NÜRNBERG Pride: 25 Jahre & lauter denn je!

18. JULI 2024 - 4. AUGUST 2024, NüRNBERG

#25 Jahre, #Christopher-Street-Day, #CSD Nürnberg, #Pride, #Pride Weeks, #Queer, #Queer Kolumne

In diesem Jahr begeht der Förderverein Christopher-Street-Day Nürnberg e.V. sein 25jähriges Jubiläum. Herzlichen Glückwunsch erstmal hierfür! 25 Jahre ist schon eine lange Zeit, in der sich ehrenamtlich Menschen für die queeren Communities einsetzen und nicht lockerlassen, um für rechtliche Gleichstellungen und gesellschaftliche Akzeptanz zu sorgen. 

Auch in diesem Jahr haben wir uns mit zwei von den aktuell führenden Köpfen – Bastian, Vorsitzender, René, Vorstand Bühnenprogramm – des Vereins sowie zwei Personen – Dieter, Ehrenvorsitzender, Peter, langjähriges Mitglied –, welche über lange Zeit den Verein geprägt haben, zusammengesetzt und über die Vergangenheit, die Gegenwart und selbstverständlich über das aktuelle Programm gesprochen. 

curt: Euer Motto in diesem Jahr lautet „25 Jahre & lauter denn je!“, was können sich unsere Leser*innen darunter vorstellen? 
Bastian: Die Wahl des Mottos ist ja immer so eine Sache. Es soll kurz und für jede Person verständlich sein und eine Botschaft bzw. Forderung erhalten. Häufig gibt es diesbezüglich lange Orgasitzungen, in denen ein Motto demokratisch aus den Vorschlägen der queeren Community Nürnbergs gewählt wird. Letztes Jahr war es beispielsweise die Forderung nach einem bayerischen queeren Aktionsplan. In diesem Jahr wollen wir mit unserem Slogan ausdrücken, dass wir immer noch da sind, wir immer noch nicht das erreicht haben, um sagen zu können, alle queere Menschen sind in allen Belangen den heteronormativen 
Lebensweisen gleichgestellt. Es gibt weiterhin noch viel zu tun, um nicht nur eine Gleichstellung zu erreichen – auch wenn jetzt z.B. ein Selbstbestimmungsgesetz eingeführt wird – sondern auch die gesellschaftliche Akzeptanz. Betrachten wir die Kriminalstatistiken, haben gerade im vergangenen Jahr die queerfeindlichen Straftaten zugenommen. Aus diesem Grund ist es so wichtig, für unsere Sichtbarkeit zu sorgen, denn wie Uschi Unsinn schon sagte: Sichtbarkeit schafft Sicherheit! 

Über die Jahre haben sich nicht nur die Mottos verändert, sondern auch der CSD im Allgemeinen. Wie sieht hier eure Entwicklung aus und warum hat es sich 1999 ergeben, einen Förderverein zu gründen? 
Dieter: Der erste CSD in Nürnberg fand ja schon 1982 statt. Dann waren immer mal wieder Straßenfeste und Demonstrationen. Erst seit 1998 beginnt die Geschichte des CSD Nürnberg ohne Unterbrechungen. Daniel Eckmann hat zu dieser Zeit im Switchboard – ein gemeinsames Projekt der AIDS-Hilfe Nürnberg und Fliederlich – als hauptamtlich Beschäftigter gearbeitet und die ersten beiden CSDs organisiert. Diese fanden damals auf dem Hans-Sachs-Platz statt. Da sie sehr erfolgreich waren, sollte diese Aufgabe weitergeführt werden, dazu haben wir 1999 den Verein gegründet. 
Bastian: Zum 25. Geburtstag des Vereins hat sich auch eine größere Veränderung ergeben. Wir haben unser Logo und den Namen modernisiert. Aus „Christopher-Street-Day“ wurde „NÜRNBERG PRIDE“. Anlass dazu war, dass neben dem Wunsch einer generellen Modernisierung des Logos, der englische Begriff des „Pride“ immer mehr in deutschen CSD-Logos zu findet ist. Da wollten wir natürlich auch mitziehen, denn außerhalb von Deutschland ist die Bezeichnung „Christopher-Street-Day“ nicht üblich. Jedoch bleibt der Name des Vereins so wie bisher bestehen. 

