Staatstheater: Premierenflut im März
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He did it again: Jan Philip Gloger, Schauspiel-Chef am Staatstheater, scheint einen Narren an Schiller gefressen zu haben und lässt seiner großen Don-Karlos-Inszenierung direktamente einen Wallenstein folgen. Ganz offensiv demonstriert das Staatstheater: Wir können nicht bloß digitale Zukunftssachen und quirlige, laute Gegenwartsstoffe, wir können auch Klassiker.
Der Wallenstein, dieses monumentale Stück, gehört ja irgendwie auch nach Nürnberg, wo dieser Feldherr des Kaisers im Dreißigjährigen Krieg in Wirklichkeit seine große Schlacht gegen den Schwedenkönig Gustav Adolf kämpfte. In Schillers Drama geht es um einen Mann, dessen Überzeugungen, wenn er denn je welche hatte, ins Wanken geraten sind. Er spielt ernsthaft mit dem Gedanken, zum Feind überzulaufen, was nicht geheim bleibt, weshalb er als Heerführer abgelöst werden soll – ausgerechnet von seinem besten Freund, Octavio Piccolomini. Und dann ist Wallensteins Tochter auch noch mit Piccolominis Sohn am Anbandeln. Warum ein solches Stück jetzt?
"Weil die Welt voller schrecklicher Kriege ist", sagt Jan Philipp Gloger. "Das kann man mit diesem Stück natürlich nicht abbilden. Aber der Text untersucht in frappierender Weise, was mit Menschen geschehen kann, die in der emotionalen, ökonomischen, sozialen Maschinerie gefangen sind, die ein Krieg hervorbringen kann."
Das komplette Interview lest ihr HIER. Leicht betroffen macht die jüngste Nachricht, die uns aus Glogers Haus erreicht: Der Schauspiel-Chef verlässt Nürnberg zur Spielzeit 25/26 nach sechs erfolgreichen Jahren. Er geht ans Wiener Volkstheater. Nicht die schlechteste Adresse, curt gratuliert zu dieser Berufung.
Nach wie vor zu sehen im Staatstheater ist das Werner-Schwab-Stück Übergewicht, unwichtig: Unform, in dem ein schönes Paar in einer Kneipe auf fäkalphilosophierende Gescheiterte trifft. Ein derber Sprachtornado, der vom Staatstheater wegen expliziter Gewalt und Sexualität ab 18 Jahren empfohlen wird und jetzt ganz frisch ausgezeichnet wurde: Die Inszenierung von Rieke Süßkow ist eine von zehn Aufführungen, die von den Berliner Festspielen zum 61. Theatertreffen eingeladen wurde. Es ist das erste Mal, dass eine Nürnberger Inszenierung diesen Ritterschlag erhält. Herzlichste Gratulation! Übergewicht ... ist damit offiziell bemerkenswert – und steht noch bis Juli auf dem Spielplan.
Im März folgt dann eine regelrechte Premierenschwemme im Staatstheater. Los geht das am 14.03. mit Ave Joost, einem Stück, das von der Videobloggerin Malin erzählt, die wiederum von einem Zwillingspaar erzählt, das vor Jahren in einer verlassenen Molkerei lebte, wo Malin dann tatsächlich auf Joost trifft, einen heruntergekommenen, aber interessanten Mann. Das neue Stück von Caren Jeß wird in der Uraufführung in Nürnberg inszeniert von Branko Janack.
Gleich am Tag darauf, 15.03., folgt die nächste Premiere: Andersen oder Was bleibt? von Cosmea Spelleken nach Hans Christian Andersen. Das wird wieder was ganz Anderes: Die Regisseurin Cosmea Spelleken, Nachwuchsregisseurin des Jahres 201, zuletzt mit Odysseus.live in Nürnberg, nimmt sich die Märchen von Hans Christian Andersen (siehe Die kleine Meerjungfrau, Der standhafte Zinnsoldat, etc.), geht ihnen auf den Grund, bzw. an den Kern, verquickt sie mit der Liebesgeschichte des Dichters selbst und macht daraus eine intermediale Inszenierung.
Und dann 21.03. folgt auf zwei Mal Gegenwarts-Uraufführungs-Theater der ganz alte Schinken: Wolfram von Eschenbachs Parzival, aber garantiert in einem ganz neuen Gewand. Ein junger Mann sehnt sich danach in strahlender Rüstung in die Welt hinauszugehen und den Heiligen Gral zu finden, der ewiges Glück verspricht.
Während im Opernhaus nebenan Richard Wagners Parsifal anläuft, blickt im Theater der Regisseur Kieran Joel auf einen Helden, der mit den Problemen der Gegenwart konfrontiert wird. Joel inszenierte in Nürnberg zuletzt Der Damm.
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Staatstheater Nürnberg
www.staatstheater-nuernberg.de
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