Monika Roscher BigBand: Mit neuem Album zurück in der Heimat
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"Wenn wir ans Geld denken würden, gäbe es uns nicht." Monika Roscher im Interview mit Tommy Wurm
Man muss wohl sagen: Das ist ein Tross! Die gebürtige Langenzennerin Monika Roscher ist mit ihrer Bigband auf Tour. Das macht, grob überschlagen und wenn wir niemanden vergessen haben, 18 Leute. Auf der Bühne und im Bus. Aber Monikas Herz schlägt eben vor allem für diese große Besetzung.
Tommy Wurm sprach mit der ECHO- und Wolfram-von Eschenbach-Preisträgerin über Einflüsse, Tourleben und die fränkische Heimat. Am 15.06. kehrt sie zurück und macht auf ihrer Tournee im Z-Bau Halt.
TOMMY: Hallo Moni, ich erwische dich gerade inmitten deiner Tour. Wie liefen denn die ersten Dates?
MONI ROSCHER: Super! Ich dachte erst, es könnte mit 20 Leuten etwas stressig werden, zusammen unterwegs zu sein, aber im Gegenteil, man hat immer coole Gespräche und eine gute Zeit. Klar geht ständig was schief, aber es ist spannend, teilweise saulustig und macht einfach Spaß!
Es ist toll, neue Städte zu besuchen und sich einem neuen Publikum zu stellen und jeden Abend die Band zu hören, von der man meint, dass man alle kennt. Und dann haut wieder jemand ein Wahnsinns-Solo raus, eine neue Stelle klingt ganz anderes – die Band hebt zusammen ab, es entwickelt sich ... Und kein Konzert ist gleich!
Du bist gebürtige Nürnbergerin. Warum hat es dich direkt zum Studieren nach München verschlagen, wo du ja immer noch lebst?
Ich bin geboren im Krankenhaus in Nürnberg, ansonsten durch und durch Langenzennerin! (lacht) Aber in Fürth und Nürnberg bin ich natürlich auch oft. Zum Studium ging es nach München, denn es gibt ja nicht so viele Musikhochschulen, man muss quasi eine Vorspielrunde machen. Der oder die Prof muss schauen, ob man zueinander passt, man hat ja mit der Person mindestens vier Jahre Einzelunterricht.
Ich war bei Peter O‘Mara in München, ein toller Gitarrenlehrer! Für Komposition war ich danach bei dem Geigenspieler und Komponist Gregor Hübner. Er war für mich der perfekte Lehrer, er hat mich überhaupt erst auf die Bigband-Komposition gebracht. Ihm hab ich zu verdanken, dass es diese Band überhaupt gibt! Ich hatte ein riesiges Glück mit meinen Lehrern in München.
Dein neues Album “Witchy Activities and the Maple Death“ ist mindestens genauso wild und großartig wie der Titel. Mal abgesehen von den offensichtlichen Einflüssen aus dem Jazz, kann man auf dem Album viele Verweise auf moderne, avantgardistische Popmusik raushören. Welche Musiker: innen oder welche Musik inspiriert dich?
Ganz viel aus allen möglichen Richtungen. Ich mag gerne: Gorecki und Strawinsky, Bernard Gander und dem Ensemble Modern, The Mars Volta, Battles, Björk, St. Vincent, black midi, Dillinger Escape Plan, Queens of the Stone Age, GOAT, Charles Mingus und Carla Bley und noch noch vieles mehr.
Du hast unter anderem einen ECHO Jazz gewonnen, schreibst Musik für Theaterproduktionen, komponierst Filmmusik, nimmst deine eigenen Platten auf und hattest einen Lehrstuhl für Komposition in Osnabrück. Macht dich das alles gleichermaßen glücklich oder wofür schlägt dein Herz besonders?
Eindeutig für die Bigband, das ist mein Herzensprojekt. Da genieße ich die komplette Freiheit. Bei Theater- und Filmarbeiten muss die Musik ja immer in eine Beziehung mit dem Werk eingehen, das muss sich vertragen. Das ist auf seine Weise sehr spannend, aber gleichzeitig nimmt es einem auch in bisschen die Freiheit. Mit der Bigband gibt es dagegen überhaupt keine Grenzen, man kann jeder Idee folgen, jedem Gefühl nachgehen, das ist unvergleichlich.
Du bist derzeit mit deiner 18-köpfigen Bigband auf Tour. Jede und jeder, die oder der in einer Band gespielt hat und auf Tour war, weiß um die Herausforderung jeglicher Art, die eine Tour auch nur mit drei bis fünf Mitgliedern mit sich bringt. Wie groß sind die Herausforderungen mit 18 Musiker: innen – und verdient man da überhaupt noch was?
Eigentlich nicht. Der Aufwand ist brutal hoch und ohne Unterstützung durch den Deutschen Musikrat könnten wir das so wahrscheinlich nicht durchziehen. Die Musiker:innen kommen aus ganz Deutschland, das heißt Anfahrt mit dem Zug, Übernachtungskosten und Verpflegung kommen da immer on top dazu. Wenn ich auf null komme bin ich eigentlich schon happy. Aber diese Energie, mit 18 Leuten auf der Bühne, die bekommt man nirgends sonst, dafür machen wir das.
Wenn wir ans Geld denken würden, gäbe es diese Band nicht. Dass es uns jetzt schon zwölf Jahre gibt, das zeigt, wieviel Herzblut in dem Projekt steckt! Verdienen tun wir vor allem über Merchverkäufe, also wenn ihr uns unterstützen wollt, kauft gerne unsere CDs und Doppel-LPs über unsere Homepage! Das hilft uns enorm weiter! Und kommt natürlich zu unseren Konzerten, weil das ist tatsächlich der Ort, für den wir als Band brennen, live zu spielen! Auf Insta und Facebook gibt’s uns natürlich auch, aber in Videos überträgt sich diese Energie von Konzerten niemals ganz so, wie es live ist.
