Matthias Egersdörfer + Lothar Gröschel: Das Lachen des Grünspechts
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Lange, lange bevor der Herr Egersdörfer weltberühmter Kabarettist, Tatort-Kommissar und erfolgreicher curt-Kolumnist wurde, war er einmal ein junger Heiopei und kunstsinniger Haudrauf, der mit seinen Freunden vom Kulturverein Winterstein die Kultur in die Hersbrucker Schweiz brachte.
Anfang der 90er-Jahre war das, als Lothar Gröschel, Mitautor des Buches, und der 2016 verstorbene Universalkünstler Philipp Moll ein Haus in eben jenem Winterstein entdeckten und anmieteten. Moll ist dieser Roman gewidmet, Unterzeile: „Eine höchst abenteuerliche Geschichte über Freundschaft, Kunst und Wahnsinn in der fränkischen Provinz“. Gröschel und Egi haben ihre Erinnerungen ausgewrungen und eine ausufernde Heldengeschichte daraus gegossen, in der es im Kern um eine Zeit geht, in der aus orientierungslosen bis depressiven jungen Männern mit großem Durst und Hunger letztlich ernstzunehmende und subversive Künstler wurden. Winterstein, das Haus, die Scheune, in der Ausstellungen und Kulturveranstaltungen stattfanden, wird darin zu einem mythisch aufgeladenen Ort, wo sich, in den Worten des Roman- Philipp-Moll „Agrikultur, Metabolismus und die räudigen Künste aufs Vortrefflichste vereinen.“
Diese WG der Sturm-und-Drang-Männer ist auch fruchtbarer Boden für eine bis heute existierende Boy Band, „Fast zu Fürth“, deren Abenteuer, besungen in den schönsten Elogen, einen beträchtlichen Teil des Buches ausmachen: „Das war krachendes Feuerwerk in einer Kleinstadt in Texas – das war wildeste Kirchweih, die Geilheit eines Kirchentags, das war evangelische Walpurgisnacht mit Nonsensreimen über Holzbeine und Cola-Mix-Getränke.“ Dazwischen wird viel geredet, gequasselt, salbadert, werden in theologischen Diskussionen philosophische Höhen erklommen und werden die kulinarischen Genüsse der Heimat gelobt. „Das Lachen des Grünspechts“ ist nämlich auch eine Liebeserklärung an ein vielleicht noch nicht ganz vergangenes fränkisches Hinterland, seine Brote, Biere und Räucherwürste. Ein Buch, das tief hineingreift ins volle Leben und im wahrsten Sinne Bock macht, viel zu rauchen und lange zu labern und sich selbst zum Mittelpunkt der Welt zu erklären. Und auch wenn Gröschel und Egersdörfer die Historie als Sprungbrett für Fabulation genutzt haben mögen, erfährt man viel über den Wahnsinn, aus dem so viel Schönes entsprang.
„So fing sie denn an, zu klappern, die Mühle des fröhlichen Irrsinns, und die Bächlein des Leichtsinns und der Leidenschaft trieben schwungvoll das Mahlwerk an, mit dem die Freunde voller Inbrunst die ihnen zur Verfügung stehenden zwei Sack Vernunft in kürzester Zeit gänzlich zerkleinerten.“
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Matthias Egersdörfer, Lothar Gröschel
DAS LACHEN DES GRÜNSPECHTS
248 Seiten mit 25 zweifarbigen Zeichnungen von Jörg Liebsch
26 Euro
www.starfruit-publications.de
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