Besuch in der neuen Realität - KI-Ausstellung im Museum für Kommunikation testet das Gehirn
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Natürlich gibt's das alles, strenggenommen, schon länger hinter den Kulissen und auf unseren Telefonen und überhaupt. Und trotzdem hat man ja ein bisschen das Gefühl, die Künstliche Intelligenz sei quasi gestern erschienen und ist seitdem omnipräsent. In Rekordzeit habe das Museum für Kommunikation auf die massenhafte Verbreitung dieser Technik reagiert, erklärt Direktorin Dr. Annabelle Hornung. "Uns war klar, wir müssen das jetzt machen, sonst ist der Moment vorbei." Maren Burghard und die KI haben eine Ausstellung innerhalb von drei Monaten aus dem digitalen Hut gezaubert, die klein ist, aber erstaunlich und Horizont erweiternd. curt begleitet (euch) dabei.
Der Raum, den New Realities seit Ende Juni bespielt, wird dominiert von den Bildwelten, von unterschiedlichen Szenarien und fast reportagehaft nacherzählten Geschichten aus der Arktis, dem Regenwald, dem Grand Hotel. Wie funktioniert eine fotografische Sprache und wie viel davon kann die KI heute schon kopieren? Mit diesen Fragen setzt sich New Realities vor allem auseinander. Sich in diese Bildwelten hineinzubegeben, ist eine Herausforderung für das Gehirn, das einerseits denkt: Foto!, und andererseits gleich im nächsten Moment die typischen, schnell gelernten ästhetischen Merkmale der KI-Schöpfung wiedererkennt.
Die eigentliche Arbeit der Digitalkuratorin Maren Burghard begann natürlich schon etwas früher. Sie arbeitet, spielt schon lange genug mit GPT, Midjourney und anderen Programmen, um ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln. Es ist nicht die Arbeit einer Software und jeweils einer Eingabe, was hier an den Wänden hängt, sondern die Kombination von vielen verschiedenen Arbeitsschritten in unterschiedlichen Eingabemasken. "Und das hier zum Beispiel", sagt sie beim Termin vor Ort, "ist mein Hund." – "Wie jetz', dein Hund?" – "Den habe ich da auch eingespeist. Aber den Sessel gibt es gar nicht." Der Hund ist aus der echten Welt ins Hotel gezogen, das die KI sich ausgedacht hat.
Nur ein Beispiel für den wechselseitigen Austausch der Welten, der bei dieser Art von Arbeit entsteht. In der Ausstellung hängen nicht nur Bilder, da sind auch echte, dreidimensionale Objekte, die aussehen, als ob sie eine Funktion erfüllen könnten, aber eigentlich doch vollständig sinnlos sind. Teta, ein knallorangenes Plastikding mit Wuschel vorne dran: eine Mischung aus Fön und Perücke. Oder die Kameras mit zwei Objektiven, Tablets, die schwer zu bedienen scheinen: "Ich wollte eigentlich Ausstellungsobjekte aus der Museumssammlung nachbauen, aber das ist fast nicht möglich. Selbst Telefone werden immer verfremdet."
Was klar wird, wenn man sich die Bilder der Ausstellung ansieht und die Hintergründe ihrer Entstehung besser versteht: Die KI nimmt der digitalen Künstlerin nicht unbedingt Arbeit ab, sie verursacht vielmehr eine andere Art von Arbeit. Da hängt ein Porträt von einem jungen Mann an der Wand, auch das könnte man, bis man sich die Barstoppeln von Nahem ansieht, für ein Foto halten. "Das ist Rembrandt-Licht", erklärt Burghard, also ein seitlicher Lichteinfall wie er für die Gemälde von Rembrandt typisch ist. "Das hat die KI aber nicht verstanden, also habe ich viel gelesen, weil ich selbst keine Kunsthistorikerin bin und dann die Erklärung wiederum als Prompt eingegeben. Und das hat die KI dann wunderbar umgesetzt." In den großen Porträts stecke bis zu einer Woche Arbeit, um ein effektvolles Ergebnis zu erreichen. Als die großen, entwickelten Fotos dann aus dem Labor kamen, habe sie richtig Herzklopfen gehabt. Gerade jetzt sei die Beschäftigung mit der KI aber noch spannend, eben weil sie Fehler macht, KI-typische Fehler. Die Bilder sind an willkürlichen Stellen unscharf, die ewigen Probleme mit den Fingern und, wie gesagt, die Geräte, ... schwierig. Was in der Ausstellung zu sehen ist, sei daher auch ein Status Quo. Auf der Making-of-Wand, die derzeit das Schönheitsideal der KI demonstriert, werden aktuelle Trends gezeigt, denn das Museum muss und will dran bleiben an einer rasanten Entwicklung, die hier erstmals festgehalten wurde.
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New Realities – Wie künstliche Intelligenz uns abbildet
Ausstellung im Museum für Kommunikation, Nürnberg
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www.mfk-nuernberg.de
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