Arınlı und Bogaczewicz: Ein Wassermann-Rundweg für Fürth
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Er war einer der meistgelesen Autoren der Weimarer Republik und gilt als einer der größten Söhne seiner Heimatstadt. Zum 150. Geburtstag von Jakob Wassermann haben die bildende Künstlerin Maja Bogaczewicz und die Autorin Şehbal Şenyurt Arınlı den Jakob-Wassermann-Rundweg 2023 durch Fürth erarbeitet. Der Rundweg wurde zum LESEN!-Festival am 21. Juni eröffnet und ist bis 24. September Teil der Frei Luft Galerie III. Da gehen in Fürth die guten Sachen Hand in Hand.
Insgesamt besteht das Projekt aus sechs Stationen, die Malerei, Fotografie, Handwerk und neue Texte von Şehbal Şenyurt Arınlı mit dem Werk von Jakob Wassermann in Verbindung setzen. Der Weg beginnt am Jüdischen Museum, in dessen Schaufenster ein Gemälde von Bogaczewicz die beiden Literat*innen in einer gemeinsamen Landschaft platziert.
Beide, der Jude in Deutschland Wassermann, wie auch die aus der Türkei nach Deutschland geflohene Arınlı umkreisen in ihren Texten immer wieder die Themen der Fremdheit und der existentiellen Ungerechtigkeit. In der Arbeit des Fürther Autors spielt zudem die Analyse des grassierenden Antisemtismus eine entscheidende Rolle. In seiner letzten Erzählung Joseph Kerkhovens dritte Existenz schreibt Wassermann: “Es kommt eine finstere Zeit. Seit einem Jahrtausend war keine ähnliche.” Jakob Wassermann stirbt im Erscheinungsjahr dieses Textes, 1934, und bleibt so von der systematischen Verfolgung der Juden in Deutschland verschont. Seine Bücher, die vor dem Krieg zu den meistgelesenen in Deutschland zählten, werden in der NS-Diktatur verboten und verbrannt. Heute ist vielleicht aus vielen Gründen wieder eine geeignete Zeit, um sie zur Hand zu nehmen.
Die zweite Station des Rundwegs führt uns zu seinem Geburtshaus, die vierte zur ehemaligen Gaststätte Zum Gaulstall, die schon zu Wassermanns Kindheit als solche betrieben wurde und über der die Familie in den 1870er-Jahren wohne. Auch in der Theaterstraße findet sich noch ein Haus, in dem Wassermann lebte, und so weiter. Für jede Station hat Şehbal Şenyurt Arınlı die passenden Zitate aus dem Werk ihres Vergangenheits-Nachbarn gefunden und mit eigenen, teils ganz neuen Texten kombiniert. Dieser innere Dialog der Schreibenden wiederum kann als Vorlage für die Bildwelt von Maja Bogaczewicz angesehen werden.
Das Ergebnis dieser interdisziplinären Zusammenarbeit ist in jedem Falle sehenswert. Nicht nur, weil wir uns damit auf die Spuren der Vergangenheit begeben und dem Vergessen etwas entgegensetzen, sondern auch, weil ganz konkret und im öffentlichen Raum sichtbar wird, wie die Kunst die Kunst beeinflusst und zu neuen Werken befähigt.
Einen guten ersten Eindruck vom Jakob-Wassermann-Rundweg mit vielen Textauszügen liefert die Homepage:
www.fuerth.de/wassermannrundweg
Zum Rahmenprogramm des Jakob-Wassermann-Rundwegs 2023 geht es hier entlang
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