarchalischen System der amerikanischen Mogule, die Hollywood beherrschten, durchsetzen musste. Die Reihe beginnt am Freitag, den 6. September, mit „Working Girls“, einem eindringlich-aufrichtigen Film über zwei Schwestern aus Indiana, die in New York Arbeit suchen. NIHRFF-Leiterin Andrea Kuhn führt in den Film und das Werk von Dorothy Arzner ein.

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Filmhaus Nürnberg
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Neu: Das Filmhaus macht auch mit beim Cineville Kinoabo.

Wir gratulieren außerdem dem neuen Leitungsteam, bestehend aus Mikosch Horn und Matthias Fetzer. Gut Film ab oder so!




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