Exklusivinterview: curt´s 2024er Kulturpreisträger Theobald O.J. Fuchs
Kulturpreis hin, Kulturpreis her, meinen Namen verwechsele ich nimmermehr. Akzeptiert habe ich längst, dass mein vollständig Name ein wenig komplexer ist als der Durchschnitt und dass es zu viel verlangt wäre, dass immer jede*r komplett Bescheid weiß. Übrigens kann ich gar nix dafür, ich hieß schon so als ich auf die Welt kam, die dafür verantwortlichen Personen sind mir allerdings wohlbekannt. Jedenfalls: es wurde höchste Zeit aus gegebenen Gründen, dass alle Beteiligten ein ergebnisoffenes Gespräch führen. CURT hat exklusiv mitstenographiert.
Theobald Fuchs: Servus, wir kennen uns.
Otto Johann: Ja voll, freut mich. Glückwunsch sag ich mal.
TF: Absolutley! Dir aber auch, sozusagen ... wie hast du's erfahren?
OJ: WhatsApp-mäßig, sag ich mal, von einem alten Schulfreund aus Neuhaus/Pegnitz, der es von einem anderen alten Schulfreund gehört hat, der es wiederum früh um sieben im Amtsblatt gelesen hat, oder so. Schön, dass wir uns mit Bier treffen. Du auch ein Veldensteiner, frag ich mal?
TF: Ja mega gerne, ist sozusagen ein mega leckeres Bier by the way. Wie fühlst du Dich?
OJ: Ausgezeichnet, würde ich sagen. Aber wäre es ok für dich, wenn wir ab jetzt die ganzen Floskeln weglassen?
TF: Ja, genau. Und du so?
OJ: Hast du mich das nicht soeben gefragt?
TF: Stimmt, Alter! Wollte nur checken, ob du noch zuhörst. Weil du da ständig auf deinem Handy herumdaddelst.
OJ: Die vielen Gratulationen, ich will mich ja bei jeder*m einzelnen bedanken ... das kann echt dauern! Aber sag, was machst du mit dem Geld? Also mit deiner Hälfte?
TF: Wie Hälfte?
OJ: Nun ja, ich schätze, ich komme in allen deinen Stories ja irgendwie vor... Wir teilen halt irgendwo in der Mitte.
TF: Einverstanden, aber ich will auch wissen, was du mit dem Geld anfängst.
OJ: Ich kaufe mir einen See mit einer Insel mittendrin. Und wahrscheinlich noch das Ufer außenherum. Ich kann mir vorstellen, dass man einen See gar nicht ohne Ufer kaufen kann ... Dort würde ich dann ein Libellen-Paradies kuratieren. Und du?
TF: Ich denke, ich anschubfinanziere davon mein Alterswerk. Ist ja nie zu früh, damit anzufangen.
OJ: Hey, das klingt total spannend! Magst du uns mehr darüber erzählen?
TF: Zu viel will ich an dieser Stelle noch nicht verraten ...
OJ: … ach komm schon! Hab dich nicht!
TF: Im CURT liest die halbe Welt mit, checkst du das nicht? Aber egal. Für das Narrativ brauche ich zwei riesige, mit Gold beschichtete Hüpfbälle.
OJ: Why? What? Wozu Hüpfbälle?
TF: Du weißt doch, was Hüpfbälle sind?
OJ: Na klar weiß ich das. Was für 1e Frage?!
TF: Ne, sieht mir ganz danach aus, als müsste ich dir's nochmal erklären...
OJ: Ich WEISS was ein Hüpfball ist, Bro! Willst du mich verhohnepiepeln?!?
TF: Die gab's überall in meiner Jugend, so rote oder blaue oder grüne Gummibälle, mit zwei Hörnern dran, auch aus Gummi, so dass man sich festhalten konnte, wenn man sich daraufgesetzt und dann losgehüpft...
**Ohrfeigengeräusch**
TF: Aua! Du Depp! Das sag ich dem Lampe!
OJ: Pass bloß auf, sonst schüttele ich nochmal den Watschenbaum, du grindige Petzbürste!
TF: Selber Grindvieh, du kariertes Rhinozeros!
**Wiederannäherungsgeräusch**
CURT dankt für das Gespräch!
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Hier der curt-Beitrag auf LinkedIn zu den Theos: KLICK.
Und hier der Link zu seinen Kolumnenbeiträgen: KLICK.
