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Theaterübersicht im Juni + Juli

1. JUNI 2024 - 31. JULI 2024, NÜ/FÜ/ER

#Gostner Hoftheater, #Stadttheater Fürth, #Tafelhalle, #Theater, #Theater Erlangen

Nadine Zwingel schaut für euch auf die Highlights des Theaterfrühsommers.

Tafelhalle
Beziehungen lassen sich selten einfach so reibungsfrei zu Ende erzählen. Und wenn die gemeinsame Zeit das aufregendste Kapitel in der Geschichte darstellt, liefern sich ganze Welten einen emotionalen Tanz. So auch in der interdisziplinären Tanz-Performance QUEER HARMONY, die am 06.06. unter Regie von Sheila Grießhaber und Jakob Jokisch Premiere in der Tafelhalle feierte. Das Publikum erfährt ein Narrativ an Beziehungskomplexität, wie sie wohl in allen Formen der Liebe zu finden ist. Doch die queere Verbindung der beiden Performer:innen macht unversehens klar: Liebe abseits konventioneller Vorstellungen entfaltet sich anders. Navigiert durch ein Terrain aus Unsicherheiten und jenseits heteronormativer Anhaltspunkte begeben sich zwei Menschen auf die gemeinsame Suche nach unverfälschten Gefühlen und gegenseitigem Verständnis. Weitere Aufführungen finden am 22.07., 23.07. und 24.07. statt. 

Gostner Hoftheater
Fiat iustitia et pereat mundus: Es soll Gerechtigkeit geschehen und gehe auch die Welt daran zugrunde! In der neuen Gostner Eigenproduktion MICHAEL KOHLHAAS - HEINRICH VON KLEIST dreht sich alles um Vetternwirtschaft, ein mangelhaftes Rechtssystem und die Verwandlung des unauffälligen Pferdehändlers Michael Kohlhaas in einen gewaltbereiten Rachsüchtigen. Zunächst auf Geschäftsreise wird dieser aufgehalten und muss zwei seiner Tiere als Pfand zurücklassen. Als er sie auslösen will, sind die Pferde schwer geschunden. Nach erfolglosem juristischem Nachspiel nimmt er schließlich die Dinge selbst in die Hand und startet einen brutalen Rachefeldzug gegen Obrigkeiten. Das Theaterstück nach der bekannten Novelle Heinrich von Kleists beschäftigt sich nicht nur mit Fragen nach Recht und Würde, sondern sucht auch nach dem gesellschaftlichen Umgang. Regie durch Helwig Arenz, Uraufführung ist am 27.06 im Hubertussaal. 

Stadttheater Fürth
Mit der Wiederaufnahme von MEIN ZIEMLICH SELTSAMER FREUND WALTER startet der Theaterjuni in Fürth so schräg und humorvoll in die Sommermonate, wie es eben nur ein Familienstück von Sibylle Berg vermag. Inszeniert von Marco Steeger, dreht sich die Geschichte um Lisa, deren Alltag eher Unerfreuliches hervorbringt. Bis überraschend eine außerirdische Reisegruppe im Garten Halt macht und angewidert vom irdischen Sein direkt wieder abdreht. Doch einer bleibt: Walter. Los gehts ab dem 06.06. im Kulturforum. Mit BALLET BC VANCOUVER holt sich das Stadttheater ab dem 05.06. wieder ein beeindruckendes Tanzerlebnis ins Haus. Bereits 2020 hinterließ die kanadische Compagnie jede Menge Applaus im fränkischen Bühnensaal, um nun mit dreiteiligem choreografischen Werk erneut für Jubel und Seligkeit zu sorgen. Jede Menge Bademanteldiplomatie ist wiederum ab dem 19.06. bei DER AUFGUSS zu erwarten, einer Wellnesskomödie von René Heinersdorff, in der zahlreiche Missverständnisse zwischen Sauna und Jacuzzi zum Sieden gebracht werden. Ein lustiges Gastspiel mit Prominenz. Ebenfalls mit einem Gastspiel stellt PANIKHERZ von Benjamin von Stuckrad-Barre am 02.07. und 03.07. dessen Identitätsfindung auf die Probe. Das autobiografische Werk über Selbstillusion, Anerkennungssucht, Entgrenzung und Sinnsuche bricht mit gesellschaftlichen Moralgedanken und einem sichergeglaubten Erinnerungsvermögen. Inszeniert von Oliver Reese. Um Erinnerungen geht es dann auch bei TRIUMPH DES TODES ODER DAS GROSSE MASSAKERSPIEL, aufgeführt ab dem 19.07. vom Theater Jugend Club Fürth. Die Inszenierung führt das Publikum zurück in Pandemiezeiten, nur dass die Ursache diesmal eine Unbekannte ist. Ein groteskes Ringen um Fassung, Schuldfragen und utopistischen Ausflüchten beginnt, während die Zeiger eines sich nähernden Massakers auf fünf vor zwölf stehen. Absurdes Theater aus dem Jahre 1970 von Eugène Ionesco, jedoch aktuell wie anno dazumal. 