Was ist vom damaligen CSD noch geblieben? 
Dieter: Von den Ursprüngen in Nürnberg ist geblieben, dass wir bis heute CSD feiern. Immer noch am ersten August-Wochenende, dem gleichen Termin wie damals. Ansonsten hat sich wie alles im Leben auch der CSD weiterentwickelt. Aus meiner Sicht sehr positiv. Er ist nach wie vor eine politische Veranstaltung, auch wenn sich die Grundlagen in unserem Land zu Gunsten der queeren Community deutlich verbessert haben. Damals gab es noch keine Demo, nur ein Straßenfest. Auch das hat sich erfreulicherweise weiterentwickelt, im Grundsatz aber Bestand.

Was möchtet ihr beiden der jüngeren Generation mit auf den Weg geben? 
Peter: Das offene Auftreten schwuler Gruppen war früher nicht einfach. In der BRD wurde der Paragraf 175 erst 1994 abgeschafft. Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: Homosexualität wurde als widernatürliche Unzucht gesehen und strafrechtlich verfolgt. Der CSD war eine politische Demo zur Schaffung der rechtlichen Gleichstellung. Kein Party-Event. Zwar wurde 1994 die strafrechtliche Verfolgung abgeschafft, die gesellschaftliche Diskriminierung hat noch über Jahre angehalten, bzw. hält ja teilweise immer noch an. Berufsverbote in pädagogischen Berufen, wie Lehrer oder Erzieher, aber auch in der Zivilgesellschaft, z.B. in Vereinen als Jugendleiter oder Jugendtrainer waren damals an der Tagesordnung. Die junge queere Gemeinschaft muss wissen, dass die heutige Offenheit nicht selbstverständlich ist und hart erkämpft werden musste. 

Vielen Dank für diesen Rückblick, doch kommen wir wieder in die Gegenwart zurück: Wie ist der Förderverein aktuell aufgestellt? 
René: Wir haben wie schon zur Gründung des Vereins eine ehrenamtliche Vorstandschaft. Dieser besteht zur Zeit aus sechs Personen mit einem jeweiligen Aufgabengebiet. Für die Platzplanung und Stände ist unser Timo zuständig. Karlheinz ist schon seit vielen Jahren Herr der Finanzen, Andy kümmert sich um die die gesamte Organisation der Demo und zusätzlich um den Onlineshop. Unsere Kaa hat sich dem Themenfeldern FLINTA* (Frauen, Lesben, inter*, nicht-binären, trans* und agender Personen) sowie der Kunst und Kultur gewidmet und Basti hat die Leitung und Gesamtkoordination des Vorstands in den Händen und kümmert sich auch noch um politische Themen und die Partner:innenschaften. Die Gesamtverantwortung für das Bühnen-programm zum Pride-Finale am 3. und 4. August auf dem Kornmarkt liegt bei mir. Zusätzlich unterstütze ich Basti noch bei den politischen Dingen, sowie im Pressebereich. Jedoch gehören zum Kernteam noch weitere Personen, die von großer Bedeutung sind. Markus, unser Mann fürs Sponsoring; Tanja als Organisatorin der Prideweeks; Juli die Expertin fürs Marketing und Yannick, die rechte Hand von Andy. 
Doch ohne die dahinterstehenden Teams und den anderen ehrenamtlichen Helfer*innen würden wir so eine Veranstaltung gar nicht stemmen können. 

