Desirenen-Chor-Leiterin Aga Labus im Interview: Eine transzendente Erfahrung
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Mal singen sie im Rahmen einer curt-Lesung im Museum für Kommunikation, mal auf der Meistersingerhallenbühne mit einem gewissen Gefahr Daniel. Beides quasi gleich gut, solange die Desirenen am Start sind, der Frauenchor mit dem besonderen Programm, der von Aga Labus geleitet wird und in diesem Jahr zehnjährigen Geburtstag feiert. curt gratuliert – und fragt nach bei Aga, wie kam das alles?
CURT: Die Desirenen feiern 10. Geburtstag. Wie erinnerst du dich an die Anfänge, wie kam das zustande?
AGA LABUS: Vier Freundinnen wollten einen Frauenchor gründen, in dem empowernde Lieder und Lieder abseits der damals sonst so gängigen Chorliteratur (Gospel, Weltmusik, Oldies/Evergreens, geistliche Musik) gesungen werden. Eine war mit mir befreundet und schlug mich als Chorleiterin vor. Für mich ging damit ein Traum in Erfüllung. Denn obwohl ich sowas vorher noch nie gemacht hatte, habe ich mir nichts mehr gewünscht, als einen coolen Chor zu leiten. Ich habe auch ganz offen kommuniziert, dass die Sängerinnen "meine Versuchskaninchen" sind und ich die Chorleitung mit ihnen lernen werde.
Was ist das Besondere an den Desirenen, wie arbeitet ihr?
Das Besondere ist v.a. die Liedauswahl. Denn populäre Frauenchorliteratur abseits der genannten Genres war gar nicht so einfach aufzutreiben. Im Laufe der Zeit merkte ich, dass die Recherche fast genauso lange dauert, wie die Stück zu arrangieren. Zudem muss man ja die Noten natürlich erst kaufen, bevor man sie vollständig einsehen kann, was ja auch richtig ist. Nur hatte ich dann oft ein vollständiges Werk vor mir liegen und dachte nur: Ach nö, ich würde das ganz anders mit meinen Sängerinnen machen. Somit hat sich bewährt, dass ich die Lieder selbst arrangiere, die uns gefallenn.
Auf eurer Setlist z.B. Mad World, Sweet Dreams oder Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt. Und: Welcher Song eures Repertoires ist für dich der unverzichtbar Wichtigste?
Die von dir genannten Songs sind eigentlich alle wichtig und unverzichtbar, da sie genau unsere Vielfalt widerspiegeln. Aber "Kunstfreiheit" sticht nicht nur wegen seiner Popularität heraus, sondern einfach auch, weil meines Wissens dieses Lied noch von keinem anderen Frauenchor a-cappela geschrieben/aufgeführt wurde. Die meisten anderen Lieder, die wir singen, wurden mit Sicherheit schon von anderen Chören gesungen, sie sind einfach viel älter und international bekannte. Auch "Royals" von Lorde finde ich bezeichnend für uns, weil es so viel Freude macht, diesen Song nur mit Frauen zu singen und er echt enorm gute Laune macht.
Danger Dan hat euch bei seinem Auftritt auf die Bühne der Meistersingerhalle geholt. Blöde Frage, aber: Wie wars?
Es war super aufregend! Für uns alle, aber auch v.a. für mich, man trägt ja doch eine gewisse Verantwortung und ist Ansprechpartnerin für alle aus dem Chor, für das Management von Danger Dan, die Techniker:innen und natürlich auch für Daniel selbst. Andererseits hilft mir oft genau diese Rolle, selbst nicht zu krass aufgeregt zu sein. Im Wenn ich heute an den Abend denke, habe ich viel mehr Lampenfieber, als an dem Abend selbst. Es war tatsächlich überwältigend. Erst die Probe vor Ort mit ihm und seinem Streichquartett auf dieser unfassbar großen Bühne. Dann der Auftritt selbst und all die Energie und den Applaus des Publikums zu hören und zu spüren. Es ist schwer in Worte zu fassen. Es war sehr einmalig, adrenalinreich, megaschön, unglaublich befriedigend und hat mega viel Freude gemacht!
Was macht für dich den Reiz am Singen im Chor aus?
Dass Mensch den eigenen Klangkörper in einem geschützten Raum ausprobieren kann. Denn die Stimmen der Anderen zu spüren, gibt einem Sicherheit, die man ganz unmittelbar im Körper fühlen kann und die sich wiederum positiv auf den Gebrauch der eigenen Stimme auswirkt. Wie eine positive Rückkopplung. Zum anderen spürt man schnell, dass man zu etwas beiträgt, was größer ist als man selbst und was man alleine so niemals erschaffen könnte. Diese Erfahrung ist schon fast transzendent. Und beim Singen fühlst du dich eigentlich immer gut – mental, psychisch und v.a. körperlich. Singen schließt automatisch Gefühle wie Angst, Sorgen usw. aus. Und Gefühle wie Wut lassen sich wiederum perfekt kanalisieren. Alles in Allem ist Singen also mega gesund und in der Gruppe verstärkt sich dieser Effekt sehr!
Auf deiner Homepage kann man sich in die Warteliste für die Desirenen eintragen. Wie lange muss man da wohl warten und was muss man mitbringen, um mitsingen zu dürfen?
Mitbringen muss man an sich gar nichts. Töne treffen wäre aber schon wünschenswert, die Art und Weise, wie man aber diese Töne singt, ist völlig irrelevant denn die Sicherheit im Umgang mit der eigenen Stimme kommt im Laufe der Zeit. Bis 2022 habe ich die Desirenen ein bis zwei Mal im Jahr für neue Mitglieder geöffnet. Mittlerweile ist der Andrang aber so groß, dass ich zwei weitere Frauenchöre gegründet habe. Diese öffne ich drei Mal im Jahr für neue Mitglieder. Zu den Desirenen kann man eigentlich nur noch kommen, wenn man bereits mindestens ein Jahr Mitglied in einem der anderen Chöre ist.
Was steht noch an im Geburtstagsjahr?
Im Dezember spielen wir bei Vincent von Fliegers Album-Release-Konzert in der Egidienkirche mit. Das wird wieder etwas ganz Besonderes: Wir haben noch nie in einer Kirche gesungen! Danach mache ich mich gleich an das Arrangieren von ein, zwei Stücken der Band DEAD MOON, die wir im Rahmen eines Hörspiels singen werden. Die Aufnahmen dafür finden im Frühjahr 2024 statt.
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Desirenen – Jubiläumskonzert am 22.10. in der DESI.
Aga Labus solo am 14.12. im Rahmen der Konzertreihe Ganz gut für ne Frau in der Kofferfabrik. Im Oktober 2022 erschien Agas erstes Full -length-Album Magnetic Mystery Mothers – eine Hörempfehlung.
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