Bardentreffen: Malischer Blues + flämische Polka
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Allen Menschen, die Musik nicht gerne mögen, sei schon mal der Servicehinweis ans Herz gelegt, die Nürnberger Altstadt, also alles von Bahnhof bis Burg, vom 21. bis 23. Juli zu meiden. Es ist Bardentreffen und die Stadt stellt sich acht Bühnen in die FuZo, auf denen rund 90 Konzerte von über 400 Künstler*innen stattfinden werden – plus die ganzen Straßenmusiker*innen, die die Wege dazwischen bespielen. Bardentreffen bleibt auch im 46. Jahr das größte Ding seiner Art. Und absolut kostenfrei.
Das Motto des Jahres hat es in sich, nämlich den aktuellen Diskussionssprengstoff: „Geklaute Laute“, das bezieht sich natürlich auf die Debatte um kulturelle Aneignung. Dürfen fränkische Musiker*innen Blues singen und europäische Bands Reggae machen? Muss Irish Folk made in Ireland sein und Tango Hecho en Argentina? Oder vielleicht besser: Gibt es gute, anerkennende Aneignung und ab wann und wieso wird‘s diskriminierend? Es gibt Gesprächsbedarf und auch dafür soll auf dem Bardentreffen Platz sein.
Das Lineup des Festivals strotzt natürlich, wie immer, vor, sagen wir lieber mal, Genreüberschreitendem. Die Congo Cowboys beispielsweise stammen aus Südafrika und dem Kongo, lieben aber offenbar Country und Bluegrass amerikanischster Art, dem sie immer wieder die Rhythmen ihrer Heimat unterjubeln. Eine spektakuläre Band, die im Sommer 2023 erstmals nach Europa kommt. Auch Juanita Euka, Sängerin des London Afrobeat Collective, stammt aus dem Kongo. Und der Rest der achtköpfigen Truppe? Aus Neuseeland, Italien, Frankreich, Argentinien und England. Zusammen haben sie sich ein Ziel gesetzt – euch mit ihrer explosiven Jazz-Funk-Rock-Fusion durchzuschütteln. Und bei Django 3000 wissen etliche ja bereits, welche Mischung zu erwarten ist: Gypsy Jazz auf Balkanbasis, aber ganz und gar bayerisch eingefärbt.
Es ist ja, das will das Bardentreffen mal wieder unter Beweis stellen, gerade das, was die Festivalmacher*innen interessiert: Wenn durch multikulti auf der Bühne, im Proberaum, in den Köpfen etwas Neues entsteht, wenn Einflüsse sicht- und hörbar werden und diese grundsätzlich mal aus allen Ecken der Welt und der Musikgeschichte kommen können. Vieux Farka Touré, beispielsweise, stammt aus Mali und kam als Sohn eines bekannten Bluesmusikers früh mit der Musik von B.B. King und John Lee Hooker in Berührung. In seinen Songs verbindet sich die malische Tradition mit dem Erbe des Blues. Das belgische Orchestre International du Vetex ist ein 15-köpfiges Kollektiv mit Einflüssen aus der Balkanmusik, Cumbia und klassischer Polka. Als radikaler Minimalist erlangte hingegen Brushy One String internationale Berühmtheit. Der Jamaikaner spielt und klopft Reggae, Blues, Calypso auf einer Gitarre mit genau einer einzigen Saite und das sollte man in aller überraschenden Virtuosität gesehen haben.
Aber, wie gesagt, es darf und soll nicht nur gesungen, sondern auch gesprochen werden auf dem Bardentreffen. Im Pfarrhof und Kapitelsaal von St. Sebald gibt es deshalb an allen drei Festivaltagen Gespräche rund um den Komplex der kulturellen Aneignung. Zu Gast ist unter anderem der Journalist Jens Balzer, der sich zuletzt in seinem Sachbuch Ethik der Appropriation mit dem Thema auf analytische Art auseinandergesetzt hat. Auch ein Podium mit verschiedensten Akteuren der Szene ist vorgesehen, genauso wie ein Workshop zum schwierigen Thema Urheberrecht. Allen intellektuellen Bemühungen zum Trotz wird es am Ende immer um die Musik gehen und ob sie uns berührt. Zum Berührenlassen besteht mehr als ausreichend Gelegenheit!
46. Bardentreffen
21. bis 23. Juli, an vielen verschiedenen Orten in der Nürnberger Altstadt.
Zum Programm auf der MUZ-Stage nach unten scrollen.
MUZ-Bühne am Lorenzer Platz
Die Bands der Region bespielen diese Bühne, die ganz passend vor dem Heimatministerium am Lorenzer Platz steht und von keinem geringeren als curts Dr. Matthias Gründl aka Podcast-Matti moderiert und gehosted wird! Hier sind die 16 diesjährigen Söder Allstars:
Freitag, 21.07.2022
19:00 Uhr // Jen Kova
20:30 Uhr // Death Star Disco
22:00 Uhr // Dato Alaplaya
Samstag, 22.07.2022
14:00 Uhr // Laura Heller
15:120Uhr // Taxi Lotta
16:30 Uhr // Nachtkinder
17:50 Uhr // Nick & June
19:10 Uhr // Me & Reas
20:30 Uhr // Ambiviolenz
22:00 Uhr // Oporto
Sonntag, 23.07.2022
14:00 Uhr // John Steam Jr. & The Feverdreams
15:20 Uhr // The Jules Band
16:40 Uhr // Mount Adige
18:00 Uhr // Karin Rabhansl Band
19:30 Uhr // Goodbye Loona
21:20 Uhr // Sutcliffe
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