Das klingt nach ganz viel Verantwortung, Engagement und Arbeit! Wie schauen denn eure Ergebnisse in diesem Jahr aus? 
Basti: Am 18. Juli starten wieder unsere Prideweeks, eine Veranstaltungsreihe, die über 2,5 Wochen dauert. Hier gibt es Events, von und für queere Menschen und Allies (Unterstützer*innen). Darunter zählen z.B. Führungen, Lesungen, Konzerte, Kneipen-Quiz oder auch Workshops und Infoveranstaltungen, gepaart mit Filmabenden oder Motorradausfahrten. Und nicht zu vergessen die Podiumsdiskussion „Die Zeiten gendern sich“ am 26.07., sowie die Polit-Talks zum aktuellen Stand des queeren Aktionsplans Bayern am 23.07. und über den Anstieg der queerfeindlichen Straftaten in Bayern und deren Ursachen, am 01.08. 
Klingt schon mal super. Am 3. und 4. August folgt dann das große Finale. Was passiert an diesem Wochenende? 
René: Am 03.08. steht erst mal die Polit-Demo an. Um 12:15 Uhr startet diese vom Prinzregentenufer und nicht wie sonst am Berliner Platz. Von dort geht’s dann hoch zum Rathenauplatz, wo der weitere Verlauf identisch zu den Vorjahren ist. Und im Anschluss wird dann der Kornmarkt in Beschlag genommen bis 23 Uhr, bevor wir mit der „Together Party“ in Hirsch/Rakete feiern. In der Rakete geht’s sogar bis 10 Uhr. Aber da werde ich nicht mehr dabei sein, denn um 13 Uhr beginnt schon wieder das Sonntagsprogramm auf dem Kornmarkt. Wie immer versuchen wir so vielfältig wie möglich in der Programmgestaltung zu sein, auf dem Kornmarkt, aber selbstverständlich auch auf der Afterparty. Lasst euch überraschen und kommt vorbei! 

Das klingt nach großartigen Events mit jeder Menge Spaß, aber auch mit ernsthaften Themen. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg, gutes Wetter und starke Nerven. HAPPY PRIDE! 

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NÜRNBERG PRIDE
18.07. – 04.08. Prideweeks
03.08. Polit-Demo, CSD-Finale Tag 1 & Together Party
04.08. CSD-Finale Tag 2
 
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Eine Weihnachtsvorgeschichte

Wir konnten es in diesem Jahr gar nicht oft genug erwähnen: curt feiert 25 Jahre! Doch was geschah eigentlich in unserem Gründungsjahr, an diesem Ort, zu jener Zeit? Welche Ereignisse und Persönlichkeiten können wir überhaupt noch mit unserer Geburtsstunde in Verbindung bringen? Vielleicht saß im Dezember 1997 ein vom Punsch berauschter curt-Redakteur mit rosigen Backen auf dem Schoß des Weihnachtsmannes und fuchtelte mit seinem kleinen, neuen Partyplaner. „Ich wünsche mir, dass dieses Magazin für die Ewigkeit besteht und eine Kiste Bier!“ Eine von vielen, schönen Geschichten rund um die Legende curt. Ihre Glaubhaftigkeit bestätigen könnte jedoch nur der Weihnachtsmann selbst oder eine einzige Zeitzeugin, die damals von ihrer Empore mit wachen Augen auf die funkelnde Stadt blickte: Das Nürnberger Christkind. 

In der Redaktion waren wir uns einig und selten so nah: Wir müssen das Christkind aus dem Jahre 1997 finden und fragen, was sich damals zugetragen hatte. Staubige Akten des Stadtarchives führten uns auf unserer Suche auf falsche Fährten. In Parsberg stießen wir schließlich auf die exakt gleichnamige Stiefmutter, was uns in unserer hektischen, aufopferungsvollen Recherche maximal verwirrte. Und die Stiefmama ebenso, als sie von ihrem Chef erfuhr, dass wir sie suchten. 
Aber so kam es dann doch noch, dass uns – gänzlich unerwartet – ein güldener Brief aus dem fernen Kanada erreichte, der vertraut nach Nürnberger Lebkuchen duftete. Das Christkind von 1997 hatte UNS gefunden, der lieben Stiefmutter sei Dank. 
Auf seidenem Geschenkpapier standen weihnachtliche Grußworte geschrieben, wertvoller als jede alte curt-Anekdote und gerichtet an uns, an euch liebe Leser*innen. An alle.  >>
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