Staatstheater: Wunderland und Weltrettung

DONNERSTAG, 1. DEZEMBER 2022, STAATSTHEATER

#Adeline Schebesch, #Alice im Wunderland, #Gaia rettet die Welt, #Nibelungen, #Staatstheater Nürnberg, #Theater

Große Freude, weil große Ehre: Seit 25 Jahren leistet Adeline Schebesch "hervorragende Verdienste um den Freistaat Bayern und das bayerische Volk” – findet die Bayerische Staatsregierung und verlieh der Schauspielerin des Nürnberger Staatstheaters im Oktober den Bayerischen Verdienstorden.

Diese Auszeichnung ist nicht wie manch andere, denn sie ist sehr selten. Nur 2.000 lebende Personen dürfen den Bayerischen Verdienstorden tragen. Er symbolisiert den herausragenden Einsatz und das außerordentliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger im Freistaat für das Gemeinwesen. Es "wurden Plätze frei", und so kamen 75 neue Träger*innen in diesem Jahr hinzu.
So auch eben Adeline Schebesch, die seit 1997 am Staatstheater arbeitet und unter anderem als Johanna in Schillers Die Jungfrau von Orleans oder als Beatrice in Shakespeares Viel Lärm um Nichts auf der Bühne stand. Im Dezember könnt ihr sie in Heinrich von Kleists Amphitryon, in Elfriede Jelineks Wolken.Heim / Rechnitz (Der Würgeengel) / Das schweigende Mädchen, in Theresia Walsers Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel und William Shakespeares Was ihr wollt bewundern. Da sollte ja wohl für jeden und jede was dabei sein!

Premiere ohne Adeline feiert am 03. Dezember Alice im Wunderland. In einer Uraufführung. Hä, denkt ihr, das kennt man doch schon, voll der Klassiker und so. Ja-ha, aber: Das Staatstheater interpretiert Lewis Carolls irrsinnige Reise in den Kaninchenbau als musikalisches Schauspiel mit eigens am Haus komponierter Musik von Kostia Rapoport und Vera Mohrs. Vor dieser neuen Soundkulisse begegnet Alice den altbekannten Verrückten, namentlich der Hutmacher, die Grinsekatze, die Herzkönigin. Allesamt weniger niedlich, als dann doch gruselig. Die Inszenierung von Johanna Wehner saugt das Publikum zusammen mit Alice in einen traumhaften Schlund, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.  
Ab 03. Dezember lebt außerdem eine liebgewonnene Tradition wieder auf. Es ist ja auch die Jahreszeit der liebgewonnenen Traditionen. Das Staatstheater lädt an jedem Adventswochenende ins Foyer, wo wechselnde Mitglieder des Ensembles Besinnliches, Erheiterndes und Berührendes vorlesen. Und wer nicht schön vorliest, und zwar laut und deutlich, der kriegt auch hinterher keine Plätzchen!

Bereits seit November, aber bis in den Sommer 23, läuft der deutsche Koloss von einem Mythos: Armin Petras, ehemals Intendant am Maxim-Gorki in Berlin, inszeniert Hebbels Version von Die Nibelungen. Ihr wisst schon: Siegfried der Drachentöter erobert Brunhild, will aber Kriemhild und Hagen tötet Siegfried und Kriemhild sinnt auf Rache und so weiter. Entfesselte Aggressionen, Rachsucht, Machtgier, Zerstörungswut und die ewig schwierige Frage nach dem deutschen Nationalepos. Theaterherz, was willst du mehr?! Disclaimer: Die Nürberger Petras-Inszenierung ist freilich, zum Glück, eine mit Gegenwartsfilter.

Ausblick in 2023: Am 20. Januar gibt es die nächste Uraufführung in den Kammerspielen. Gaia rettet die Welt von der Gegenwartsautorin Nele Stuhler in der Regie von Branko Janack, der in den vergangenen Jahren unter anderem am Deutschen Theater Berlin inszeniert hat. Gaia, das ist die Mutter Erde selbst, die sich, wer könnte es ihr verdenken, fragt: Können wir das alles vielleicht nochmal von vorne anfangen? Sie hat die Leute erschaffen, dann aber das Interesse verloren und lieber mit Zeus, Mythos und Prometheus am Pool gechillt. In der Zwischenzeit haben sich die Leute quasi unkontrolliert vermehrt und alles kaputtgemacht. Die müssen weg, so viel ist klar. Ein Stück, das die drängende Frage aufwirft: Ist das Experiment Schöpfung eigentlich gescheitert?   