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Und hier die Pressemitteilung:
Nachrichten aus dem Rathaus der Stadt Nürnberg
Nr. 801 / 17.07.2024
Kulturpreisträgerinnen und -träger der Stadt Nürnberg 2024 stehen fest
Als Anerkennung für künstlerische und soziokulturelle Leistungen, die neue Akzente in der Kultur und Stadtgesellschaft setzen, vergibt die Stadt Nürnberg jährlich Kulturpreise im Wert von insgesamt 20 000 Euro sowie im zweijährigen Turnus auch einen Großen Kulturpreis, dotiert mit 10 000 Euro. Jetzt stehen die Preisträgerinnen und Preisträger 2024 fest. Am Mittwoch, 17. Juli 2024, hat der Nürnberger Stadtrat die Vergabe auf Empfehlung des Beratergremiums für kulturelle Fragen beschlossen. Die fünf, jeweils mit einem Preisgeld in Höhe von je 4 000 Euro dotierten, Kulturpreise gehen an die Filmemacherin Sophie Linnenbaum, die bildende Künstlerin Eva Brenner, den Autor Dr. Theobald Fuchs, den Verein Quellkollektiv e. V. sowie an den Frauenchor Desirenen. Den Großen Kulturpreis der Stadt Nürnberg erhält die Konzept- und Textilkünstlerin Gisela Hoffmann. Die öffentliche Veranstaltung zur Preisübergabe findet am Montag, 18. November 2024, um 19.30 Uhr in der Tafelhalle, Äußere Sulzbacher Straße 62, statt.
Im Folgenden redaktionell bearbeitete Auszüge aus den Begründungen der Vorschläge.
Der Große Kulturpreis (Dotierung 10.000 Euro) für:
Gisela Hoffmann – Konzept- und Textilkünstlerin
Gisela Hoffmann ist eine Künstlerin der Region, die die zeitgenössische Konkrete Kunst über die Metropolregion Nürnberg hinausgetragen hat. Sie hat ferner innovative Lösungen und eigenentwickelte Verfahren in die Kunst eingebracht. Ihre Arbeiten sind raumgreifend, benötigen im Hinblick auf Material und Transport nur relativ wenig Ressourcen. Sie arbeitet interdisziplinär und vor allem in den Bereichen Kunst am Bau, Installation, skulpturale Kunst und Objekt. Mit ihren minimalistischen, neonorangenen, neonpinken Bändern sowie teils fluoreszierenden Werken, die wie Photonen leuchten, ist sie stets fundamentalen Fragen auf der Spur – Fragen zum Anbeginn von allem, Fragen zum Anfang des Alls. So lässt sie Rezipienten Architektur, insbesondere Form und Volumen, Leere und Dichte neu wahrnehmen und erleben.
Die Kulturpreise (Dotierung je 4.000 Euro) für:
Sophie Linnenbaum – Filmemacherin und Regisseurin
Die Filmregisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Sophie Linnenbaum ist 1986 in Nürnberg geboren und gehört heute zu den Shootingstars der jungen Filmregisseurinnen und -regisseure im deutschen Film. Begonnen hat ihre Karriere als Medienpraktikantin im Künstler- und Filmhaus. Ihr Spielfilm „The Ordinaries“ erhielt Auszeichnungen auf verschiedenen international renommierten Festivals und Ausschreibungen, unter anderem auch den 1. Preis auf dem Filmfestival Türkei Deutschland und auf dem Filmfest München 2022 den Förderpreis „Neues Deutsches Kino“.
Theo Fuchs – Autor und Kolumnist
Der promovierte Physiker, Autor, Kolumnist und Wissenschaftler Theo Fuchs gehört seit einigen Jahren zu den spannendsten literarischen Figuren der hiesigen Kulturszene. Seit 1997 veröffentlicht er unter anderem in Titanic (aktuell in über 140 Ausgaben), Curt-Magazin (über 80 Ausgaben), Salbader (seit Heft #20), taz, Fürther Nachrichten (über 50 Kolumnen) und zahlreichen Anthologien Kurzgeschichten, Satiren, Glossen und Kritiken – unter anderem eine Serie beinahe wahrer Familiengeschichten im Wortlaut. Daneben hält er regelmäßig populärwissenschaftliche Vorträge, unter anderem bei der re:publica in Berlin. 2014 gewann er den Jurypreis des Fränkischen Krimipreises, 2016 erschien sein Debütroman „Niemand ruht ewig“, 2017 folgte „Altstädter Friedhof in Erlangen ...“ und 2019 „Der zweite Krautwickel“. 2021 gewann Fuchs den Sonderpreis der Jury beim Literaturwettbewerb der Wiener Ärztekammer, 2022 und 2023 erschienen seine Geschichten in der Edition Blumen.