Theater Erlangen
Ende Gelände, Tschüsseldorf, KOMITEE ADE! Juni und Juli stehen ganz im Zeichen der Trennung. Denn das Theater Erlangen zelebriert im Juni eine bunte Liederabend-Premiere mit musikalischem Lebewohl und individuellem Servicepaket. Eine Singagentur für jede Art des gebührenden Abschieds sozusagen – von Herzschmerz bis Zack, die Bohne. Für jeden Abschied wird dann der richtige Song hervorgekramt und für jeden Charakter die passende Stimmung bereitgestellt. Das facettenreiche Adieu unter Regie von Katja König findet erstmals am 22.06. und gleich tags darauf 23.06. im Theaterhof statt. Außerdem noch sechsmal im Juli, immer unter freiem Sommerhimmel und mit ganz viel Musik von Jan-S. Beyer, Clemens Giebel und Jörg Wockenfuß. 
Zwischen dem 06.06. und dem 06.07. gibt es zudem weitere acht Mal Gelegenheit DER NACKTE WAHNSINN mitzuerleben. Ein Stück über ein schiefgehendes Stück, das dem lacherprobten Publikum schon seit einigen Wochen die Dramatik der Komik und umgekehrt serviert. Mit der Komödie feiert Intendantin und Regisseurin Katja Ott übrigens ihr fulminantes Finale am Markgrafentheater. Und weil, wenn Schluss ist, noch immer nicht wirklich Schluss ist, feiert das Theater obendrein seinen eigentlichen Ciao-Kakao am 20.07. – dann aber in echt und so richtig – mit Abschiedsshow und allem Pipapo: WIR SAGEN TSCHÜSS holt vergangene Theatermomente und Spektakel retrospektiv auf die Bühne. Im Anschluss neigt sich eine wunderbare Spielzeit 23/24 dem Ende und es herrscht Sommerpause! Alles Gute, wirklich schön war's, KOMITEE ADE und auf ein bühnenreifes Wiedersehen im Herbst sagen wir da nur!  






 




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#Gostner Hoftheater, #Stadttheater Fürth, #Tafelhalle, #Theater, #Theater Erlangen

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Kultur  01.08.-30.09.2024
NÜ/FÜ/ER. SOMMERPAUSE AM STAATSTHEATER:  
VORFREUDE AUF DEN SPIELZEIT-AUFTAKT
Der Sommer hat dieses Jahr mit viel Verspätung endlich auch 's Frankenland besonnt und das Staatstheater Nürnberg in die wohlverdiente Sommerpause begleitet. Wer nun allerdings nur Faulenzen und Ruhe vermuten mag, der irrt sich gewaltig. Statt Stillstand läuft hinter den Kulissen des ehrwürdigen Hauses nämlich bereits alles auf Hochtouren, um die kommende Spielzeit vorzubereiten. Der September verspricht heiß zu werden, wenn nicht wegen spätsommerlicher Temperaturen, dann zumindest auf dem Bühnenparkett.

