Kabarett, Comedy und Co. im August und September
Spätestens, wenn es rund um die Kilianstraße nach Lebkuchen riecht, weiß man, die Kleinkunstbühnen der Stadt erwachen und die Komödiant:innen sind wieder da. Ein Besuch lohnt, denn selten war die politischen Lage in einem Herbst so brisant.
Jonas Greiner – Greiner für alle
21.09., Burgtheater Nürnberg
Einen Titel hat er wahrscheinlich schonmal – mit einer Größe von 2,07m ist er wohl der größte Comedian Deutschlands. Ansonsten ist Jonas Greiner noch als Pateiloser kommunalpolitisch aktiv, insbesondere in den Bereichen Bildung, Kultur und Sport. Auf der Bühne erzählt der 27-Jährige Geschichten aus seinem Leben, seiner Heimat Thüringen und Dingen, die ihm so an seinen Mitmenschen auffallen. Der Kollege ist noch jung, was aber seinem Humor keinen Abbruch tut, oder um es anders zu formulieren: Auf eine gute Art und Weise ist seine Kunst am Anfang.
Christoph Sieber – weitermachen
26.09., Tafelhalle Nürnberg
Als Sieber 2021 das WDR Kabarett-Flaggschiff Mitternachtsspitzen übernahm, dachten nicht wenige, diese Fußstapfen könnten ein wenig groß sein. Sind sie aber nicht. Sieber ist ein Meister seines Fachs und hat immer eine stabile Meinung, die er auch unverblümt im Social-Media-Haifischbecken vertritt. Sein Programm trägt alles schon im Titel. Was bleibt, als Weiterzumachen? Aufgeben ist keine Option. Den Dialog zu beenden ebenfalls nicht. Lasst uns die Dinge wie Christoph angehen, denen, die falsch liegen, die Argumente um die Ohren hauen und nie die Hoffnung verlieren. Ein wunderbarer Kabarettist.
Christian De La Motte – Realität kann jeder
28.09., Gutmann Nürnberg
Christian De La Motte hat vor circa zehn Jahren das Büro mit der Bühne getauscht. Was als Showeinlage bei den Geburtstagen seiner Kinder begann, wurde zu einer neuen Profession. Seinen Werdegang vom Manager zum Magier erörtert er genauso in seiner Show, wie auch launigen Comedy-Einlagen und eher Tiefgründiges aus seinem Leben. Diese Mischung scheint auf jeden Fall nicht alltäglich zu sein und deswegen auch erst mal interessant. Wenn ich eure Neugier geweckt habe, wisst ihr ja, wo ihr das Gutmann findet. Man nennt den Herrn übrigens auch den Goerge Clooney der Zauberei.
Hennes Bender – Wiedersehen macht Freude
12.09., Theater Fifty Fifty Erlangen
Hennes Bender ist ein Stand-up-Comedy Urgestein, manche behaupten sogar, er hätte das Ding in Deutschland groß gemacht. Aufgewachsen ist er in Bochum, wo er auch studierte und erste Gehversuche auf Bühnen unternommen hat. Man nennt ihn auch den Pottfather of German Comedy. Comedy ist meist nicht allzu politisch, aber Hennes Bender gelingt es immer wieder, dem Klamauk eine gewisse Tiefe zu verleihen und im zweiten, inneren Durchlauf bleibt bei den Zuhörer:innen doch was hängen. Wenn aber nicht, macht das gar nichts, denn lustig ist der Bender auf jeden Fall.
Philipp Weber – Power To The Popel
12.09., Burgtheater Nürnberg
Seit dem ich diese Kolumne schreibe, ist Philipp Weber ein regelmäßiger und demnach auch gerngesehener Gast in unserer Region. Ich habe ihn immer an der Grenze zwischen Kabarett und Comedy wahrgenommen – der Herr kalauert sehr gerne. Sein neues Programm widmet sich dem Zustand unserer Demokratie und zwar der Mitte, die sich immer mehr im Grünen-Bashing übt. Nicht, dass es keinen Grund dazu gäbe, aber an allem sind sie nun auch nicht schuld, bzw. handelt es sich doch vor allem um ein Problem mit der Kommunikation. Mit kleinen, sehr lustigen Beispielen hält er uns den Spiegel vor und mahnt gleichzeitig, nicht dem Sprech der Populisten zu verfallen. Nichts grundlegend Neues, aber fantastisch umgesetzt.