Eva Brenner – Bildende Künstlerin
Eva Brenner zeigte ihr spartenübergreifendes künstlerisches Schaffen unter anderem in einer großen Retrospektive im Frühjahr 2024 in der Kulturkirche St. Egidien. Ihre Werke beanspruchen die individuelle Auseinandersetzung mit psychischen und körperlichen Befindlichkeiten und laden die Betrachterinnen und Betrachter zum Austausch ein. Alleine die Ideenvielfalt der künstlerischen Gestaltung des „Materials Röntgenbild“ ist sehr beeindruckend. Der Rundgang durch die Egidienkirche gab tiefe Einblicke in Eva Brenners komplexe Lebenssituation und den berechtigten Willen, ihr künstlerisches Schaffen in die Öffentlichkeit zu tragen. Vita und Œuvre werden geprägt von Handwerk, Theaterwelt, Mode, bildender Kunst, darstellender Kunst und Performance. Das Begleitprogramm der Retrospektive bewies ihre vielseitigen Kooperationen im Kulturbereich. Eva Brenner bereichert mit ihrem herausragenden künstlerischen Schaffen und ehrenamtlichen Engagement nachhaltig die soziokulturelle, inklusive Stadtgesellschaft Nürnbergs.
Desirenen – Frauenchor
Die Desirenen sind ein einzigartiger Nürnberger Chor, der maßgeblich von der talentierten Chorleiterin Agathe Labus und ihren besonderen Arrangements geprägt wird. Sie arrangiert alle Songs speziell für den reinen Frauenchor und verleiht dem Chor dadurch eine besondere Note. Die Desirenen haben bereits überregional Aufmerksamkeit erregt, als sie 2022 von dem Künstler Danger Dan als Gastmusikerinnen in die Meistersingerhalle eingeladen wurden, um gemeinsam das Arrangement „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ zu performen. Im vergangenen Jahr feierte der Chor sein zehnjähriges Bestehen mit einem beeindruckenden Jubiläumskonzert. In diesen zehn Jahren haben die 50 Sängerinnen der Desirenen mit ihrer starken Frauenpower das Nürnberger Kulturleben bereichert.
Quellkollektiv e. V. – Kulturinstitution
Das Heizhaus ist ein Soziokulturprojekt des Quellkollektivs, gelegen am Quelleturm des ehemaligen Quelle-Areals, mit 80 Mieterinnen und Mietern unterschiedlicher Herkunft und Generation. Das Heizhaus bietet Raum für Kunst-, Kultur- und Kreativschaffende. Neben Ateliers und Werkstätten findet die zweite Hälfte der Räume Verwendung für gemeinnützige Formate und Veranstaltungen. Menschen können hier designen, bauen, zeichnen, Stadtteil- und Bildungsarbeit machen, texten, schreinern, programmieren, drucken, schneidern, Musik produzieren, gärtnern oder auch mit Glas oder Stahl arbeiten, Bücher binden, Videos drehen, Kunst machen und sich vor allem miteinander vernetzen und kooperieren. Das Heizhaus ist geprägt vom Austausch, öffnet sich für Vorträge und Seminare und bietet offene Werkstätten, Kleidertausch, einen Biowochenmarkt, Ausstellungen und generell viele neue Ideen. Das Heizhaus ist selbstverwaltet, hat unter anderem den Brandschutz ehrenamtlich umgesetzt und wurde 2022 als Kreativort Bayern ausgezeichnet. Ziel des Projekts ist es, künstlerisches Schaffen, Handwerk und kulturell-gemeinnütziges Ermöglichen in kollaborativer, nachhaltiger Weise zu verbinden.
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Gemäß der Satzung der Stadt Nürnberg über die Verleihung von Kulturpreisen werden die Vorschläge für Kulturpreise der Stadt Nürnberg durch das Beratergremium für kulturelle Fragen ausgesprochen. Dieses konstituierte sich im Jahr 2024 aus folgenden Persönlichkeiten:
Daniel Bartmeyer, 1. Vorstand Kunstverein Kohlenhof Nürnberg
Susanna Curtis, Tänzerin, Choreografin, Produzentin
Wolf-Ulrich Ebersberger, Kulturredakteur VNP
Izabella Effenberg, Musikerin, Multiinstrumentalistin
Dr. Annabelle Hornung, Direktorin des Museums für Kommunikation Nürnberg
Clara-Marie Jantos, Touristenseelsorgerin in St. Sebald, Nürnberg
Felix Kaden, Geschäftsführer Blackbox
Gerti Köhn, Kulturamtsleiterin der Stadt Fürth
Reinhard Lamprecht, Gründer und Herausgeber des Kulturmagazins Curt
Margit Mohr, Kuratorin und Leiterin des Galeriehauses Nord, Kuno
Astrid Seichter, Leiterin des Bibel Museums Bayern
Sebastian Wild, Geschäftsführer der Musikzentrale Nürnberg