Gleich zu Beginn der neuen Saison, am 15. September, können sich Fans der Johann-Strauß-Operette DIE FLEDERMAUS nämlich über deren Wiederaufnahme in den Spielplan freuen. Auch das Schauspiel MARIA vom englischen Sozialdramatiker Simon Stephens findet erneut ins Programmheft. Ein zeitgenössisches Stück über Zartheit, Selbstbestimmung und Frausein im 21. Jahrhundert mit eigens kreierten Kompositionen von Schauspielmusikerin Vera Mohrs. Erstmals wieder aufgeführt am 20. September. 

So richtig begrüßt und gefeiert wird der Spielzeitbeginn 24/25 dann allerdings tags darauf, wenn das THEATERFEST am 22. September mit kunterbuntem Familienprogramm und Blicken hinter die Kulissen ins – und vor allem auch vor das Theater lockt! Staatsintendant Prof. Jens-Daniel Herzog gibt sich gemeinsam mit dem Opernchor die Ehre, um die Saison ab 13 Uhr am Richard-Wagner-Platz feierlich zu besingen. Am Vorplatz dürfen obendrein gemeinsam mit professionellen Bühnenmaler:innen überformatige Bilder gestaltet werden, während das Instrumentenkarussell der Staatsphilharmonie Nürnberg zum Ausprobieren und Mitmachen lädt. Überdies gibt es meisterlich begleitetes Ballett-Training, eine offene Chorprobe mit Chordirektor Tarmo Vaask, Kostümversteigerungen sowie zahlreiche weitere Mitmachaktionen. Das wohl größte Highlight aber liefert die abendliche Spielzeitvorschau, die mit Roxy Rued und den Spartenleiter:innen Ausschnitte aus dem künftigen Programm verrät. Mehr Infos zum gesamten Feierspektakel sind freilich auch auf der Website des Staatstheaters zu finden. 

Wie bereits vor der Sommerpause prognostiziert: Die Künste ruhen nur kurz und die Spielzeitvorschau 24/25 gibt schon jetzt das Fulminante preis: Knapp 30 Premieren, mehr als 60 Konzerte und diverse Kultproduktionen aus einem facettenreichen Repertoire sind zur kommenden Saison in Bayerns größtem Mehrspartenhaus geboten. Versüßen wir uns also doch die Wartezeit schon mal mit ein paar Klicks durchs digitale Theater-Line-up und sichern uns die besten Plätze. Die Vorfreude ist riesig!   >>
Kultur  01.02.-31.03.2024
Nü, Fü, ERL. Tafelhalle
Nach der aufregenden, installativen Tanz-Performance Wer lebt, der lügt des Kollektivs co>labs folgt schon im Februar die nächste Premiere in der Tafelhalle: Katharina Simons inszeniert in Exit Through The Inside mit ihrem Team CUTTY SHELLS einen kollektiven Ritus zur Transzendenz. Der Choreografin geht es inhaltlich um das Gefühl der Sehnsucht nach grenzenloser Verbundenheit und dem Wunsch nach eskapistischen Erfahrungen. Diesen emotionalen Topoi verleihen die Performer:innen mit einem ekstatischen Tanz der Liebe, Harmonie und Zerstörung Ausdruck und entführen das Publikum auf diesem Wege in Sehnsuchtsorte und einsame Schattenwelten. Der Arbeit ging eine intensive Recherche in Sachen Technoschamanismus und Transmedialität voraus. Premiere: 22.02. Weitere Aufführungen: 24.02., 15.03., 16.03. Zudem sei noch der Hinweis auf das ensemble Kontraste gestattet, das am 17.02. einen Abend unter dem Titel Augenblick und Ewigkeit gestaltet. Auf dem Programm steht Morton Feldmans Piano and String Quartett, kombiniert mit einer Installation der Fotokünstlerin Awoiska van der Molen.