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Staatstheater Nürnberg
www.staatstheater-nuernberg.de




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STAATSTHEATER. Das Staatstheater schüttelt sich immer noch ein bissl, um zurechtzukommen mit dem im nächsten Jahr anstehenden Abschied. Schauspiel-Chef Jan-Philipp Gloger verlässt Nürnberg nach sechs erfolgreichen Jahren und folgt dem Ruf ans Wiener Volkstheater, wer könnte es ihm verübeln. Und auch wenn das schade ist für das Staatstheater, tun Wechsel solchen Häusern ja grundsätzlich mal gut und es wird spannend sein, zu sehen, wer Gloger nachfolgt.  >>
MAGAZIN  
 
Thomas Köck hat, das hört man eher selten, ein Stück geschrieben, das nicht zum Nachdenken anregen soll. Es zeige einfach nur die Fakten auf. Fast resigniert klingt dementsprechend der Titel: Und alle Tiere rufen: dieser Titel rettet die Welt auch nicht mehr zeigt die Konsequenzen der Existenz und Dominanz des Menschen auf diesem Planeten auf. Regie führt Christoph Dechamps, auf der Bühne steht Thomas Witte. Premiere am 19. April. Das nächste Gostner-Endzeit-szenario folgt dann im Mai: Monte Rosa erzählt von drei Bergsteigern auf den Weg zu den Gipfeln. Für diese drei zählt nichts als der Aufstieg, alle zwischenmenschlichen Beziehungen sind zweckmäßig gedacht. Theresa Dopler hat eine Dystopie geschrieben, in der das Konkurrenzdenken unserer Zeit auf die Spitze getrieben wurde. Premiere: 4. Mai.

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Gostner Hoftheater   
Austraße 70, Nbg.



Salz+Pfeffer
 
Mord im Theater Salz+Pfeffer! Beziehungsweise, schon im Theater Salz+Pfeffer, aber eigentlich in der kleinen Pension Monkswell-Manor in England. Zwei alte Damen hören von dem Fall im Radio und fühlen sich dazu berufen, der Sache nachzugehen und ihn aufzuklären, klar. 
Zum Glück bringen die beiden neben einer Menge englischen Humor auch ausreichend kriminalistisches Gespür mit. Mausefalle ist ein typischer Krimiabend nach Agatha Christie. Paul und Wally Schmidt schlüpfen selbst in die Rollen der ermittelnden Damen. Die verdächtigen Figuren stammen von Ralf Wagner und Uschi Faltenbacher. Termine: 16., 21. und 22. April. 
Und apropos alte Dame: Der Besuch der alten Dame nach Friedrich Dürrenmatt läuft im Salz+Pfeffer in April und Mai ebenfalls weiterhin. Ein Welterfolg des Nachkriegstheaters, in Puppen übersetzt in der Maskenwerkstatt Marianne Meinl.

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Theater Salz+Pfeffer
Frauentorgraben 73, Nbg.

 
 
Ungewöhnliche Produktionen, gerade im Tanzbereich, finden einen Ort in der Tafelhalle. Z.B., wenn man nicht nur mit Menschen performt, sondern auch drei autonom fahrende Soundroboter mit auf die Bühne holt. Mit zwei Tanzenden zusammen bilden die Robos in Alexandra Rauhs Tanz-Performance mit Soundinstallation Glitching Bodies einen Gesamtorganismus, der die Frage aufwirft, wer hier eigentlich von wem beeinflusst wird. Am 21. und 22. April nochmal anschauen. Und dann gleich am 23. April wiederkommen, wenn der liebe Herr Egi Egersdörfer in der Tafelhalle seine Geschichten aus dem Hinterhaus darbietet. Das Ensemble Kontraste ist außerdem gleich zwei Mal zu Gast: Am 29.04. mit Debussy, Bartok und Ravel für vier Hände, an Klavier und Schlagwerk. Am 07.05. dann lädt Schauspielerin Adeline Schebesch ins Dichtercafé, die uns mitnimmt auf Goethes italienische Reise. Dazu hören wir gerne Mozart. 

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Tafelhalle 
Äußere Sulzbacher Str. 62, Nbg.

 
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