Kathis Slam Kolumne: Quo vadis Poetry Slam?

SAMSTAG, 1. OKTOBER 2022, Nü, Fü, ERL

#E-Werk, #Kathi Mock, #Lesen für Bier, #Lucas Fassnacht, #Michael Jakob, #Parks, #Poetry Slam

Es wird Oktober, es wird Herbst. Damit beenden auch die letzten Veranstaltungen ihre Sommerpause und kehren in die Spielstätten und Regelmäßigkeit zurück. Alles wieder ganz normal, so wie früher. Corona ist ja „vorbei“. Nur eins fehlt: ausreichend Publikum.

„Früher, also früher, da war alles ganz anders. Da war Poetry Slam noch Punk und Underground, in dunklen Kellerkneipen, und es gab Haschkekse zu gewinnen“, so die Erzählungen aus den Anfängen in den späten 1980ern.
„Früher, also früher, da war alles ganz anders. Da war Poetry Slam ein Erfolgskonzept, ausverkaufte Veranstaltungen und grölende Mengen“, so erzähle ich es heuer dem neuen Nachwuchs, die Slam für sich entdecken, und weiß nicht so recht, wie dieser Herbst werden wird. Veranstaltungen sind geplant, Künstler*innen gebucht, es kann losgehen, es wird losgehen. Ein mulmiges Gefühl bleibt, und nicht nur, weil vielleicht wieder Corona-Einschränkungen und -Maßnahmen kommen werden. Auch bei Kultur geht’s halt um Wirtschaftlichkeit und die war schon lange nicht mehr so bedroht. Denn auch der Sommer war nicht das, was er mal war.
Dabei ist das mitnichten ein reines Poetry-Slam-Phänomen, hier trifft es die gesamte Kulturbranche, insbesondere die Kleinkunst. Theater, Konzerte, Lesungen: alle bangen, alle sitzen im selben Boot. Eigentlich sollte es jetzt doch wieder „normal“ werden, so wie „vor Corona“. Es zeigt sich jedoch ein anderes Bild. Alles Verschobene der letzten zweieinhalb Jahre wurde gefühlt auf einen Schlag diesen Sommer nachgeholt. Nicht nur Veranstaltungen, auch Familienfeste, Hochzeiten und runde Geburtstage, da blieb halt nicht viel Zeit für anderes. 2022 ist zudem geprägt von Krisen, Inflation und Sorgen. Förderungen wie „Neustart Kultur“ werden auslaufen, denn aktuell gibt es Wichtigeres. Leere Mägen sind nun mal schlimmer als leere Säle.
Dennoch geht es hier nicht nur um die Frage, wie systemrelevant Kultur ist, sondern auch, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen. Wir alle prägen die Kulturlandschaft von morgen. Wenn wir die Vielfalt und kleinen Schätze erhalten wissen wollen, dann müssen wir uns Karten im Vorverkauf besorgen und zu den Veranstaltungen gehen. Gewöhnt euch die Kulturbesuche wieder an, denn nichts geht über die Experience von Live-Formaten! Und damit meine ich nicht Helene Fischer auf einem hunderte Meter entfernten Screen anzugucken und dafür erst-mal 200 km mit dem Auto fahren zu müssen.
Wir wollen doch Melody Mandy, Hackbrett-Schorsch und Piano Joe aus Fivas Song „Kleinkunst“ genauso hören wie Yannik, Maron, Lucia, Rahel und all die anderen Slammer*innen aus nah und fern. Und das hier in der Metropolregion, mit dem Fahrrad oder ÖPNV erreichbar. Das soll erhalten bleiben.
Poetry Slam bietet eine Bühne, wo wahre Worte gesprochen, für Verben geworben, mit der Fantasie geflirtet und mit dem Publikum interagiert wird. Ohne Publikum ergibt Slam keinen Sinn.
Aber wenn ihr kommt, dann geben alle ihr Bestes. Versprochen.

Vivat Poetry Slam!

KATHIS SLAM-EMPFEHLUNGEN OKTOBER & NOVEMBER

LESEN FÜR BIER
MIT LUCAS FASSNACHT UND PAUL WEIGL
MI 19.10. / 18:00 // PARKS Nürnberg // Eintritt 6/8 Euro
O‘zapft ist! Nicht nur Oktoberfest, auch das wahnwitzige Format „Lesen für Bier“ geht wieder los. Im Oktober lädt sich Lucas Fassnacht den performativen Paul Weigl ein, der frisch aus Berlin wieder zurück nach Bayern gezogen ist, und die beiden lesen, was auch immer ihr mitbringt. Nach jedem Vortrag entscheidet das Publikum per Applaus, ob der Text oder die Performance besser war. Hat die Performance überzeugt, geht das Bier an den*die Künstler*in. War der Text besser, erhält die Person das Bier, welche den Text zur Verfügung gestellt hat! Und schon nimmt der Abend seinen Lauf.

FRANKENSLAM XVI
Die 16. Fränkische Poetry-Slam-Meisterschaft
SA 12.11. / 19:30 // Stadttheater Fürth / Eintritt ab 8,80
Deutschlands älteste Regionalmeisterschaft im Poetry Slam – der FRANKENSLAM – feiert ihren 15. Geburtstag! Nach 2019 treten am 12. November bereits zum zweiten Mal im Stadttheater Fürth elf der besten fränkischen Poetry Slammer*innen auf, um sich am Ende des Abends die Krone der fränkischen Bühnendichtkunst auf‘s Haupt zu legen. Moderiert von Michael Jakob.
Karten gibt es beim Stadttheater Fürth.

ALLE SLAM-TERMINE OKTOBER & NOVEMBER

15.10. / 19:30    Slam im Parks / PARKS, Nbg
16.10. / 20:00     Poetry Slam / E-Werk Saal, Erlangen
19.10. / 19:00    U20 Poetry Slam / E-Werk Kellerbühne, Erlangen
19.10. / 20:00    Lesen für Bier / PARKS, Nbg
25.10. / 20:00    Südslam / Südpunkt, Nbg
12.11. / 19:30    Frankenslam XVI / Stadttheater Fürth
12.11. / 19:30    Slam im Parks / PARKS, Nbg
13.11. / 20:00     Poetry Slam / E-Werk Saal, Erlangen
16.11. / 19:00    U20 Poetry Slam / E-Werk Kellerbühne, Erlangen
23.11. / 20:00    Lesen für Bier / PARKS, Nbg
29.11. / 20:00    Wortgefecht / Südpunkt, Nbg

Kathi Mock
hat 2010 Poetry Slam für sich entdeckt und seither zahlreiche Auftritte im gesamten deutschsprachigen Raum absolviert.
Seit 2014 lebt sie in Erlangen, wo sie seit 2015 den monatlichen U20-Poetry-Slam mitorganisiert und moderiert. Seit Februar 2020 organisiert sie zudem die monatlichen Poetry Slams im Nürnberger Parks und Erlanger E-Werk, ist abwechselnd mit Lucas Fassnacht Gastgeberin bei „Lesen für Bier“ im Parks und Mitglied beim Improvisationstheaterensemble „holterdiepolter!“ in Nürnberg.
Die Poetry-Slam-Kolumne in curt gibt es inklusive der Pandemie-Pausen seit März 2019.




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#E-Werk, #Kathi Mock, #Lesen für Bier, #Lucas Fassnacht, #Michael Jakob, #Parks, #Poetry Slam

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