Erzähl doch ein wenig vom Prozess, der hinter einer Albumproduktion steckt. Schreibst du alles für alle alleine, oder ist die gesamte Bigband in die Entstehung involviert?
Die meiste Musik schreibe ich allein, wobei ich für dieses Album das erste Mal vier Stücke gemeinsam mit Hannes Dieterle, unserem Live-Elektroniker geschrieben habe. Mit Hannes habe ich schon als Teenager Musik gemacht, wir haben eigentlich mehr zum Spaß während ein paar Sessions diese Songs entwickelt. Die Bläserarrangements habe ich später geschrieben. Ich schreibe immer ewig an Stücken, weil ich alles ausprobieren möchte und mich in die Musik und die Materie regelrecht hineinbohre. Meine Band habe ich beim Schreiben immer im Blick, ich weiß, wer wie klingt, wem was liegt. Aber wenn wir dann in den ersten Proben die neuen Sachen ausprobieren und das Ganze zum Leben erweckt wird, ist das trotzdem immer etwas ganz Besonderes. Und auch wenn die Band keine Noten in die Partituren setzt, hat sie doch enorm viel Einfluss auf den letztendlichen Klang dieser Stücke. Der Recording-Prozess für dieses Album hat nochmal alle Zeitpläne gesprengt. Anders als sonst konnten wir nicht live, sondern nur in Sections aufnehmen. Das hat einerseits alles verkompliziert und den Arbeitsaufwand verfünffacht, andererseits hatte ich da noch mehr Freiheiten, was man mit diesen Spuren so alles anstellen konnte!
Wie ist denn dein Blick auf die fränkische Musiklandschaft von München aus?
Durch meinen Bruder Ferdinand (Bass) bekomme ich einiges mit, aber auch nicht alles. Für mich sind die Zielgeraden unserer Albumproduktionen aber auch immer eine Zeit, in der ich jede freie Minute auf die Fertigstellung dieses Albums verwende und mich dabei fast komplett abnable von der Welt. Auf der Zielgeraden für unser letztes Album bin ich gefühlt zwei Jahre gelaufen. Jetzt freue ich mich aber wieder auf Livekonzerte als Hörerin und auf neue Inspirationen!
Die Pandemie hat vielfältige Probleme im Kulturbereich aufgedeckt, welche ihre Wirkung immer noch entfalten. Was muss sich deiner Meinung nach ändern, damit die Kulturbranche nicht wieder (just in case) in eine derartige Schieflage gerät?
Schwierige Frage! Wir müssen uns einerseits in Deutschland wirklich glücklich schätzen, dass Kulturförderung Räume schafft für wirklich spannende, abgefahrene und experimentelle Musik, die nicht sofort einen Haufen Geld abwerfen muss. Ich fände es schön, wenn im Kulturbetrieb Bands dieser Art auch immer einen Platz haben, weil es neben dem Profit auch darum gehen muss, eine vielfältige Musikszene am Leben zu halten. Auf Publikumsseite wäre es natürlich toll, wenn die Leute ihren Hunger auf Konzerte wiederentdecken, und den Spaß, live etwas Neues zu entdecken, sich ins Unbekannte zu stürzen! Konzerte sind etwas magisches und ungemein wertvolles!
Zu guter Letzt ... was vermisst du in München an deiner fränkischen Heimat?
Ich bin ja immer noch nur einen Katzensprung entfernt von Zuhause, also vermisse ich eigentlich gar nichts! Aber ich freue mich immer, wenn ich den fränkischen Dialekt höre, wenn ich meine Familie und meine Nichten in der Heimat sehe. Es macht immer wieder Spaß, mit dem Langenzenner Theaterverein abzuhängen und Kindheitsfreunde zu treffen. Der Brombachsee, das Klettern in der Sächsischen Schweiz, die Vögel Mittelfrankens. Es gibt Bluthänflinge im Garten meiner Eltern, die habe ich in München noch nie gehört! Und der leuchtend-klare Sternenhimmel über meiner Heimat kann auch was.
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MONIKA ROSCHER
ist 1984 in Nürnberg geboren und in Langenzenn, Lkr. Fürth, aufgewachsen (wie unser Matze). Zum Jazzgitarre-Studieren zog sie nach München, für ihre Abschlussarbeit 2012 gründete sie die Monika Roscher Bigband. Durch die Kombination von traditionellem Jazz mit Elektro, Filmmusik und Progrock hat sich Monikas Band mittlerweile enormes Renomee und eine breite, internationale Fanbase erspielt.
Live ist die Monika Roscher Bigband eines der spektakulärsten Erlebnisse, das man vor Konzertbühnen in Deutschland machen kann. Als Musikerin wirkte Monika Roscher an verschiedenen, preisgekrönten Theaterproduktionen in Deutschland und der Schweiz mit, als Sängerin hört man sie unter anderem in Marcus H. Rosenmüllers Film Beste Chance und auf Das rote Album von Moop Mama.
2023 erschien das dritte Album ihrer Bigband: Witchy Activities and the Maple Death
www.monikaroscher.com
Konzert am 15. Juni im Z-Bau / Nbg
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MONIKA ROSCHER BIGBAND
Donnerstag, 15.06.2023 // 19:00h
Z-BAU
Frankenstraße 200
90461 Nürnberg
Tel.: 0911 46206100
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www.z-bau.com
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