Der Kampf gewonnen? Kunsthäuser bleiben vom Sparzwang verschont

MITTWOCH, 9. NOVEMBER 2022, NüRNBERG

#Bardentreffen, #Blaue Nacht, #Kunsthalle, #Kunstvilla, #Michael Ziegler, #Prof. Dr. Julia Lehner, #Sparmaßnahmen, #Stadt Nürnberg

Seit der Stadtkämmerer Harald Riedel im Oktober Vorschläge zur Sanierung des Nürnberger Haushalts vorgebracht hat, geht in der Stadt die Angst um. Insbesondere in der Kultur. Kulturhalle, Kulturvilla, Bardentreffen, Blaue Nacht, Klassik Open Air – alles, was große städtische Finanzsummen verschlingt, kommt auf den Prüfstand. Am 17. November fallen im Stadtrat Entscheidungen über Sparmaßnahmen. Schon jetzt scheint aber immerhin klar zu sein, wer verschont bleibt – und wer nicht. 

Michael Ziegler, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion, versucht schon seit ein paar Tagen auf seinen Social-Media-Kanälen einen, seiner Meinung nach, falschen Eindruck richtig zu stellen. Weder CSU noch SPD oder Grüne hätten den Vorsatz gefasst, Kulturinstitutionen zu schließen. Für das Ende von Kulturhalle und -villa sei also zu keinem Zeitpunkt eine Mehrheit vorhanden gewesen. “Das Wort vom "Kahlschlag in der Kultur" habe ich zuerst am 21. Oktober in den Nürnberger Nachrichten gelesen, zitiert aus Aussagen der Kulturbürgermeisterin”, so Ziegler. “Ich habe in einem Interview schon damals widersprochen und für die SPD klargestellt: "Schließungen von Kunsthalle oder -villa erteilt er eine Absage." Gegen was wird hier also gekämpft wo der Kampf doch schon lange gewonnen ist?”

Gleichwohl, der Kämmerer müsse alles hinterfragen und alle Fraktionen und Geschäftsbereiche seien jetzt gefordert, Vorschläge einzubringen. Wo kann denn nun gespart, wenn dort nicht? Eine konkrete Antwort kommt nun von Kulturbürgermeisterin Dr. Julia Lehner (CSU): Beim Bardentreffen, dem Klassik Open Air und den Kulturorten jedenfalls nicht, das alles bleibe bestehen wie gewohnt. Dafür gebe es im Vorfeld der Haushaltsberatungen bereits eine Einigung über das Ende des Silvestivals und die Fortführung der Blauen Nacht als Biennale, also ab 2024 nur noch alle zwei Jahre. “Nürnbergs Kultur bezeugt unter anderem hiermit den Willen, zur Konsolidierung des kommunalen Haushalts signifikant beizutragen. Mittelfristig sind jedoch sicher weitere politische Diskussionen über Maßnahmen zu führen, die Nürnbergs Kultur langfristig stabilisieren und unabhängiger machen könnten”, so Lehner.

Im Gespräch mit der Nürnberger Presse haben auch
Andreas Krieglstein (CSU), Thorsten Brehm (SPD) und Achim Mletzko (Bündnis 90/Die Grünen) genau diese Maßnahmen angekündigt. Durch die klare Mehrheit dieser drei Fraktionen im Stadtrat kommt das einer Entscheidung gleich. Thorsten Brehm richtet in diesem Zusammenhang den Appell an die freie Szene, die Strukturen des Silvestivals zu übernehmen, wenn dieses Event weiter bestehen soll. 

Ob das reicht? Im Gespräch mit der SZ sprach Riedel von 6,2 Millionen Euro, die in der Kultur bis 2026 eingespart werden müssten. 50 Millionen muss die überschuldete Stadt, deren Haushalt vom Bezirk nur unter Vorbehalt genehmigt wurde, insgesamt weniger ausgeben. Nürnberg gilt als Bayerns Schuldenkönigin: Die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt 3.200 Euro, der bayernweite Durchschnitt sind 1.600. Nach Riedels Plänen machen davon allein wegfallende Personalkosten 35 Millionen Euro aus. Eine Wiederbesetzungssperre würde dafür sorgen, dass 500 städtische Stellen wegfallen, 62 davon in der Kultur. Eine Maßnahme, die sich bürokratischer und weniger dramatisch anhört als eine Museumsschließung – und deren Konsequenzen deshalb möglicherweise noch unterschätzt werden. 
 




Twitter Facebook Google

#Bardentreffen, #Blaue Nacht, #Kunsthalle, #Kunstvilla, #Michael Ziegler, #Prof. Dr. Julia Lehner, #Sparmaßnahmen, #Stadt Nürnberg

Vielleicht auch interessant...

ROTE GALERIE. Seit Beginn des verbrecherischen Angriffskriegs Russlands vor drei Jahren engagiert sich die Rote Galerie für die Ukraine und zeigt sich solidarisch. Unter anderem mit dem offenen Mikrofon, mit dem bei offensichtlichen Anlässen schnell und unkompliziert die Möglichkeit besteht, Menschen ein Forum zu geben, um mit Gedanken und Gefühlen nicht allein zu sein. Nach den jüngsten und skandalösen Äußerungen Donald Trumps über den Krieg ist ein solcher Anlass gekommen. Der Vorsitzende der Karl-Bröger-Gesellschaft und SPD-Stadtrat Michael Ziegler und der derzeit ausstellende Künstler Dirk Altrichter öffnen die Galerie und das Mikrofon am Montag, 24.02. ab 18 Uhr. Angekündig haben sich u. A. Nasser Ahmed, Nürnbergs SPD-Vorsitzender, die Ambulance for Kids und die Allianz für ein freiheitlich-demokratisches Russland. Jede:r der seine Solidarität ausdrücken möchte, egal in welcher Sprache, ist herzlich willkommen. Es folgt ab 19 Uhr eine Infoveranstaltung mit Antje Rempe, der Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Charkiw-Nürnberg e.V., Thema: "Ukraine - drei Jahre Widerstand - Bericht und Dialog".

Michael Altrichter, der in der Roten Galerie die die Ausstellung "kunst für ukraine — kreativität trifft solidarität" spendet alle Erlöse seiner Kunst an den Partnerschaftsverein. Es ist die vierte Solidaritätsausstellung, die in der Roten Galerie zum Jahrestag des Kriegsbeginns eröffnet hat. Finnisage: 28.02., 18 Uhr.

www.karl-broeger-gesellschaft.de/rote-galerie/  >>
ROTHENBURGER STRAßE. Während die Stadtspitze nach wie vor am Konzept Ausbau des Frankenschnellwegs festhält, wächst der Widerstand in der Bevölkerung. Die einen wollen das ganze Ding durch einen Kanal ersetzt haben, die anderen einfachen nur, dass der Stadtrat nochmal drüber redet. Mittels Bürgerantrag möchte ein breites Bündnis die Politik gar dazu verpflichten, die Alternativen zum Ausbau zu thematisieren. Eine solche wäre das Wohngebiet Frankenschnellweg, für das am Montag schonmal der Grundstein gelegt wird.  >>
20250201_Wochen_gegen_Rassismus
20250201_Staatstheater
20250201_pfuetze
20240601_ebl
20250125_akustika
20250310_Ehrenamt
20250310_VAG
20230703_lighttone
20250311_figurentheaterfestival_1
20250311_Volksfest
20250201_Kaweco
20250201_IHK_AKademie
20250201_Retterspitz
20250201_Umweltreferat