Gostner Hoftheater
August Strindberg, geboren 1849, schrieb über 60 Dramen, malte und fotografierte, übte sich in Alchemie, war dreimal verheiratet, psychotisch veranlagt und sein Leben lang von Wahnvorstellungen gequält. Eine faszinierende Figur der Kulturgeschichte, dessen bedeutendes Ehedrama Totentanz zuletzt im Gostner zu sehen war. Wiederaufnahme im noch lange lebendigen ältesten Privattheater Nürnbergs bestimmt möglich. Das Crowdfunding ist mit fast 50.000 Euro beendet worden, ihr könnt natürlich aber weiterhin jederzeit spenden. Es folgen Wochen der Gastspiele und Konzerte und am 27.02. folgt die 5. Episode der Gostner-Soap Ko(s)mische Intrigen. Steffen Radlmaier & Band bereiten sich derweil schon auf eine große Hommage für einen großen Musiker vor: Die Billy Joel Story als Gesprächskonzert am 09.03. im Hubertussaal. Und dann winkt von fern auch schon die nächste Premiere, eine sehr besondere: Früher war auch schon immer alles besser ist das Abschiedsstück von, mit und für das 1-Mann-Ensemble Thomas Witte, der sich, undenkbar aber wahr, in die Rente verabschiedet.

Stadttheater Fürth
Rosie hat die Welt gesehen – oder eher nein, sie wollte die Welt sehen, dann kehrte die 19-Jährige ins sichere Nest ihrer Kindheit zurück. Auch für ihre älteren Geschwister, Pip, Mark und Ben bedeutete das liebevolle Heim der Eltern Bob und Fran einst die Welt. Jetzt müssen sie alle ihren Platz in der echten Welt da draußen finden und ringen dabei mit den Erwartungen ihrer Eltern, die sie nicht mehr erfüllen können oder wollen. Auch Bob und Fran steht eine Krise bevor, wenn das letzte Kind dieses Heim erstmal verlassen hat. Die Familie in Dinge, die ich sicher weiß von Andrew Bovell, wird von großer Liebe zusammengehalten, was nicht heißt, dass darunter nicht komplexe Schichten unausgesprochener Konflikte vor sich hinschwelen würden. Das Stück wurde 2016 in Australien uraufgeführt und ist seitdem ein internationaler Erfolg. Die freie Regisseurin Bettina Rehm holt es nach Fürth. Sie hat zuletzt an der Berliner Vagantenbühne und am Landestheater Schwaben inszeniert. Premiere: 16.02.  

Theater Erlangen
Kleider machen Leute – Uniformen erst recht. Den ultimativen Beweis erbrachte ein Schuhmacher und Ex-Häftling namens Wilhelm Voigt. 1906 war das, als dieser Voigt in Berlin in ausrangierte Uniformen stieg – und sich in den Hauptmann von Köpenick verwandelte. 1931 machte Carl Zuckmayer aus diesem irrsinnigen Stoff ein Theaterstück, das später auch noch mit Heinz Rühmann verfilmt wurde. Ein Klassiker über Status, Klasse und Untertänigkeit. Und heute? Sind die Dresscodes doch eigentlich kaum noch relevant, oder? Im Theater Erlangen befragt Regisseurin Antje Thoms, seit vergangener Spielzeit Schauspiel-Chefin in Regensburg, den Klassiker auf Gegenwärtigkeit. Die nächste Premiere in Erlangen wird dann ein Live-Hörspiel sein. Der in Erlangen immer gern gesehene und sowieso Live-Hörspiel-Experte Eike Hannemann inszeniert Douglas Adams' Per Anhalter durch die Galaxis mit rasanten Dialogen und einer Geräuschkulisse, die die Schauspielenden mit Alltagsgegenständen entstehen lassen. Zu sehen ab 23.02.




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