Baustelle im Kulturpalast Anwanden - Interview mit Andreas Radlmaier
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Seit einigen Jahren sind wir Medienpartner des Kulturpalast Anwanden – und waren immer wieder erstaunt, wie bunt, vielfältig und umfangreich dieses Festival aufgestellt war. Letztes Jahr sollte es nach dem Corona-Break einen Neustart geben. Das junge, neue Führungsteam war sehr engagiert – und musste das Projekt dennoch kurzfristig canceln. Wir haben uns mit Andreas Radlmaier unterhalten, der in die Vereinsleitung zurück kam, um das Kulturfestival wiederzubeleben – sicher kein Selbstläufer.
CURT: Andi, der Kulturpalast findet wieder statt. Nach einem harten, unerwarteten Break letztes Jahr jetzt wieder unter deiner Leitung. Was war passiert?
ANDREAS RADLMAIER: Die Resonanz auf das sehr ambitionierte Festivalprogramm im vergangenen Jahr blieb deutlich hinter den Erwartungen des jungen Teams zurück. So mussten die Tage im Wolfgangshof leider abgeblasen werden. Zwischenzeitlich orientierte sich ein Teil der aktiven Gruppe beruflich und räumlich neu, was ihnen eine Fortsetzung ihres Engagements schwierig bis unmöglich erscheinen ließ. Nachdem aber viele Unterstützerinnen und Unterstützer unsere Initiative, die Gemeinsinn mit überraschenden Kultur-Erlebnissen verbinden will, nach fast 25 Jahren nicht ohne weiteres sterben lassen wollte, versuchen wir jetzt auszuhelfen. Wir sind die alten Neuen oder neuen Alten, wenn man so will, und wollen die Brücke schlagen in die Zukunft. Wir hoffen und setzen auf Jüngere, die Feuer fangen. Im Vorstand ist da schon ein Anfang gemacht. Das stimmt uns zuversichtlich. Ich persönlich bin ja fest davon überzeugt, dass unsere aufgeregte und individualistische Zeit der Krisen wieder viel mehr Gemeinschaft braucht. KulturPaläste wie den unseren kann es gar nicht genug geben. Denn die Kultur leidet nach Corona immer noch, wird überall als Kostenfaktor in Frage gestellt und auf der anderen Seite von Konzernen global vereinnahmt.
Was erwartet uns beim „Intermezzo“ im September?
Wir waren uns alle schnell einig, dass wir ein Lebenszeichen aussenden müssen, nach dem Motto: Hurra, wir leben noch! Angesprochen fühlen von dem „Intermezzo“ sollen sich die Mitglieder, die Nachbarschaften, die Sympathisanten, aber natürlich auch Neugierige, die sich das „Personal“ und die Herangehensweise des KulturPalast Anwanden mal in Ruhe aus der Nähe ansehen wollen. Ziel ist es, wieder Boden unter die Füße zu bekommen und bei gutem Essen und Trinken mit Kultur zu feiern.
Die Protagonist*innen sind altbewährt. Alles Freund*innen?
Der KulturPalast entstand 1999 aus dem Wunsch, Kultur vor der Haustüre zu präsentieren. Und dabei auch Akteure aus dem näheren Umfeld einzubeziehen. Denn wir wissen ja, dass man manchmal nicht in die Ferne schweifen muss, wenn das Gute so nah liegt. Beim „Intermezzo“, einer Art Rück- und Neubesinnung, gilt das erst recht. Wir haben folglich fürs künstlerische Programm Menschen eingeladen, die aus unserer Umgebung kommen oder uns freundschaftlich verbunden sind. Dirk Hess zum Beispiel, der Sänger und Gitarrist von John Q. Irritated, lebt nicht weit entfernt von Anwanden, der Jazz-Pianist Budde Thiem wohnt seit Jahrzehnten hier.
Ein softer Neustart sozusagen, der zeigen wird, ob der Kulturpalast wiederzubeleben ist … ?
Na klar. Ein großes Festival auf dem Wolfgangshof wie in der Vergangenheit mit über 100 Bildenden Künstlerinnen und Künstlern, Musikern und Autorinnen, Theaterleuten und Filmemachern wäre in der Kürze der Zeit auch gar nicht möglich gewesen. Die Entscheidung zur Fortsetzung fiel ja erst Ende Mai. Wenn man so will, laden wir zur Baustellenführung durch den KulturPalast, zeigen, wie einladend und behaglich die Räumlichkeiten sind und welchen Spaß man da mit anderen Menschen dabei haben kann.
Und warum nennt ihr das „Ein Hafenfest in Anwanden“?
Ich habe Anwanden schon vor vielen Jahren die Sahel-Zone Zirndorfs genannt, weil hier der Klimawandel schon lange erlebbar war. Da entwickelt der Begriff „Hafenfest“ natürlich eine gewisse Absurdität, auch Schrecken. Aber Impuls fürs Hafenfest war eigentlich ein zentrales Requisit, das zum Einsatz kommt: Ludwig Olahs Boot-Bar „Thaya“. Das passt dann ganz gut zur aktuellen Situation unserer Kultur-Initiative: wieder in sichere Gewässer zu steuern. So kam aus dem Team auch die Idee, diesen Abend „Land in Sicht!“ zu übertiteln.
Was sind die Pläne für 2024?
Darüber können wir sprechen, wenn wir unser Hafenfest hinter uns haben. Es kommt schon sehr auf die Resonanz und Reaktion an. Es würde uns alle, die wir das alles aus Lust an der Sache stemmen, natürlich sehr freuen, wenn wir mit unserem Angebot nicht stranden.
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HAFENFEST IM KULTURPALAST ANWANDEN
Samstag, 09.09.23
auf dem Feuerwehrplatz in Zirndorf-Anwanden
www.kulturpalast-anwanden.de
HAFENFEST IN ANWANDEN
Samstag, 09.09.2023 // 17:00h
ZIRNDORF
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