Die Idyllerei 24: Outsider bringen die Kunstgeschichte zum Explodieren
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Ein Kunstfestival für all die Kunst, die im tradierten, hochoffiziellen Sektflöten-Betrieb nicht stattfindet. Outsider Art oder Art Brut nennen die Veranstaltenden der Idyllerei das, was vom 31. Mai bis 2. Juni in der Kulturwerkstatt auf AEG gezeigt und stattfinden wird.
Mit dabei sind natürlich die Künstler:innen aus dem Kunstraum der Lebenshilfe, aber auch viele, viele internationale Gäste.
Wo sind die normalen Leute? – so heißt das Motto der zweiten Idyllerei, denn auch darum soll es schließlich gehen: Wer macht Kunst und wer darf sie zeigen. Und wer sind die Menschen hinter den Werken? Das will die Ausstellung mit erzählen. „Zwölf Prozent unserer Bevölkerung sind ausgewiesene Schwerbehinderte“, sagt Christian Vittinghoff, der die Idyllerei mit organisiert. „Da gilt es, draufzuschauen und Platz zu machen für die Impulse, die da kommen.“
Die Outsider-Kunst von Menschen mit Behinderung sei eine der spannendsten Bewegungen im Kunstgeschehen unserer Zeit, sagt Christian. „Nicht, weil sie im Feuilleton rauf und runter diskutiert würde, das passiert gar nicht. Sondern weil man sich die Mühe und sich auf den Weg machen muss, um sie zu finden.“ Genau das haben er und Lutz Krutein gemacht. Und sie haben bei den großen Messen in Paris und New York Künstler:innen gefunden, die sie begeistern. Die Arbeiten, die bei der Idyllerei gezeigt werden, kommen aus ganz Europa (Niederlande, Schweden, Tschechien, Serbien, ...) und Cuba. „Das sind Kollektive, die die mit ihren Kunstproduktionen die Kunstgeschichte zum Explodieren bringen oder einfach nur ad absurdum führen könnten. Und plötzlich fällt das Kartenhaus der Kunstbestimmung, der Qualitätsbemessung zusammen. Das tut der Kunst gut“, sagt Christian Vittinghoff.
Und auch wenn Christian aus der Menge an Ausstellenden eigentlich niemand hervorheben möchte, gibt es einen Künstler auf den die Idyllerei 24 besonders stolz ist: Clemens Wild aus dem Berner Kollektiv Rohling. Seine Arbeiten kombinieren Tuschezeichnungen mit Schrift, sie erzählen von seinem Alltag im Heim und den Schicksalen einfacher Menschen am Rande der Gesellschaft. Dafür erhielt er 2018 den Euward-Kunstpreis. Demnächst wird er im größten Museum für Art Brut in Lausanne seine erste Einzelausstellung bekommen. Bei der Idyllerei ist Wild am Sonntag Teil der Podiumsdiskussion zum Thema „Wer bestimmt die Kunst?“.
Im Rahmenprogramm finden sich zudem Filme, Workshops, Vorträge und Konzerte. Harald Kienle baut im Innenhof drei Tage lang an einem interaktiven Holzbau-Projekt. Am Freitagabend spielt das inklusive Elektro-Garage-Duo Stattwerk. Am Samstag um 15 Uhr zeigt die Idyllerei das Oscar-nominierte und mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnete Doku-Meisterwerk All The Beauty And The Bloodshed über den Kampf der Fotografin Nan Goldin gegen die Oxycodon-Hersteller Sackler.
Die Hamburger Band Dain Fahrdienst singt Lieder mit kryptischen Texten aus dem Leben einer Autistin, der autistische Philosoph und Schriftsteller Joseph Schovanec spricht und die international gefragte Tänzerin Diana Niepce zeigt ihre Performance DUET.
„Wir sind sehr froh“, sagt Christian Vittinghoff, „den Film Die Schule der Liebenden von Melanie Bonajo und dem Theater Hora zeigen zu können. Das ist ein genresprengendes Kunstwerk, das sich sensibel und ironisch mit Intimität, Liebe, Beziehung und Berührung, Forschen und Lernen beschäftigt. Schauspieler:innen des Hora Ensembles kommen nach Nürnberg, um sich im Anschluss mit dem Publikum über den Film, vor allem aber über die Liebe auszutauschen.“
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Idyllerei 24 - intern. Festival für inklusive Künste
31.05.–02.06., Kulturwerkstatt auf AEG
www.idyllerei.de / www.WerkStadt-Lebenshilfe.de
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