Kompromisslos und mit einer kleinen Portion Wahnsinn: Werner Herzog

DONNERSTAG, 14. SEPTEMBER 2023, FILMHAUS

#Film, #Filmhaus, #Kino, #Werner Herzog

Er ist der seltene Fall eines noch lebenden Filmemachers aus Deutschland, der international angesehener ist als bei uns: Werner Herzog, 1942 in München geboren, wird von Filmfans weltweit verehrt und überrascht seit Jahrzehnten, indem er sich immer wieder neu erfindet. Seit 1996 lebt er in den USA und das, obwohl ihn dort keine klassische Hollywood-Karriere erwartete. Mit seinen Filmen, seiner unverkennbaren Stimme und den von ihm geschriebenen Büchern ist er inzwischen eine Art eigenwilliges Gesamtkunstwerk, dem sich das Filmhaus Nürnberg im September und Oktober ausführlich widmet.

Werner Herzog ist vielleicht der deutsche Autorenfilmer schlechthin, seine Vision war für ihn immer die Maßgabe, unter der er arbeitete. Kompromisse lehnt er ab, Hindernisse, die ihm im Weg stehen, überwindet er mit seinem Ehrgeiz und auch einer kleinen Portion Wahnsinn. Legendäres Beispiel dafür ist sein Film FITZCARRALDO über einen Exzentriker, der im 19. Jahrhundert im Amazonasurwald ein Schiff über einen Berg transportieren lassen will – ein Unterfangen, das die Dreharbeiten zu einer gewaltigen Strapaze für das ganze Filmteam machte. Bereits als Filmstudent setzte Herzog alle Hebel in Bewegung, um seine Projekte umzusetzen, so arbeitete er zeitweise in einer Metallfabrik als Schweißer, um das Geld für seine erste Filmproduktion zusammenzubekommen. Die Projekte, die er mit diesem unbedingten Willen umsetzt, verblüffen immer wieder das Kinopublikum und die Filmkritik. Auch Kolleg*innen bewundern ihn, nicht nur für François Truffaut war er „einer der wichtigsten lebenden Filmemacher“.

Erstaunlich, da sich das Werk von Werner Herzog sehr heterogen präsentiert. Er drehte nicht nur groß angelegte Spielfilme, sondern auch Dokumentationen, die in ihrer Anzahl das Spielfilmwerk längst in den Schatten stellen. Ziemlich untypisch für das deutsche Kino der 1970er Jahre vermochte er es, bei seinen großen Klassikern wie AGUIRRE – DER ZORN GOTTES, HERZ AUS GLAS oder seiner NOSFERATU-Interpretation mit genau komponierten Bildern und einer dichten Atmosphäre zu arbeiten. Einen zweiten Frühling erlebte Werner Herzogs Karriere ab Mitte der 2000er Jahre, Startschuss hierfür war der Dokumentarfilm GRIZZLY MAN über den sich selbst überschätzenden Bären-Fanatiker Timothy Treadwell.

Ob Fiktion oder Dokumentation, was Herzogschon immer faszinierte sind die inneren Motivationen von Menschen und wie diese sich mit ihrer Umwelt auseinandersetzen. Häufig sind es eigenbrötlerische oder verblendete Figuren, die sich nicht nur mit der Gesellschaft, sondern auch mit der Natur oder den „höheren Mächten“ anlegen. Auch in seinen Prosatexten wie in seinem vor kurzem erschienenen Roman Das Dämmern der Welt greift er dieses Thema auf. In Filmen wie der Doku DIE HÖHLE DER VERGESSENEN TRÄUME über die Steinzeithöhlen von Chauvet in Frankreich blitzt aber auch sein Interesse dafür auf, was die menschliche Kultur insgesamt ausmacht und vorantreibt.

Und dann ist da noch diese Stimme: Die klugen, ausführlichen Off-Kommentare, die Herzog für viele seiner Dokumentarfilme mit unverkennbarem deutschen Akzent einspricht, sind inzwischen Teil der Popkultur geworden. Das brachte ihm bereits mehrere Auftritte bei DIE SIMPSONS ein und führte zu zahlreichen Parodien und Hommagen (zuletzt u.a. in Jordan Peeles Film NOPE, wo die Figur des Kameramanns Antlers Holst eine Persiflage Herzogs ist). Somit hat Werner Herzog etwas geschafft, was nur wenigen deutschen Filmschaffenden gelingt: er ist ein weltweites kulturelles Phänomen und eine anerkannte Instanz der Kinowelt.
Ab 14. September besteht in der Filmreihe des Filmhaus Nürnberg die Möglichkeit, sich in sein faszinierendes Werk zu vertiefen.   
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Filmhaus Nürnberg
Werner Herzog – Filmreihe ab 14.09.
www.filmhaus.nuernberg.de














 




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